Wie die westlichen Geheimgesellschaften ihre Ziele realisieren

Da okkulte Brüderschaften ganz geheim, im Verborgenen bleiben, kann die Frage entstehen, wie sie denn dann ihre Ziele im öffentlichen Leben erreichen. Aber die Mitglieder dieser Logen gehören ja als Bürger dem öffentlichen Leben an, sind reiche Unternehmer, Banker, Wissenschaftler, Herausgeber von Zeitungen, Journalisten, Politiker, Mitglieder von „Think-Tanks“ und haben so vielfältige Möglichkeiten, ihre Ziele unauffällig in das Bewusstsein einflussreicher Menschen einsickern zu lassen oder auch das der Öffentlichkeit in einem bestimmten Sinne zu formen. Dabei bedienen sie sich u.a. auch okkulter Methoden, die von den meisten Menschen nicht durchschaut werden. Es ist daher von großer Wichtigkeit, auf diese Übergangsstellen aufmerksam zu werden.

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Wie schon im vorigen Artikel werde ich vielfach Rudolf Steiner zu Wort kommen lassen, der wie kein anderer diese Machenschaften durchschaut und in vielen Vorträgen während und nach dem 1. Weltkrieg ernst und mahnend darauf aufmerksam gemacht hat. Er wies darauf hin, dass Gedanken geistige Kräfte sind, und das gedankliche Durchschauen dieser Dinge durch eine Anzahl von Menschen schon manches verhindern oder ihm die Spitze abbrechen könne.

Logen-Netzwerk

Da die Ziele der westlichen Geheimgesellschaften global, menschheitlich sind, kommt es ihnen darauf an, an wichtigen Orten der Welt Logen zu gründen, die lokal in ihrem Sinne arbeiten. So beschrieb Rudolf Steiner am 8.1.1917 (GA 174, Aufl. 1966, S. 89 ff.),
„dass die erste Hochgradloge in Paris von England aus begründet worden ist, nicht von Frankreich aus! Nicht Franzosen, sondern Briten haben sie begründet; sie haben die Franzosen in ihre Loge nur eingefädelt. Halten Sie auch den Umstand damit zusammen, dass, sich anschließend an diese Hochgradloge, die 1725 von England aus in Paris begründet wurde, dann 1729 eine der erstbegründeten entsprechenden Loge in Paris selbst vom Grand-Orient sanktioniert wurde.
Dann erfolgten, wiederum von England aus, Gründungen in Gibraltar 1729, Madrid 1728, Lissabon 1736, Florenz 1735, Moskau 1731, Stockholm 1726, Genf 1735, Lausanne 1739, Hamburg 1737.

Ich könnte das Verzeichnis lange fortsetzen (Hervorhebungen hl.); ich könnte Ihnen zeigen, wie mit einem Netz, zwar andern Charakters als im Britischen Reich selber, diese Logen gegründet worden sind als die äußeren Instrumente für gewisse okkultistisch-politische Impulse.

Neben den sich überschlagenden Wandlungen, wie sie sich historisch zeigen etwa in dem Furor der Jacobiner, dem politischen Wirken der Carbonari, der Cortes in Spanien und anderen ähnlichen Zusammenhängen, spielen sie auch stark hinein in die kulturgeschichtliche Entwicklung und treiben Ranken, die man verfolgen kann bis in die Werke der größten Geister jener Zeit. Man denke an die von Rousseau ausgehende Naturphilosophie, an die immer zynischer werdende, jedoch zuerst aufklärerisch wirkende kritische Philosophie eines Voltaire, an die den damaligen Zynismus überwinden wollenden Bemühungen der Illuminaten und ähnlicher Kreise.
Diese fortschrittlichen Kreise wurden von der Reaktion zertreten und wirkten unterirdisch mannigfaltig weiter.“

In den Logen im Britischen Reich selbst hätten Anfang des 18. Jahrhunderts durchaus noch „sehr respektable Interessen“ im Mittelpunkt gestanden. (Was sich spätestens Ende des 19. Jahrhunderts dort auch geändert hat.) Aber in all den Gründungen außerhalb des eigentlichen Britischen Reiches, seien von der Freimaurerei bereits ausschließlich oder hauptsächlich politische Interessen verfolgt worden.

Parallelströmung zur Demokratie

Rudolf Steiner macht dann darauf aufmerksam, dass in der modernen Demokratie-Bewegung die Wirksamkeit der Logen übersehen werde, die sich der demokratischen Institutionen bedienten.

Die neuere Geschichte gehe seit dem 17.Jahrhundert darauf aus,
„zu demokratisieren, in dem einen Land mit größerer, in dem andern mit geringer Geschwindigkeit, indem man den Wenigen die Macht wegnimmt und sie über große Massen ausbreitet. … Der Drang nach Demokratisierung geht durch die neuere Zeit in mehr oder minder beschleunigtem Tempo, so dass sich verschiedene Strömungen dabei bilden. Aber es ist ein Fehler, überall da, wo mehrere Ströme in Betracht kommen, nur den einen zu verfolgen. Strömungen verlaufen eben in der Welt so, dass immer die eine das Komplement der andern ist. … Aber die Menschen werden gewöhnlich, ich möchte sagen, hypnotisiert, immer nur auf die eine Strömung zu blicken und sehen dann die historische Parallelströmung nicht. Wenn man einem Huhn den Schnabel in den Erdboden drückt und eine Linie zieht, so läuft es bekanntlich dieser Linie entlang. So sind die Menschen heute, besonders die Universitätshistoriker, sie betrachten immer nur eine Seite, daher können sie niemals den historischen Gang wirklich verstehen.

Als eine Parallelströmung zu der demokratischen ergab sich die Benutzung okkulter Motive in den verschiedenen Orden. …. Geistig sind sie ja durch ihre Zwecke und Ziele nicht, aber, sagen wir, es entwickelte sich eine geistige Aristokratie parallel zu jener Demokratie, die in der Französischen Revolution wirkte,
es entwickelte sich die Aristokratie der Loge.

Wollte man als Mensch in der heutigen Zeit klar sehen, um der Welt offen gegenübertreten und sie verstehen zu können, so müsste man sich nicht durch die demokratische Logik, die ja nur in ihrer eigenen Sphäre berechtigt ist, durch Phrasen über den demokratischen Fortschritt und so weiter blenden lassen; man müsste eben auch hinweisen auf jenes Einschiebsel, das sich geltend machte in dem Bestreben, den Wenigen die Herrschaft zu verschaffen durch die Mittel, die man im Schoß der Loge hat, dem Ritual und seiner suggestiven Wirkung.
Auf dieses müsste man auch hinweisen.

Im materialistischen Zeitalter hat man das wohl verlernt, aber vor den fünfziger Jahren haben die Leute schon auf diese Dinge hingewiesen. Und schlagen Sie philosophische Historiker aus den Jahren vor 1850 auf, so werden Sie sehen, dass die auf den Zusammenhang der Französischen Revolution und aller folgenden Entwicklung mit den Logen hinweisen. In den Zeiten, die als vorbereitend für die Gegenwart in Betracht kommen, hat sich die westliche geschichtliche Entwickelung, die westliche Welt niemals von den Logen emanzipiert. Immer war der Einfluss der Logen stark wirksam, das Logentum wusste die Kanäle zu finden, um den Gedanken der Menschen gewisse Richtungen einzuprägen.
Und wenn man ein solches Netz gesponnen hat, wovon ich Ihnen nur einzelne Maschen angegeben habe, dann braucht man nur auf den Knopf zu drücken und die Sache wirkt weiter“
(a.a.O.).

Am 28.10.1917 (GA 177, Aufl. 1968, S. 247 f.) fügte Rudolf Steiner zu diesem Thema hinzu, wie die Strukturen der Demokratie von Leuten im Hintergrund benutzt werden:
Sie werden vielleicht schon gehört haben, dass von gewissen Leuten immer wiederum in die Welt posaunt wird: Die Demokratie muss die ganze Kulturwelt ergreifen. Demokratisierung der Menschheit ist dasjenige, was das Heil bringt; dafür muss man nun alles kurz und klein schlagen, damit die Demokratie sich ausbreitet in der Welt. –

Ja, wenn die Menschen einfach so fortleben, dass sie die Dinge, die als Begriffe an sie herantreten, nur so an sich herankommen lassen, also ganz aufgehend in dem Begriffe Demokratie, dann haben sie eben den Begriff Demokratie so, wie ich ihn als Definition des Menschen angeführt habe: Ein Mensch ist ein Wesen, das zwei Beine und keine Federn hat: ein gerupfter Hahn. – Denn ungefähr so viel, wie der, dem man einen gerupften Hahn zeigt, vom Menschen weiß, wissen die Menschen, die heute die Glorie der Demokratie verkündigen, von der Demokratie. Man nimmt Begriffe für Wirklichkeiten.

Dadurch aber ist es möglich, dass die Illusion sich an die Stelle der Wirklichkeit setzt, wenn es sich ums Menschenleben handelt: indem man die Menschen einlullt und einschläfert durch die Begriffe. Dann glauben sie, in ihrem Streben gehe es dahin, dass jeder Mensch seinen Willen zum Ausdruck bringen könne durch die verschiedenen Einrichtungen der Demokratie,
und merken nicht, dass diese Strukturen der Demokratie so sind, dass immer ein paar Menschen an den Drähten ziehen, die andern aber werden gezogen.

Doch weil man ihnen immer vorredet, sie sind in der Demokratie drinnen, merken sie nicht, dass sie gezogen werden, dass da einzelne ziehen. Und umso  besser können diese einzelnen ziehen, wenn die andern alle glauben, sie ziehen selbst, sie werden nicht gezogen. – So kann man ganz gut durch abstrakte Begriffe die Menschen einlullen, und sie glauben das Gegenteil von dem, was Wirklichkeit ist.

Dadurch können aber die dunklen Mächte gerade am allerbesten wirken. Und wenn einmal einer aufwacht, so wird er eben nicht berücksichtigt. Interessant ist es, wie 1910 einer den schönen Satz geschrieben hat:
dass es dem Großkapitalismus gelungen ist, aus der Demokratie das wunderbarste, wirksamste, biegsamste Werkzeug zur Ausbeutung der Gesamtheit zu machen.

Man bildet sich gewöhnlich ein, die Finanzleute seien Gegner der Demokratie – schreibt der betreffende Mann -; ein Grundirrtum. Vielmehr sind sie deren Leiter und deren bewusste Förderer. Denn diese –
die Demokratie nämlich – bildet die spanische Wand, hinter welcher sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen die etwaige Empörung des Volkes.

Da hat einmal einer, der aufgewacht ist, gesehen, wie es nicht darauf ankommt, von Demokratie zu deklamieren, sondern wie es darauf ankommt, die Wirklichkeit zu durchschauen, nichts auf alle solche Schlagworte zu geben, sondern zu sehen, was wirklich ist. Heute wäre dies ganz besonders notwendig, denn man würde dann sehen,
von wie wenigen Zentren aus die Ereignisse heute eigentlich gelenkt und geleitet werden, die so furchtbar, so blutig über die ganze Menschheit hin walten.

Darauf wird man nicht kommen, wenn man immer in dem Irrwahn lebt, die Völker bekämpfen sich; wenn man sich immer einlullen lässt von der europäischen und amerikanischen Presse über irgendwelche Beziehungen, die in den gegenwärtigen Ereignissen zwischen den Völkern sein sollen. Das alles, was da gesagt wird über Antagonismus und Gegensätzlichkeit der Völker, das ist dazu da, um über die wahren Gründe den Schleier zu breiten. Denn nicht dadurch, dass man von Worten heute zehrt, um diese Ereignisse zu erklären, kommt man zu irgendeinem Resultat, sondern dadurch, dass man auf die konkreten Persönlichkeiten hinzeigt.

Das wird nur manchmal unbequem. Und derselbe Mann, der diese Sätze niedergeschrieben hat 1910, der aufgewacht ist, der hat auch in demselben Buche eine recht unangenehme Rechnung angestellt. Er hat nämlich eine Liste aufgestellt von fünfundfünfzig Männern, die in Wirklichkeit Frankreich beherrschen und ausbeuten. Diese Liste gibt es in dem Buche „La Demokratie et les Financiers“ 1910, von Francis Delaisi, von demselben Mann, der das ja mittlerweile berühmt gewordene Buch „La Guerre qui vient“ geschrieben hat, das letztere 1912, das Buch „La Demokratie et les Finaciers“ 1910. In diesem Buche finden Sie Sätze von fundamentaler Bedeutung. Da ist einmal ein Mensch aufgewacht gegenüber der Wirklichkeit. In diesem Buche „Die Demokratie und die Finanzwelt“ liegen Impulse, um vieles von dem zu durchschauen, was heute durchschaut werden sollte, vieles aber auch zu zerhauen von dem, was als Nebel über die Gehirne der Menschen hin zum Fluten gebracht wird. Auch über diese Dinge muss man sich entschließen, die Wirklichkeit ins Auge zu fassen. (…)              

In diesem Buche finden Sie z.B. auch eine sehr schöne Darstellung von der üblen Lage, in der eigentlich ein Parlamentarier ist. Nicht wahr, die Menschen glauben, so ein Parlamentarier stimmt nach seiner Überzeugung ab. Aber würde man alle die Fäden kennen, durch die ein solcher Parlamentarier zusammenhängt mit der Wirklichkeit, dann würde man erst wissen, warum er in einem Fall ja und im andern Fall nein sagt. … Delaisi wirft die Frage auf, indem er einen Parlamentarier ins Auge fasst: Auf welche Seite soll sich der arme Mann stellen? Das Volk zahlt ihm jährlich dreitausend Francs Diäten, die Aktionäre (einer Versicherung) dreißigtausend Francs! – Die Frage stellen, heißt sie schon beantworten.“

Präparierung der Logenmitglieder

Okkulte Logen sind hierarchisch nach „Einweihungs-Graden“ organisiert. Das Fußvolk ist natürlich nicht in die tiefsten Ziele und Methoden eingeweiht. Damit es aber ganz in deren Sinne denkt und handelt, wird es mit okkulten Methoden entsprechend seelisch präpariert. Im Vortrag vom 4.4.1916 (GA 167) machte Rudolf Steiner dazu grundlegende Ausführungen:

„Es ist im Grunde genommen dasjenige, was da als okkulte Brüderschaften gemeint ist, eine recht komplizierte Sache. Aber diese komplizierte Sache baut sich überall auf einem Unterbau auf, der Menschen heranzieht in einer gewissen Richtung dadurch, dass er sie in einer Art von Kultus vereinigt, dass er ihnen gewisse Symbole überliefert, dass er sie gewissermaßen in einem Dienst vereinigt, der in gewissen Symbolen zum Ausdruck kommt.“

Diese grundlegenden Symbole und kultischen Gebärden stammten aber aus der griechisch-römischen, der vierten nachatlantischen Kulturepoche, in der die Menschen noch eine ganz andere Seelenverfassung hatten, aus der heraus sie diese Symbole und ihre Bedeutung lebendig empfunden und instinktiv mit Gefühlen der Ehrfurcht behandelt hätten.

Aber die kompliziertere Gebärdensprache in ´Zeichen, Griff und Wort`, wie sie verbreitet ist innerhalb der geheimen Verbrüderungen, die konnte man seit dem vierzehnten, fünfzehnten Jahrhundert nicht mehr den Menschen so beibringen, dass sie noch etwas von der Realität spürten. … Aber sie setzten sich fort unter anders gearteten Seelen in den letzten Jahrhunderten. Man brachte auch da – bleiben wir bei diesem Elementarsten stehen – Zeichen, Griff und Wort bei. Aber die Leute konnten nichts mehr verbinden mit Zeichen, Griff und Wort. … Es war etwas Äußerliches; … denn in dem fünften (gegenwärtigen) nachatlantischen Zeitraum … begann (der Mensch), auf seinen an das physische Gehirn gebundenen Verstand angewiesen zu sein.
Was aber tritt jetzt auf? Ich bitte Sie ganz genau sich anzuhören, was jetzt auftreten muss.“

In das Bewusstsein des gewöhnlichen Verstandes wirkten Zeichen, Griff und Wort nicht erlebend herein, für die bleibe es ein äußerliches Zeichen, etwas ganz Äußerliches. Aber unbewusst wirkten sie doch auf die Lebenskräfte-Organisation, die dem Denken zugrunde liege.

„Das dürfte man selbstverständlich überhaupt nicht machen, was ich jetzt beschrieben habe, sondern man müsste auf dem Weg vorgehen, der geboten ist durch die Entwicklung des Menschen. Und der besteht darin, dass man durch den Verstand des Menschen geht, so dass man also dasjenige, was der Verstand begreifen kann, was der Verstand erlernen kann, zuerst an den Menschen heranbringt.“

Und das sei das spirituelle Wissen, das heute auf dem streng wissenschaftlichen Wege der anthroposophischen Geisteswissenschaft gewonnen werde. Das müsse zuerst erworben und durchdrungen werden, und erst dann könne man dazu geführt werden, Zeichen Griff und Wort zu empfangen. Denn dann sei man dazu vorbereitet, mit Verständnis damit umzugehen.

„Das wird in den okkulten Verbrüderungen in der Regel nicht gemacht. (Da) werden die Leute einfach, ohne vorher irgendwie Geisteswissenschaft oder Okkultismus gelernt zu haben, aufgenommen in den ersten Grad. Es wird ihnen Zeichen, Griff und Wort und noch manches andere an Symbolen überliefert, und man wirkt, weil sie vorher nicht etwas gelernt haben von der geistigen Welt, auf ihr Unterbewusstes, auf dasjenige, was nicht mit ihrem Bewusstsein zusammenhängt. …

Die Folge davon ist, dass man, wenn man will, die Leute zu gefügigen Werkzeugen für allerlei Pläne machen kann, ganz selbstverständlich. Denn wenn Sie den Ätherleib (die Lebenskräfte-Organisation) bearbeiten, ohne dass der Mensch es weiß, so schalten Sie dieselben Kräfte, die er sonst in seinem Verstande hätte, aus, wenn Sie nicht dann dem Verstande etwas geben, was heute Geisteswissenschaft sein muss.

Die schalten Sie aus, und Sie machen dann solche Brüderschaften zu einem Werkzeug für diejenigen, die ihre Pläne, ihre Ziele verfolgen wollen. Sie können dann solche Brüderschaften gleichzeitig irgendwie dazu verwenden, irgendwelche politischen Ziele zu verfolgen. …
Und diejenigen, die also präpariert sind, werden sich zu Instrumenten machen, um das in die Welt hinauszutragen.
Man braucht dann nur in der entsprechenden Weise unehrlich und unrechtschaffen zu sein, dann kann man alles Mögliche auf diesem Wege erreichen dadurch, dass man sich zunächst Instrumente schafft….

Erklären heißt nicht, dass man sagt: Dieses Symbol bedeutet das, und dieses Symbol bedeutet das, denn da kann man jedem jedes Zeug vormachen, sondern der Unterricht müsste so geartet sein, dass man zunächst aus dem Gang der Erden- und Menschheitsgeschichte die Geheimnisse enthüllt und dann daraus die Symbolik entstehen lässt. So ist das dort nicht, sondern da werden die Symbole einfach geboten, ja, sie werden nicht nur einfach geboten auf diese Weise, sondern es werden sogar die Symbole noch auf andere Weise geboten, indem man in der Literatur auch nicht so vorgeht, wie unsere Geisteswissenschaft z.B. vorgeht (alles in Begriffen darstellen, hl), sondern indem man in der Literatur so vorgeht, dass man eigentlich alles symbolisch gibt.“

Beeinflussung anderer

 Die Beeinflussung der Bevölkerung durch Angehörige der westlichen Geheimgesellschaften findet in größtem Stile statt. Rudolf Steiner beginnt im Vortrag vom 9.12.1916 (GA 173) mit einem konkreten Beispiel.

Im Jahre 1889 schrieb Richard Graf von Pfeil (Offizier, Schriftsteller, Kgl. preuß. Generalmajor, hl), der sich in Petersburg aufgehalten und umgesehen hat, die folgenden Zeilen über den damals regierenden Kaiser von Russland: `

´Der Gesamteindruck, den mir Kaiser Alexander III. machte, war der von mir lange vermutete: dass er absichtlich von seiner Umgebung in einem tiefen Misstrauen gegen Deutschland gehalten werde, und dass sich dieses Misstrauen  nunmehr derart in ihm eingewurzelt habe, dass an eine Änderung kaum noch zu denken sei. Er war von seiner tiefen Friedensliebe mit Recht überzeugt, glaubte aber auch allen seinen Ratgebern und den sonstigen maßgebenden Persönlichkeiten in Russland, von denen viele den Frieden durchaus nicht so wünschten wie er.`

Sie haben also an hervorragender Stelle einen Menschen, den man so beschreiben muss: Er ist beeinflussbar für diejenigen, die sich zur Beeinflussung an ihn herandrängen, die sich aber nicht selber zeigen, nicht in den Vordergrund treten wollen. Nehmen Sie an, jemand, der gewisse Zusammenhänge … kennt und sie in seinem Sinne oder im Sinne irgendeiner Gemeinschaft ausnützen will – was tut der? Er sucht sich an eine solche Persönlichkeit heranzubringen, indem er die Vorstellung erweckt, dass es ihm ganz fern liegt, irgendeinen Einfluss zu gewinnen, so dass niemand bemerkt, dass er Einfluss gewinnen will. Aber er gewinnt diesen Einfluss.

Man braucht ja nur zu handhaben gewisse Arten, seine Sätze zu formen, seine Wendungen zu gebrauchen, um in der Lage zu sein, einfach durch die Formung gewisser Sätze, durch das Aussprechen gewisser Worte und durch noch andere Mittel, die ich nicht schildern will, jemanden in eine bestimmte Richtung zu bringen.
Die Welt wird selbstverständlich, weil sie bis zu einem gewissen Grade unaufmerksam, das heißt im Urteil mancher Leute gutmeinend ist, darauf abstellen: Nun, der ist von seiner Friedensliebe mit Recht überzeugt; er glaubt aber auch allen seinen Ratgebern und sonstigen maßgebenden Persönlichkeiten!
(…)
Es kommt da schon zu ganz merkwürdigen Erscheinungen. So gibt es heute eine interessante Abhandlung von einem Manne, der während dieses Krieges den Tod auf dem  Schlachtfeld gefunden hat. Sie handelt von dem Parallelismus zwischen der französischen Politik und den französischen Geheimorden, und sie zeigt, wie in beiden die Dinge ganz parallel gehen, wie in beiden die gleichen Kräfte leben.

Viel intimer, viel verborgener sind die Dinge bei der englischen Politik, die ganz beeinflusst ist von dem, was in solcher Weise hinter ihr steckt. Da handelt es sich dann darum, die Wege zu finden, um die entsprechenden Menschen an die richtigen Plätze zu befördern. Okkultistische Menschen, im Hintergrunde stehend, sind oftmals bloße Einser und bedeuten für sich nichts Besonderes; sie brauchen noch etwas, was hinzukommt: sie brauchen Nullen. Nullen sind ja nicht Einser; aber dann wird gleich eine Zehn daraus. Fügt man noch weitere Nullen dazu, so wird, wenn die Eins irgendwo steckt, gar bald mancherlei daraus, zum Beispiel Tausend, obwohl jede Null nur eine Null ist; und wenn die Eins zugedeckt ist, so sind eben nur die Nullen sichtbar.“

Wirkung durch die Medien

Rudolf Steiner setzt in dem genannten Vortrag fort:
„Wir müssen uns nun klar sein, dass in vielem, was nun öffentlich gelesen werden kann, was gedruckt wird, was sonst irgendwie hineinsickert in das menschliche Zusammenleben, solche Dinge (bestimmte okkulte Lehren und Impulse, hl) hineinfließen. Man hat schon die Mittel und Wege, sie so einfließen zu lassen, dass man das nicht erkennt… Man sagt eben die Dinge anders; es handelt sich ja darum, dass man einen suggestiven Einfluss ausüben kann. Und man tut sagend und sagt tuend, und man kann oftmals dasjenige tun, was entgegengesetzt ausschaut von dem, was eigentlich geschehen soll und was man wirklich tut.

Betrachten Sie solche Dinge, wie ich sie skizzenhaft jetzt geschildert habe, wie eine Art geistiger Atmosphäre; denn dass sie eine Art geistiger Atmosphäre sind, dafür wird schon gesorgt. Man kann da oder dort etwas recht Harmloses lesen, aber zwischen den Zeilen – und dieser Begriff „zwischen den Zeilen“ kann dabei etwas recht Reales sein – liest man etwas ganz anderes mit, erfährt etwas ganz anderes, schaut etwas ganz anderes an.
Nun sind die Menschen hineinversetzt in diese Atmosphäre, ihre Gedanken bilden sich danach.

Manchmal nehmen die Gedanken der gescheitesten Leute ganz besondere Formen an. Will man also Menschen beurteilen, wie sie denken, so genügt es nicht, den Enthusiasmus der Unaufmerksamkeit zu entwickeln, von dem ich jetzt öfters gesprochen habe, sondern man muss aufmerksam sein für das, was als Atmosphäre da ist, in der die Menschen leben. Denn das ist etwas Konkretes, nicht jenes Nebulose, Abstrakte, von dem viele Leute reden und was sie Einfluss des Milieus nennen. … Dieses Milieu geht eben ganz konkret aus gewissen Strömungen hervor. Es ist nicht das Unbestimmte, das viele Leute meinen.“

Am 22. Januar 1917 (in GA 174) fügt er hinzu:

„In vielen Vorstellungen, die unwahr sind, liegt, indem die Menschen sie glauben, eine starke okkulte Kraft.
Und wie früher andere Medien gedient haben demjenigen, was als Impulse wirken sollte, so dient in unserem fünften nachatlantischen Zeitraum namentlich die Buchdruckerkunst und alles dasjenige, was mit dem merkantilistischen Wesen zusammenhängt. Von dem Schlimmen, was kommen wird, haben wir ja einen Vorgeschmack schon in der starken Abhängigkeit desjenigen, was durch die Buchdruckerkunst hervorgebracht wird als Presse, heute von merkantilistischen Gruppen, von Menschen, die alles andere wollen als dasjenige, was sie in ihren Blättern sagen. Sie wollen Geschäfte machen oder durch Geschäfte dies oder jenes erreichen und haben dafür das Mittel,
Ansichten verbreiten zu lassen, auf deren Wahrheit es nicht ankommt, sondern die der Entrierung (dem Einfädeln, hl) gewisser Geschäfte und dergleichen dienen.

Heute ist es ja gut, wenn man bei vielem, was gedruckt in der Welt herumgesendet wird, nicht frägt: Was meint der Betreffende? – sondern: In wessen Dienst steht er? Wer bezahlt die eine oder andere Meinung?
Das ist dasjenige, worauf es heute vielfach ankommt. Dies nicht etwa zu unterdrücken, sondern als ein wichtiges okkultes Mittel zu fördern, das ist gerade dasjenige, was jene okkulten Brüderschaften wollen, weil das ihnen dient. Und wenn es immer weniger darauf ankommt, was gesagt wird, sondern nur darauf, dass das nach einer gewissen Richtung hin im Dienste von Gruppen Stehende auf Menschen wirkt, dann ist für solche okkulten Brüderschaften ein wichtiges Ziel erreicht.

Diese Dinge so klar wie möglich, so trocken wie möglich ins Auge zu fassen, darauf kommt es an. … Natürlich müssen Sie nicht bei allem gleich schwarze Magie vermuten. Aber die Dinge, die einmal da sind, werden in den Dienst grauer oder schwarzer Magie gestellt.“

Die Beeinflussungsmöglichkeiten der Presse vor hundert Jahren, die Rudolf Steiner hier andeutet, haben sich ja inzwischen durch das Hinzukommen von Rundfunk, Fernsehen und Internet in ungeheurem Maße erweitert. Da gibt es für jeden ein großes Anschauungsmaterial und Forschungsfeld.

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Das Thema wird fortgesetzt.