Sonntagsansichten: Du selber sein

In der gegenwärtigen Zeit, in der wir von Lügen, Täuschungen und schnellen Verleumdungen nur so umstellt sind, ist es schwer, die innere Unabhängigkeit von allen aufgeblähten äußeren Autoritäten und das unerschütterliche Streben nach der Wahrheit und den eigenen Lebensidealen aufrecht zu erhalten, das heißt, sich selber, seinem eigenen höheren Ich, treu zu bleiben. Das folgende Gedicht von Hans Spielmann, einem modernen Troubadour aus Schwaben, kann uns dazu Ansporn geben.

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Du selber sein

Wenn klar du bleiben kannst, ob rings die Menge,
verwirrt im Geiste, dich den Wirrkopf heißt,
wenn du noch lächeln kannst, trotz all der Strenge,
mit der man dir so manche ´Schuld` beweist;
wenn Warten du gelernt hast ohne Maßen
und als Belog`ner selber wahr zu sein,
wenn du mit Gleichmut überwandest Hassen
und trautest deinem graden Sinn allein –

Wenn du ein Träumer sein kannst, doch mit Wissen,
Gedanken spinnst, doch freien Blick bewahrst;
wenn du des Unglücks Last, des Glückes Kissen
mit unbeirrter Seelenruhe paarst;
wenn du den kühnsten Traum, der dich begleitet,
geduldig hüten lerntest – Teil um Teil,
wenn dich die eig`ne Wahrheit sicher leitet,
und scheint der Weg zum Ziel auch noch so steil –

Dann kannst du unter Narren dich bewahren,
mit Königen sprechen, ohne klein zu sein.
Ob sich dann Freunde oder Feinde um dich scharen,
du wirst doch immer nur du selber sein.
Du füllst den Zeitenraum der schnellen Stunde
mit frohen Taten, ehe sie dahin.
Dann sind dir Erd` und Himmel beid` im Bunde,
dann bist du Mensch, dann hat dein Leben Sinn!

Wenn alles, was du nach und nach gewonnen,
auf einen Wurf du ruhig gibst dahin –
und ohne Zögern deines Lebens Brunnen
zu frischem Leben weckst und Neubeginn,
wenn klar du deinem Herzen kannst befehlen –
und schlüg` es gleich wie in verlass`nem Haus,
und zu dir sprechen, tief in deiner Seelen:
,,Halt aus, mein Wille! Wanke nicht! Halt aus!”

Dann kannst du unter Narren dich bewahren,
mit Königen sprechen, ohne klein zu sein.
Ob sich dann Freunde oder Feinde um dich scharen,
du wirst doch immer nur du selber sein.
Du füllst den Zeitenraum der schnellen Stunde
mit frohen Taten, ehe sie dahin.
dann sind dir Erd` und Himmel beid` im Bunde!
Dann bist du Mensch! Dann hat dein Leben Sinn!

Hans Spielmann
Originaltitel: „Wenn klar du bleiben kannst…“,
inspiriert durch das Gedicht “If …” von Rudyard Kipling,
aus dem Begleitheft zur CD „Singe, mein Herz!“ von Hans Spielmann
(erhältlich ausschließlich im Direktversand bei www.liedersonne.com)

Vor über 30 Jahren gab Hans Spielmann, der mit bürgerlichem Namen Hanns Fuchs heißt, seinem Leben eine vollständige Wende. Er ließ seinen Beruf als Heilerziehungspfleger ruhen und widmete sich fortan als moderner Troubadour voll und ganz der Straßenmusik, insbesondere für Kinder.
Zu ihm und seinem Leben: wueste-welle.de
Seine Webseite: www.liedersonne.com

9 Kommentare zu „Sonntagsansichten: Du selber sein“

  1. Ein schönes und anrührendes Gedicht. Es trifft bspw auch meine Situation. Hans Spielmann verweist auf das, was wichtiger ist als alle politischen Theorien, mediales Gezeter, VIPs, Wichtigtuerei. Wichtiger als alle Art von Strukturdebatten ist die Frage nach dem Menschen, nach mir selber. Habe ich eine innere Stimme ? Höre ich auf sie ? Verbiege ich mich, wenn diese Stimme nicht zum Mainstream paßt ? Habe ich Mut, diese innere Stimme auch nach draußen erklingen zu lassen ? Habe ich Mut ihr auch praktisch zu folgen ? Bringe ich es fertig „ich selber zu sein“ ? Und soweit angekommen würde ich Hans Spielnmann gerne weiterführen: woher weiß ich denn, wer und was und wie ich selber bin ? Woher kommt denn meine innere Stimme ? All das verweist auf Gott. „HERR schenke mir ein hörendes Herz“, das wünschte sich Salomo anstelle von Reichtum und Macht, und daran hat Papst Benedikt den Deutschen Bundestag erinnert. Wer einmal weit genug und mutig genug den Weg zu sich selber gegangen ist, wird Jesus Christus begegnen. Dann löst sich alles auf. Alle Rätsel klären sich. Dann kann ich selber im tiefsten Frieden leben, und gleichzeitig den Kampf gegen das Böse aufnehmen. Das Böse, das sich nicht nur im kleinen bemerkbar macht, sondern auch in der Weltpolitik. Diktatur, Folter, Manipulation, Desinformation, Bevormundung, Ideologien aller Art, sozialistische, globalistische, auch der Islam als Ideologie und politisches Machtsystem. Wenn ich durch Gottes Hilfe und sein Wort in meinem Inneren in den wahren Frieden gelangt bin, habe ich gleichzeitig die ganze Freiheit errungen- dann bin ich „ich selber“ – und in dieser Freiheit kann ich mein Leben für das Gute in die Waagschale werfen. Die Kurzform von diesen ganzen Ausführungen erlebt der hingegebene Beter, wenn er im Vaterunser spricht: DEIN REICH KOMME !

  2. Im Selbst sein heißt auch, (glaubhaft) mit allem verbunden zu sein. Das ist ja eben die Macht derer, die meinen die Geschicke lenken zu sollen- das gelingt nur, wenn der Mensch sich vereinzeln lässt. Daher kann diese Lenkung nur gelingen, wenn sie den Mensch zu einer umfassenden Identifikation mit seinem Ego verleitet. Erfasst sich der Mensch hingegen selbst, macht er die Entdeckung, dass er sich selbst halten kann und von nichts anderem mehr gestützt werden muss.

    Das kennen wir ja nur zu gut, wie oft die gleichen „Thesen“ zu einem Thema wie z.B. der Migration mit zwangsfinanziertem GEZ-Umerziehungs-Staats-Fernsehen dem Bürger eingebläut werden müssen- die logengeprägte Realität bedarf stets der neuen Durchhalte-Stütze! Und das ist die auffälligste Schwachstelle der Logenpolitik: Sie kann nur auf die Realität einwirken und sie in ihrem Sinne verwalten. Hingegen erlangt der Mensch, der zu sich selbst gekommen ist, Wirklichkeit!
    Die Wirklichkeit darf er sich nur nicht wieder nehmen lassen, indem sich die angemaßte Weltenlenkung besonders gerne der Realitätssteuerung durch Anwendung der Dialektik bedient und so den Eindruck erzeugt, die Realität wäre schon das Ganze! Denn der Gebrauch von These, Anti-und Synthese gestaltet die Realität – nicht aber die Wirklichkeit! Das lohnt durchschaut zu werden.

    Der These A „Der Mensch soll keinen Krieg führen“ folgt die Antithese B „Der Mensch soll einen Krieg führen“, was zur Synthese C „ Der Mensch soll keinen einen Krieg führen“ erweitert wird. Die Synthese C liefert einerseits mit „keinen einen Krieg führen“ eine Verdeutlichung von A, andererseits schafft sie mit dieser Aussage C aber einen „Auslegungszwielichtigkeitssraum“. Es kann nämlich nicht nur ein Krieg geführt werden – sondern mehrere! („keinen einen“) Damit hat eine Lenkung alle Trümpfe in der Hand. Es kann Krieg geführt werden und es entspricht ihren Intentionen, ebenso wie auch kein Krieg geführt werden kann – es mutet fast wie im Märchen „Der Hase und der Igel“ an, immer gelingt das „ich bin schon da“ – wenn der Mensch sich davon vereinnahmen lässt!

    Der sich sich selbst gründende Mensch entzieht sich dieser Anmaßung, denn er schafft Wirklichkeit! Die Wirklichkeit seiner Selbst- in der er sich (u.a.) in echter Verbundenheit mit allen anderen Wesen weiß! Von denen er aber nicht gestützt werden muss, denn er trägt sich selbst. Dem entgegen steht das Ego, das nur in der abhängigen Vereinzelung gedeihen kann! Denn bei genauer Betrachtung wendet sich dieses Ego immer gegen andere, denn es kann nur in der Dualität existieren. Der im Inneren geführte Monolog, Disput des Ego richtet sich stets gegen einen zu belehrenden anderen. (Wäre aber so ein Anderer weg, oh jeh, das Ego würde gar wirkungslos….. Und es zeigt sich auch, dass das so gegen einen anderen gerichtete streitende Ego garnicht in die eigene Tiefe führt. )

    Deshalb ist das Schwert, mit dem Logenpraktiken zu durchtrennen sind, zweischneidig: Zunächst sind diese Lenkungspraktiken als solche zu durchschauen, dann aber gilt es, sie in ihrem Realitätsbereich einzugrenzen durch Selbsterforschung -und Erkenntnis, womit (erst) Wirklichkeit geschaffen wird.

    Auf einen ersten Blick scheint die Realität sogar übermächtig. Pontius Pilatus richtet über den Christus, was zur Folge hat, dass er durch die (manipuliert) gestaltete Realität gekreuzigt wird. Im Lukasevangelium 23,39–43 wird die Geschichte wiedergegeben, die auch verstanden werden kann als die ins Bild gesetzte Erzählung eines Ego zur einen Seite des Gekreuzigten und eines Selbst auf der anderen Seite. Dem „Hilf Dir selbst“ des einen Schächers steht die Tatsache entgegen, dass der andere die Unschuld des Christus bekundete, was vollumfänglich der Wirklichkeit entsprach und dazu führte, dass er nahezu unmittelbar Zugang zu ihr erlangen konnte.

  3. Das große Böse kommt aus dem Bösen der einzelnen Menschen, jene, die das Sagen haben und vereint die Welt an den Abgrund bringen. Was wir an Übel in der Welt sehen, ist die Verderbtheit einzelner Menschen, gehebelt durch die Macht, die diese haben und multipliziert durch opportunistische, gewissenslose Mitläufer.

  4. @michel o. neland
    Woher kommt das große Böse?
    „Den Teufel spürt das Völkchen nie,
    Und wenn er sie beim Kragen hätte.“
    Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, Auerbachs Keller in Leipzig, Mephistopheles zu Faust.

  5. an hwludwig
    Dass es das Böse gibt, darüber ist nicht zu streiten. Aber gibt es auch den Bösen und woher kommt dieser? Die Bühne für den ,,Teufel“ ist wohl das menschliche ,,Herz“. Die Entscheidung zwischen Gut und Böse findet hier statt und die Aufgabe des Menschen ist es, den Weg zu wählen. Wer im ,,Auftrag des Teufels“ unterwegs ist, verkörpert einen Teil dessen, was das Wesen des großen Bösen ausmacht. Das Böse scheint im Menschen zu sein und die ,,Zivilisation“ bändigt nur mehr oder weniger das im Menschen Verwurzelte. Das mag die der Menscheit auferlegte Prüfung sein, die einmal schon nicht bestanden wurde nach der Schrift.

  6. Noch ein Gedanke:
    Vielleicht kann man Gut und Böse und das, was dafür steht, mit Hegels Dialektik unterlegen.
    Das Gute als ,,übergreifende Allgemeine“, sowie das Gute als die eine ,,übergriffene Art“ und das Böse als die andere ,,übergriffene Art“. Dies entspräche Hegels ,,dialektischem Idealismus“.
    Oder man stelle das Ganze ,,auf den Kopf“ entsprechend dem ,,dialektischen Matetialismus“ von Marx.
    Dann allerdings wäre das Böse oder was dafür steht, das ,,übergreifende Allgemeine“.

  7. @michel o. neland
    „Wer im ,,Auftrag des Teufels“ unterwegs ist, verkörpert einen Teil dessen, was das Wesen des großen Bösen ausmacht.“

    Eben, das Böse ist wesenhaft. Es gibt kein abstraktes Böses, das sich Menschen ausdenken können. Woher? Das Böse besteht aus Wesen, übersinnlichen Mächten, die verführerisch in den Menschen hineinwirken. Es sind abgefallene höhere Engel, die also weit mächtiger sind als der Mensch.
    Siehe Goethes Prolog zum Faust: Der Herr über Mephistopheles:

    „Des Menschen Tätigkeit kann allzuleicht erschlaffen,
    Er liebt sich bald die unbedingte Ruh;
    Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu,
    Der reizt und wirkt und muss als Teufel schaffen.“

    Der „Geselle“ „muss“ also „als Teufel schaffen“, nach dem Willen oder Auftrag Gottes. Damit der Mensch in seinem Streben, seiner Entwicklung nicht erschlafft, sondern zur höchsten Anspannung seiner Kräfte angespornt wird, das Böse in sich zu überwinden, damit er ein umso höheres Gutes in sich erbildet.
    Goethe war schon ein tief kundiger Weiser.

    Schließlich hatte es nach den Evangelien auch Christus, sowie er Mensch geworden war, mit der Versuchung des Teufels zu tun.

  8. Eine Fiktion wurde erdacht, das Göttliche zu spalten in gut und böse, in Gott und Teufel. Aus der Spaltung wurde eine Firma gemacht. Erst dadurch wurde möglich Mensch zu benutzen, durch eine Hierarchie des Wissens. „Und willst Du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein“, war dadurch möglich. Plötzlich gab es Ketzer und Verschwörungstheoretiker, plötzlich wurden Menschen verbrannt. Dabei ist das Göttliche nicht teilbar. Alles in sich zu integrieren, das ist die Kunst.
    „Erkenne Dich selbst, dann erkennst Du die Welt“ – Delphisches Orakel

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