Der Mensch zwischen Gesetz und Freiheit

„Denn das ist eben die große und gute Einrichtung der menschlichen Natur,
dass in ihr alles im Keim da ist und nur auf eine Entwicklung wartet.“
Johann Gottfried von Herder

Nicht nur das von Menschen verursachte Zeitgeschehen, sondern auch das Naturgeschehen mit seinem unaufhörlichen Entstehen und Vergehen, in das der Mensch eingeflochten ist, bietet uns zunächst eine Fassade dar, hinter die zu blicken wir uns bemühen müssen, um zu den eigentlichen Ursachen und treibenden Kräften vorzudringen. Und so sei der Leser gebeten, den folgenden Gedankengängen einmal unbefangen zu folgen.

Wie alles um uns herum unterliegen auch unser Leib und unsere Seele der ständigen Veränderung. Von der Geburt bis zum Tode bleibt nichts, wie es ist. Welch ein Unterschied besteht zwischen dem Säuglings- und dem Greisenstadium eines Menschen! Und doch ist es derselbe Mensch. Das heißt, es kann nicht nur Veränderung geben. Etwas muss sich verändern, wenn Veränderung sein soll; dieses Etwas kann also nicht selbst schon Veränderung sein“, machte Friedrich Schiller in seinen „Ästhetischen Briefen“ aufmerksam.1 Etwas im Menschen muss in allem Wandel ein Bleibendes, ein mit sich selbst Identisches sein. Es muss sein eigener Grund, d.h. nicht in anderem, sondern in sich selbst gegründet sein. Dieses innerste Wesen des Menschen selbst offenbart sich in seinem Ich, und dies kann nicht in der vergänglichen Zeit seinen Ursprung haben, da vielmehr umgekehrt die Zeit in ihm anfangen, dem Wechsel ein Beharrliches zugrunde liegen muss.

Nicht das Ich selbst, aller Zustand aber, alles bestimmte Dasein, in dem es sich befindet, entsteht in der Zeit. Der Mensch muss als physisch wahrnehmbares Phänomen einen Anfang nehmen, sozusagen in die Erscheinung treten. Etwas was er-scheint, setzt begrifflich voraus, dass es vorher schon anderswo existiert hat. Doch ohne die Zeit, das heißt, ohne es zu werden, würde er nie ein bestimmtes Wesen sein; seine Individualität hätte zwar irgendwo ein Sein, würde aber nicht als konkrete Persönlichkeit im Dasein erfahrbar werden.1

Und so tritt im Ich ein Ewiges in die ständige Wandelbarkeit von Raum und Zeit, um sich als Keim mit allen seinen Anlagen allmählich zur Ent-faltung, zur Ent-wicklung zu bringen. Dies macht die menschliche Geschichte aus.

Das Ich-Erlebnis im Judentum

Eine wesentliche Etappe der Ich-Entwicklung bildet die Geschichte des jüdischen Volkes. Der Gott der Juden trägt sogar den Namen des Ich. Er offenbarte sich Moses im brennenden Dornbusch mit den Worten: „Ehjah ascher ehjah“, was „Ich bin der Ich bin“ bedeutet. Das göttliche Ich ist das ewig Bleibende, es war, ist und wird sein. Das Ich ist die Einheit in der Folge der Zeit, die Identität, die sich gleich bleibt in allen Metamorphosen des Daseins. Durch die Jahve-Kräfte, die der hebräische Mensch verehrend in sich aufnahm, entstand in ihm die Fähigkeit, sich immer mehr als mit sich identisch bleibendes Wesen zu erleben. In der unendlichen Veränderlichkeit des physischen und seelischen Lebens wird dasjenige erlebt, was sich gleichbleibt, das Ich. Ich bin derselbe, der ich gestern war, heute bin und morgen sein werde.2

Die Erfahrung des Ich als Sich-selbst-identisch-Bleiben in der Veränderung der Zeit ist der Ursprung des Monotheismus im Judentum. Wo der Mensch anfängt, sich als Einheit in der Vielheit zu erleben, wird auch die Gottheit monotheistisch aufgefasst, die ihm zuvor als eine Vielheit von göttlichen Wesen erschien. Die eine Gottheit erscheint jetzt als das Übergeordnete, Zusammenfassende, die Einheit in der Vielheit, so wie der Mensch selbst die Vielfalt seiner eigenen inneren Kräfte und Impulse auf sein Ich zurückführt, sie sich selbst zuschreibt und verantwortet.

Doch war im Judentum die Erfahrung des Ich noch an das Leben in einem hebräischen Leibe gebunden. Jahve wird im Blute erlebt, das von Abraham durch die Generationen herunterrinnt. Nur wer Jude war, konnte an dem Ich- und dem damit verbundenen Monos-Erlebnis des Jahve teilnehmen, alle anderen Menschen waren für den Juden Heiden, die noch in der „abergläubischen“ Vielgötterei verharrten. Das Ich war eingebettet in das Gruppenbewusstsein des Volkes, hatte sich noch nicht zum individuellen, von allen Gruppenbindungen unabhängigen Ich emanzipiert und war insofern noch von außen bestimmt.

Die Bedeutung der Zehn Gebote

Aber nicht nur leiblich, sondern auch seelisch war das Ich im Judentum noch von außen bestimmt: durch die Zehn Gebote und die übrige Thora, das Gesetz. Das konnte in diesem Entwicklungsstadium nicht anders sein. Das Ich war noch nicht imstande, sich von innen selbst zu bestimmen; es mussten ihm zur Entfaltung und Stabilisierung seines Wesens noch von außen Entwicklungslinien gegeben werden. Der Mensch konnte Jahve, dem „Ich bin“, nur dadurch treu bleiben, dass er sein Gesetz erfüllte, das seinem eigenen Ich die rechte Richtung gab. Die Zehn Gebote sind zehn Richtlinien für die Ich-Entwicklung des Menschen, damit es immer kräftiger und selbständiger werden konnte.

Luthers Übersetzung der Zehn Gebote ist in dieser Hinsicht unzureichend und bringt das nicht genügend zum Ausdruck: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Der „Herr“ des Menschen ist derjenige, der von sich sagt: „Ich bin der Ich bin“. Rudolf Steiner übersetzt daher aus dem ganzen Sinnzusammenhang des „Ich bin“ im Menschen den Urtext der Langfassung des 1. Gebotes:

„Ich bin das ewig Göttliche, das du in dir empfindest. Ich habe dich aus dem Lande Ägypten geführt, wo du nicht Mir in dir folgen konntest. Fortan sollst du andere Götter nicht über Mich stellen. Du sollst nicht als höhere Götter anerkennen, was dir eine Abbildung zeigt von etwas, das oben am Himmel scheint, das aus der Erde heraus oder zwischen Himmel und Erde wirkt. Du sollst nicht anbeten, was von alldem unter dem Göttlichen in dir ist. Denn Ich bin als das Ewige in dir und bin ein fortwirkendes Göttliches. Wenn du Mich nicht in dir erkennst, werde Ich als dein Göttliches verschwinden bei Kindern und Enkeln und Urenkeln, und deren Leib wird veröden. Wenn du Mich in dir erkennst, werde Ich bis ins tausendste Geschlecht als Du fortleben, und die Leiber deines Volkes werden gedeihen.“ 3

Darauf kommt es hier an: auf den Herrn der Seele in uns, das Ich. Der jüdische Mensch sollte sein Ich als Nachbild des göttlichen Ur-Ich erkennen, das ihn zur Freiheit führt, was in der ägyptischen Kultur noch nicht möglich war, wo der Mensch noch der äußeren suggestiven Führung der Priester unterstand.

Das 2. Gebot übersetzt Luther ebenfalls recht äußerlich mit: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.“ Rudolf Steiner überträgt entsprechend des 1. Gebotes:

Du sollst nicht im Irrtum von Mir in dir reden, denn jeder Irrtum über das Ich in dir, wird deinen Leib verderben.“

Das göttliche „Ich bin“ ist der Schöpfer des gesunden Leibes, und der dauernde Irrtum über die höchsten göttlichen aufbauenden Kräfte in sich und ihren Zusammenhang mit dem eigenen Ich erzeugt Siechtum des Leibes.

Auch im 3. Gebot kommt es auf diese innere Ich-Beziehung an. „Du sollst den Feiertag heiligen“ bleibt da völlig äußerlich, auch wenn man die Luther´sche Übersetzung der Begründung in Moses 2. 20, Vers 8-11 hinzunimmt. Rudolf Steiner übersetzt diese Langfassung sinngemäß:

Du sollst Werktag und Feiertag scheiden, auf dass dein Dasein Bild Meines Daseins werde. Denn, was als Ich in dir lebt, hat in sechs Tagen die Welt gebildet und lebte in sich am siebenten Tage. Also soll dein Tun und deines Sohnes Tun und deiner Tochter Tun und deiner Knechte Tun und deines Viehes Tun und dessen, was sonst bei dir ist, nur sechs Tage dem Äußeren zugewandt sein; am siebenten Tage aber soll dein Blick Mich in dir suchen.“

In dem, was das Menschen-Ich tut, soll es Abbild sein des göttlichen Ur-Ich. Und wie das Ur-Ich das Werk der Weltenschöpfung in sechs Weltentagen geschaffen hat und am siebenten Tage in sich ruhte, so soll auch der Mensch sechs Tage schaffen und am siebenten Tage den Zusammenhang des göttlichen Ich mit seinem Ich suchen.

Die ersten drei Gebote fordern, wie sich der Mensch durch sein Ich mit der göttlichen Welt in Beziehung setzen soll. Im 4. Gebot (Verhältnis zu den Eltern) wird der Übergang zum sozialen Leben vollzogen, und alle folgenden Gebote, die eigentlich Verbote sind, haben den unausgesprochenen Appell zur Grundlage, nicht nur das eigene Ich, sondern auch das Ich im anderen Menschen zu achten, womit die Grundregel des sozialen Lebens gekennzeichnet ist: Sieh in deinem Nebenmenschen ebenso ein Abbild des göttlichen Ich, das du wertschätzen sollst, wie in dir selbst. Das ist die geistige Begründung der Gleichheit vor dem Gesetz.

„Nur dadurch, dass der Mensch immer ichbewusster wird, dass er sich als selbständige, in sich abgeschlossene Individualität erlebt, wird er zurechnungsfähig im moralischen Sinne.  Moses empfängt auf dem Berg Sinai – zunächst noch als eine göttliche Offenbarung von außen – das zehnfache Gesetz der Ich-Werdung, das seinen Sinn nur dann erfüllen kann, wenn es sich ganz verinnerlicht. Denn das Ich ist reine Innerlichkeit – daher soll sich der Hebräer auch kein Bild von Jahve machen. Jede Abbildung wäre eine Veräußerlichung, ein Widerspruch zu der rein innerlich-seelischen Erfahrung des Ich.“ 4

Freiheit

Das Ich ist ein Selbst-Beweger, ein „Auto-Mobil“. Es ist sein Wesen, dass es sich aus seinem eigenen Grunde von innen selbst bestimmt und nicht von außen bestimmt wird. Das kommt schon in dem merkwürdigen Umstand zum Ausdruck, dass sich das Wort „Ich“ von allen anderen Worten dadurch unterscheidet, dass es niemals von außen an mich herandringen kann, um mich selbst zu bezeichnen, sondern nur von mir selbst verwendet werden kann. Einen Baum, einen Ochsen kann jeder Mensch Baum oder Ochse nennen, mich selbst aber kann nur ich mit dem Wort „Ich“ bezeichnen. Dem Ich kann sein Name von keinem Äußeren zugerufen werden, weil es von allem Äußeren unabhängig ist.

Wenn das Ich aus Entwicklungsgründen noch der Außenlenkung durch das Gesetz bedarf, dann muss einmal das Stadium der Selbstbestimmung erreicht sein, in dem das Gesetz seine Aufgabe erfüllt hat. Es liegt also im Wesen des Gesetzes zur Förderung der Ich-Werdung, dass es im Laufe der Entwicklung aufhören muss, ein von außen gebotenes Gesetz zu sein. Der Sinn des mosaischen Gesetzes erfüllt sich im Ende seines äußeren Zwanges. Die Treue dem Ich-Gesetz gegenüber führt den Menschen dazu, keines Gesetzes mehr zu bedürfen, das ihn von außen bestimmt.

Das zunächst von außen gegebene Gesetz zieht inhaltlich nach innen in die Einsicht des Ich als etwas, das sein eigenes Lebenselement ausmacht. Die Thora will sozusagen in den ureigenen und freiheitlichen Willen des Menschen selbst verwandelt werden. In der Freiheit des Menschen findet jedes Gesetz seine entwicklungsgeschichtliche Erfüllung.

„Es geht darum, dass der Mensch sich dieses Gesetz so aneignet, so mit eigenem Denken durchdringt, dass es ihm immer mehr einleuchtet, dass es zum Gesetz des eigenen Denkens selbst wird, so dass dasjenige, was Jahve will, zu dem wird, was der Mensch aus ureigenstem ichhaftem Wesen selbst will.“

Friedrich Schiller dichtete in diesem Sinne unter „Das Ideal und das Leben“:

„Nehmt die Gottheit auf in euren Willen
Und sie steigt von ihrem Weltenthron.
Des Gesetzes strenge Fessel bindet
Nur den Sklavensinn, der es verschmäht;
Mit des Menschen Widerstand verschwindet
Auch des Gottes Majestät.“

Der Christusimpuls

Zum Erreichen dieser Freiheit musste ein ganz neuer Impuls einsetzen, der die Kraft des göttlichen „Ich bin“ in das Ich des Menschen selbst trug, um es – nun nicht von außen zu bestimmen,  sondern – von innen zu erfüllen. Dazu versenkte sich ein höheres Gotteswesen, das nicht bloß der Gott eines Volkes, sondern der Schöpfergott der ganzen Menschheit ist, wie es im Prolog des Johannes-Evangeliums geltend gemacht wird, in Leib und Seele eines einzelnen Menschen, so dass das reine „Ich bin“ jetzt aus dem Innersten eines Menschen auf Erden sprach. Im Opfertod auf Golgatha ging es über sein Einzeldasein hinaus und gab sich mit all seinen Lebenskräften an die Menschheit hin, um an Pfingsten die Flamme seiner Ich-Kräfte zu zerteilen und im Ich jedes einzelnen Menschen, der sich ihm öffnet, befruchtend aufleuchten zu lassen.

Aus dem Johannes-Evangelium tönen u. a. seine bekräftigenden Worte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Das „Ich bin“ ist der Weg der Entwicklung des Menschen und die Wahrheit seines Wesens, die sein eigentliches höheres Leben ausmacht. In dem Maße, in dem sich Pfingsten im Ich des Menschen realisiert, hat sich das Zentrum aller moralischen Impulse vom göttlichen Ich außen in das Innere des Menschen-Ichs selbst verlagert. Das Gesetz ist an sein Entwicklungsziel gekommen. Sein Inhalt wird dadurch nicht aufgehoben, aber der Zwang von außen hat seine Berechtigung verloren, insofern sich nun der Mensch aus Erkenntnis in Freiheit den Impuls seines moralischen Handelns selbst geben kann.7

Daher sagte Christus auch: „Ihr sollt nicht denken, ich sei gekommen, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Meine Aufgabe ist nicht aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ 8 Die Erfüllung besteht darin, dass der Mensch nun die Kraft haben kann, aus Erkenntnis der Wahrheit sein Handeln selbst frei bestimmen zu können: „… und ihr werden die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ 9

Es ist von tiefer entwicklungsgeschichtlicher Symbolik, dass das Pfingsterlebnis des Jüngerkreises genau an dem Festtag stattfand, an dem die Juden neben dem ersten Erntefest im Jahreslauf stets die Offenbarung der zehn Gebote auf dem Sinai feierten. Nach der alten Tradition sollte sich sieben Wochen nach dem Auszug aus Ägypten die Kundgebung des göttlichen Willens durch Moses vollzogen haben. Das Feiern des vorbildhaften Geschehens der von Christus gesandten feurigen Zungen der göttlichen Ich-Kraft, die in die Jüngerseelen einzogen, löste das Gedenken an den Empfang des Gesetzes ab, das seine Erfüllung gefunden hatte. – Und ist der merk-würdige Umstand ein Zufall, dass das Wort ICH, wie es sich in der deutschen Sprache herausentwickelt hat, aus eben den Buchstaben gebildet ist, welche die Initialen von Jesus Christus sind?

Fazit

Wenn wir die heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse und Impulse verstehen wollen, müssen wir die geistigen Entwicklungsprozesse aufsuchen, aus denen sie hervorgegangen sind. Die staatlich-rechtliche, kulturelle und soziale Entwicklung Europas ist ohne den Einfluss der jüdisch-christlichen Geistesentwicklung nicht zu denken. Dabei die historisch dokumentierten impulsierenden und lenkenden Einwirkungen über dem Menschen stehender göttlicher Wesen auszublenden, wäre eine unzulässige Verkürzung der Wirklichkeit, die nichts erklärt, sondern Verständnislosigkeit verbreitet.

Der Mensch steht heute im Spannungsfeld zwischen Gesetz und Freiheit. Es gibt kein Entweder – Oder, sondern nur ein Sowohl – Als auch. Jeder Mensch ist in Entwicklung begriffen, und jeder steht an einem anderen Punkt. Freiheit ist nicht in breiter Front mit Einemmale zu erreichen, sondern immer nur partiell. Das heißt, jeder ist noch mehr oder weniger unfrei und bedarf des Gesetzes. Und jeder hat sich  mehr oder weniger zu selbstbestimmten, freien Handlungen durchgerungen. Ein Gesetz, das ihm vorschreibt, was er aus eigener Erkenntnis sowieso frei ausführt, stört ihn nicht, während es ein anderer noch benötigt. In anderen Fällen kann es umgekehrt sein. Vor uns allen liegt ein weites Feld der Entwicklung. Sie geschieht aber nicht von allein, sondern nur aus dem freien Entschluss und der Kraft des sich selbst erkennenden Ich.

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1   Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen, 11. Brief
2   Vgl. Pietro Archiati: Die Weltreligionen. Wege des Menschen zu sich selbst., Dornach 1997, S. 124 f.
3   Rudolf Steiner in Gesamtausgabe Nr. 108, Dornach 1970, S. 63 ff.
4   Pietro Archiati a.a.O., S. 141
5   a.a.O., S. 146
6   Johannes-Ev.. 14, 6
7   Zum Begriff der inneren Freiheit siehe: Die verkannte Freiheit
8   Matthäus-Ev. 5, 17 ff.
9   Johannes-Ev. 8, 32, 33

16 Kommentare zu „Der Mensch zwischen Gesetz und Freiheit“

  1. Gut dargelegt, die vorherrschende Meinung zum Ich im Christlich Jüdischen Glaube.
    Sich davon zu lösen, die wirkliche befreiung auf dem Weg des eigenen Ich seins in der Welt.

  2. Hallo Freunde, warum schreibt Ihr eigentlich mit grauen Buchstaben, so dass man es schlecht lesen kann?

    Gruss Ingrid Kopp      

  3. Das ist vom Anbieter wordpress so vorgegeben. Ich habe keinen Einfluss darauf. Schwarz fände ich auch besser. Tut mir leid.

  4. Wenn „die vorherrschende Meinung zum Ich im Christlich Jüdischen Glaube“ Wirklichkeit ist, wäre die “ wirkliche befreiung “ davon, eine Befreiung von sich, eine Entwerdung des Eigenen, des Identität stiftenden durch die Zeit, sozusagen der Unweg der Selbstauflösung!

  5. Mag ja ein gut gemeinter Artikel sein aber es wird wieder vieles durcheinander geworfen. Da wird z.B. von der Anbetung „Gottes“ gesprochen. In der Muttersprache Jesu, der aramäischen Sprache gibt es das Wort Anbetung nicht. Beten, im Sinne von bitten oder auch danken ist etwas anderes als Anbetung. Zu den zehn Geboten ist zu bemerken, dass Jahwe Mose diese Gebote gibt aber quasi in einem Atemzug zur völligen Ausrottung anderer Völker aufruft. Sogar zu Mord und Totschlag innerhalb des eigenen Volkes. Vielleicht sollten sich die Menschen auch mal fragen, warum sich Jahwe ein Lieblingsvolk aussucht, dem er solche Gebote erst erteilen muss und nicht Menschen für die diese Verhaltensweisen eine Selbstverständlichkeit sind. Da waren die Sumerer in Südbabylonien schon tausende Jahre vorher weiter, denn dort waren solche Verhaltensweisen eine Selbstverständlichkeit und insbesondere hatte dort die Frau eine Ehrenstellung neben dem Mann, ganz im Gegensatz zur jüdischen Religion. Der Autor sollte sich meine Darstellungen im Beitrag über Luther anschauen, ich will die Dinge hier nicht noch einmal wiederholen. Jüdische Religion ist kein Christentum und Jahwe ist nicht Gott im Sinne Jesu, Jahwe ist reiner Nationalgott eines babylonischen Zwergenreiches. Was die Hebräer bzw. Juden mit ihren Blutopfern machten,war nicht anderes als Nekromantie=Totenbeschwörung, also ein zitieren Jenseitiger, was man auch als schwarz-magische Praxis bezeichnen kann. Diese Dinge sind nicht deshalb als „heilig anzusehen, nur weil sie im alten Testament stehen.

  6. „Der Mensch zwischen Gesetz und Freiheit“

    Worin bestand der riesengrosse Unterschied zwischen der antiken jüdischen Kultur und allen anderen damaligen Kulturen ? Die anderen Kulturen hatten zumindest exoterisch einen Begriff vom Göttlichen, der ein „Wir“ bzw. ein Kollektiv von Göttern beinhaltete. Z.B. die Ägypter. Auch die Chaldäer,Babylonier hatten – zumindest exoterisch – Sternenreligionen, womit mehrere Gottheiten zusammenhingen. Jeweils ein Pantheon.
    Ganz anders bei den antiken Juden. Da taucht der Begriff des Göttlichen mit dem Begriff der Ichheit auf. Diese Juden mussten nicht bis zu den Sternen blicken, um ihren Gott zu suchen, sondern Er sprach aus dem irdischen Dornbusch zu Moses: “ Ich bin der ICH BIN.“
    Und dieser Gott führte das jüdische Volk aus der ägyptischen Kultur heraus in welche Freiheit ?

    In Ägypten wurde das Ich des dem „niederen“ Volke Zugehörigen suggestiv unterdrückt. Nur die Zugehörigen der Herrscherfamilien und deren Günstlinge durften ihr Ichbewusstsein durch die Initiation (in die geheimen Dinge) erweitern. Dieses Prinzip der Initiation gab es auch bei anderen Völkern, die nach aussen hin (exoterisch) dem Volk ein Kollektiv von Gottheiten vorgaben, wo aber die Initiaten ihr Ichbewusstsein erweiterten, was den unteren Klassen verwehrt blieb.
    Auch die antiken Juden führten diese Zweiteilung intern ihres Volkes weiter fort.

    Der Christusimpuls besteht eigentlich darin, die Geheimnisse der Mysterieneinweihung der gesamten Menschheit zur Verfügung zu stellen. Rudolf Steiner wies darauf hin, dass der Christus gekreuzigt wurde, weil Er die geheimen Dinge, die früher nur die Herrscher und deren Günstlinge erkennen durften, vor dem Volk veröffentlichte. Herrschaftswissen wurde durch Ihn veröffentlicht, indem Er Lazarus vor dem Volke (!) erweckte (einweihte). Und wer ist heute im Besitz solchen Wissens ? Es hat sich kaum etwas an den Herrschaftsverhältnissen geändert, weil der christliche Klerus die Mysterien – Einweihungen abschaffte. Und die Geheimnisse um die Methoden der Initiation sind heute im Besitz von Kreisen welche – entgegen dem Christusimpuls – das Herrschaftswissen exklusiv für sich geheimhalten, um „den Rest der Menschheit“ zu versklaven, wie dermaleinst die Pharaonen die alten Juden versklaven wollten.
    Wenn wir heute NICHT FRAGEN NACH DEN GEHEIMEN DINGEN, wie z.B. „DasLebenDes Brian“ NICHT DANACH FRAGT, haben wir den ersten Schritt in Richtung Unfreiheit getan.

  7. Michaela. In der Dornbuschgeschichte wird Gott als barmherzig gepriesen. Es ist also nicht Gott selbst der hier spricht. Wenn Sie im alten Testament lesen „die Götter sammeln sich über dem Opferer wie die Fliegen“, dann mag manchen dieser „Götter“ ihre eigene Erbärmlichkeit durchaus bewusst sein, aber mundus vult decipi, die Welt will betrogen sein. Hier sollten Sie daran denken, dass auch bei den primitiv spiritistischen Kulten von Völkerschaften der dritten Welt, welche sich von der „Gottesverehrung“ im alten Testament nicht wesentlich unterscheiden, quasi jedes sich aus dem transzendenten Bereich kundgebende Wesen quasi als ein Art „Gott“ betrachtet wurde. Dies hat aber mit der christlichen Vorstellung eines für uns unfassbar grossen und alles Leben erhaltenden Urschöpfers nichts zu tun. Und wer sich im Spiritualismus auskennt weiss, welche Art von Wesen durch Nekromantie und magische Aktionen angezogen werden. Der jüdische Eingeweihte des Althebräischen, Oskar Goldberg, bestätigt diesen Umstand in seiner Arbeit „Die Wirklichkeit der Hebräer“, wenn er schreibt, dass es sich beim Elohim Jahwe mehr um ein zitieren handele. Die himmlische Welt können Sie nur bitten, die lässt sich nicht zitieren. Genauso wie gute Menschen sich nicht genseitig zitieren sondern bitten.

  8. Michaela. Möchte noch hinzu fügen, dass der Kreuzigungsgrund Jesu nichts anderes als Steiners Interpretation ist. . Jesus wurde gekreuzigt weil er den wahren Schöpfer offenbarte der eben nicht Jahwe ist. Bez. Steiner und dessen Verehrung von Lucifer habe ich schon an anderer Stelle aufmerksam gemacht. Da wird dann von einem „Christusprinzip“ geredet, was aber mit dem historischen Christus nichts zu tun hat.

  9. Hans Reuter: „Kreuzigungsgrund“ Die Tatsache, dass in der vorchristlichen Zeit den Initiaten der Mysterien bei Todesstrafe verboten war, dem „Volk“ die geheimen Dinge “ zu verraten“, ist nicht an die „Interpretation“ Steiners nur gebunden. Sondern z.B. beschreibt der Autor Ernst Bindel solche historische Tatsache im Buch: “ Die geistigen Hintergründe der Zahlen“, Fischer-Verlag. Bindel bezieht sich auf einen Mysterienverrat, für den ein griechischer Initiat im Meer ertränkt wurde. Und es hat auch einen solchen Vorwurf gegen den Dichter Äschylos gegeben.
    Äschyos kam nur dadurch mit dem Leben davon, dass er nachweisen konnte, kein Initiat der Mysterien gewesen zu sein.
    Das Prinzip der Geheimhaltung war geradezu ein Wesenszug der vorchristlichen Kulturen gewesen. Es galt das Frageverbot gegen das Volk. In:“Der Jüngling zu Sais“ ist das Frageverbot ein Thema. (Entschleierung der Isis)
    Freiheit, also Geistesfreiheit war etwas, das sich die Machthaber exklusiv selber per Gesetz einräumten, während das Volk daran nicht teilnehmen durfte.
    Die im N.T. beschriebene „Erweckung des Lazarus“ war eine Initiation gemäß ägyptischer Methode, und ausdrücklich ist im Text erwähnt, dass das „Volk“ dabei zugegen war.

    Das war aus der Sicht der Machthaber ein Hochverrat gewesen. Machthaber war zuerst der Kaiser in Rom und sekundär dann war es die jüdische Führung gewesen, die unter römischem Protektorat stand, ähnlich wie heute Deutschland unter amerikanischem Protektorat steht. Die römischen Kaiser bzw. Cäsaren hatten sich ab Augustus selber die Initiation in die Mysterien durch ihre Machtfülle erzwungen.

    Thema „zitieren“ und „Nekromantie“: Hat denn nicht gerade Moses die Nekromantie – also die Zitation oder Evokation der Geister der sogenannten Verstorbenen – verboten ? Stand soetwas nicht unter Strafe ? Als z.B. König Saul das Weib von En Dor darum bat, für ihn den Geist eines Toten zu befragen, musste Saul diese Dinge erst sozusagen offiziell „legalisieren“.
    Und es ist doch auch dazu manches in den mosaischen Gesetzen zu finden. Das Befragen der Toten stand doch unter Strafe.
    Zumindest dem Volk war das streng verboten gewesen, Tote zu befragen.
    Und wenn Sie im A.T. lesen, wie dem Moses am Dornbusch gesagt wurde, er möge sich die Schuhe ausziehen, denn das sei ein heiliger Ort, dann ist meine Lesart gar nicht die einer Zitation oder Evokation. Sondern da lese ich heraus, dass es um ein Erleben des Gottes ging, das als eine Voraussetzung die Devotion des Moses erforderte.
    Steiner spricht nicht nur von einem „Christusprinzip“, sondern er bekannte: “ Wenn wir frei sein wollen, müssen wir das Opfer bringen, die Freiheit dem Christus zu verdanken.“ Und er bezieht sich da sehr wohl auf den historischen Christus Jesus. Wenn Sie lesen würden:“Das fünfte Evangelium“, würden Sie das erkennen.Das Neue ist, dass wir heute den Gott nicht mehr nur von aussen her erleben können, sondern wir können Ihn auch in uns erleben. Meine Lesart ist die, dass der Mensch gewordene Gott ganz bewusst die Freiheit für alle Menschen ermöglichte, indem Er das alte Gesetz, das Menschenwerk war, übertrat, weil es an der Zeit dafür war. Früher durfte nicht nach den geheimen Dingen der Machthaber gefragt werden, heute müssen wir danach fragen. Aber wir haben heute wieder Machthaber und sogenannte „Eliten“, die es nicht dulden wollen, dass wir nach deren geheimen Dingen fragen. Moral und Gesetz sind wie zwei Paar Schuhe, nicht wahr ?

  10. Herr Reuter
    Solange wir nicht in der Wahrheit sind, sind wir im luziferischen Ich, als Ausgangspunkt für schier unendliche Holzwege.. Insofern verehrt Steiner Luzifer nicht, sondern sieht ihn als zu überwindenden Ausgangspunkt auf der Werdungsreise immer mehr Wirklichkeitsfähig zu werden.

    Warum sollte der Logos auf seiner Werdungsreise durch die Hierarchien zum Christus, als vorchristlicher Christus nicht durch Jahve durchwirkend, die notwendigen Bedingen schaffen, um den Boden für das Heilsgeschehen in der Menschenwelt vorzubereiten.
    So wie dem Christus in der Menschenwelt in Jesus ein Mensch dem Kommenden eine Körperlichkeit zur Verfügung stellen konnte, weil er die Fähigkeit hatte mit seinem Ich den Leib zu verlassen, so kann auch ein hierarchisches Wesen wie Jahwe, den Christus durchwirken lassen, so daß der vorchristliche Christus zu Moses spricht; Ich Bin der Ich Bin.
    Erfreuen wir uns der Möglichkeit Holzwege gehen zu können und ihnen nach und nach aus dem Weg zu gehen zu können.

  11. Herr Reuter: „Ausrottung anderer Völker“

    Freiheit und Individualismus sind gar nicht zu trennen vom Begriff der Moral. Es macht ja überhaupt erst Sinn, nach Moral zu fragen, wenn diese Frage auf ein freies Individuum bezogen ist.(Wer gezwungen wird, eine Tat zu begehen, ist dafür nicht moralisch verantwortlich.) Die Freiheit und den Individualismus, den wir heute kennen, den gab es in vorchristlicher Zeit so noch nicht. Das Judentum hatte die Mission, das Ich mit dem Begriff des Göttlichen – und dadurch mit dem Moralischen – zu verbinden. Mission war die, das Mysterium von Golgatha vorzubereiten, wodurch erst Freiheit für jeden Einzelnen ermöglicht werden sollte.
    Die anderen Völker wollten das Ich ausblenden, wo es um das Göttliche ging. Sie leisteten Widerstand gegen die Vorbereitung der Freiheit und somit der Mündigkeit und Selbstverantwortung jedes einzelnen Iches.
    Wenn diese Völker, die am „Wir – Prinzip“ festhalten wollten, getötet wurden, dann lese ich daraus ab welchen WERT die Freiheit und die Individualisierung haben.
    Es gibt keine Alternative zur Freiheit, weil es keine Alternative zur Moral gibt.
    Das alte jüdische Volk musste skrupellos vorgehen, um die Mündigkeit jedes Einzelnen vorzubereiten, die der Christus dann ermöglichte.

    Aber es werden heute dieselben „Wir“-Phrasen gedroschen wie in der vorchristlichen Zeit: Obama ruft:“Yes we can“ und Merkel beruft sich – wo es um das angeblich Moralische geht – auch wieder auf ein „Wir“: “ Wir schaffen das“. All das führt ja weg von der Freiheit und Mündigkeit des Einzelnen, dessen Ichkraft, Gewissenskraft in einem „Wir“ Kollektiv „ertrinken“ soll. Der Wille – und somit das Ich des Einzelnen – wird gar nicht von diesen Vertretern des „Wir“Prinzipes hinterfragt !

    Wir müssen heute ähnlich skrupellos werden, wo Freiheit und Individualismus durch Kollektive bedroht sind, wie früher das alte jüdische Volk skrupellos gegen die Sklaventreiber vorging.
    Nur würde das voraussetzen, dass der Einzelne den WERT der Freiheit ERKENNT.
    Jeder kann heute erkennen, dass dieser Einheitsstaat nur immer mehr Freiheit abschafft. Wer außer Sklaventreibern und willenlosen, Ich-losen Zombies kann das wollen ?

  12. Heek. Selbst neuste Autoren sprechen von Lucifer als ihrem Gott.

  13. Michaela.. Die alttestamentliche Religion kennt keine Moral. Auch dieser Umstand wird von Oskar Goldberg bestätigt wenn er schreibt, dass das Jahwe System, er nennt es so, überhaupt keinen Aspekt irgendeiner Moral enthalte. Sie sollte nicht versuchen sich die Dinge so zurecht biegen zu wollen damit sie für sie passen sondern erkennen wie sie sind.

  14. Herr Reuter: Die Gottheit stellte ja nicht nur Luzifer in seinen Kosmos, sondern auch den großen Verholzer, der neben Luzifer, der eigentliche Garant für das Verfestigen von Ideologien ist, falls der Mensch sich nicht aus seiner christlichen Mitte regen sollte.
    Möge der Mensch innehalten, den Versuchungen widerstehen und sich dann regender geistiger Wind das mumifizierte ideologische Laub auf den Komposthauifen der Geschichte wehen.

  15. Hans Reuter: „Moral“ Bin dafür, moralische Wetterbeobachtung zu üben, und das erfordert mehr die Fragestimmung und Devotion, als die Gestimmtheit für das Richten und Urteilen.

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