Die kalte Macht des Kapitals steigt aus dem Eigentumsrecht auf

„Dividende et impera!“   
             Volker Pispers

Im Zeitalter des Absolutismus besaßen etwa 1 Prozent der Bevölkerung die entscheidenden wirtschaften Ressourcen: den landwirtschaftlichen Boden, die Wälder, die vorindustriellen Manufakturen. Diese kleine Elite bestimmte das öffentliche Leben, das Recht und zahlte keine Steuern. Die übrigen 99 Prozent der Bevölkerung arbeiteten direkt oder indirekt für dieses 1 Prozent. Ihr Vermögen und die damit verbundenen gesellschaftlichen Stellungen wurden auf die nächste Generation weitervererbt.

Auch heute besitzen 1 Prozent die wichtigsten wirtschaftlichen Ressourcen, nur dass diese neben großem Land- und Immobilienbesitz vor allem in Industrieunternehmen, technischem Know-how, digitalen Netzen, Servern, Software, Patenten usw. bestehen. Die „Erträge werden auch heute in vielen Fällen nahezu steuerfrei eingestrichen, und sie ermöglichen einen Lebensstil, wie er aus Arbeitseinkommen niemals erschwinglich wäre. Erneut arbeiten 99 Prozent der Bevölkerung zum überwiegenden Teil, direkt oder indirekt, für den Reichtum dieses neuen Geldadels.“ 1 Auch diese ungeheuren Vermögen gehen nach dem Erbrecht auf die eigenen Nachkommen über, so dass für die Stabilität dieses 1 Prozent gesorgt ist.

Zwar ist heute der allgemeine Wohlstand ungleich höher als im Absolutismus, aber die Verarmung der abhängigen Menschen nimmt kontinuierlich zu. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) der UN verzeichnet eine wachsende Armut in Industriestaaten und besonders in Europa. „Die UN-Organisation schätzt, dass rund 300 Millionen Menschen in Industriestaaten in Armut leben – als Definition gilt ein Einkommen, das 60 Prozent unter dem Durchschnittsverdienst eines Landes liegt. Als Ursachen für Armut in Europa nennt die ILO Arbeitslosigkeit und zu geringe Einkommen.  … Rund 17 Prozent der EU-Bevölkerung gilt als arm, in Deutschland sind es 16 Prozent. Es bestehe die Gefahr, dass sich Armut über Generationen hinweg fortpflanze, warnt die ILO, nur anständige Jobs könnten diesen Trend umkehren.“ 2 Die Hauptursache liegt im Kern des Kapitalismus, dem privilegierenden Eigentum am Unternehmenskapital. Die Eliten sorgen dafür, dass dieses Problem möglichst nicht genannt und erst recht nicht angegangen wird.

Das Eigentum am Unternehmens-Kapital

Ein Grundstück bildet notwendigerweise die Grundlage für jedes Unternehmen. Wer Eigentümer ist, ist Herr des Terrains. Darauf errichtete Gebäude gehen auch in sein Eigentum über, denn sie bilden grundrechtlich mit dem Boden eine unzertrennliche Einheit. Ebenso erwirbt er das Eigentum an den gekauften Maschinen, Geräten, Büroeinrichtungen, Rohstoffen usw., die die Produktionsmittel, also das Produktionskapital vervollständigen. Der Eigentümer gliedert die Produktionsmittel in einen auf Arbeitsteilung beruhenden rational durchorganisierten Prozess, in dem alle unnötigen Kosten vermieden werden sollen. Herr dieses Produktionsprozesses ist der Eigentümer. Doch den Produktionsablauf kann er nicht alleine bewerkstelligen. Er braucht viele Menschen, die die Arbeit in den einzelnen, miteinander verzahnten Abschnitten an und mit den Produktionsmitteln leisten.

Als Nichteigentümer kommen diese aber von vorneherein zum Eigentümer in die Rolle von untergebenen Hilfskräften, die nicht am Unternehmen beteiligt sind, sondern dem Eigentümer nur ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen, die dieser für seine Interessen einsetzt. Sie sind in seiner Sicht ebenfalls Produktionsmittel, die ebenso kostengünstig gegen möglichst niedrigen Lohn gekauft und dem Produktionsprozess eingefügt werden, der allein seinem Gewinn dienen soll. Der Lohn wird betriebswirtschaftlich nicht zum Unterhalt eines würdigen Lebens bezahlt, sondern er ist niedrig zu haltender Kostenfaktor. Damit wird die Arbeitskraft des Menschen, d. h. aber der Mensch selbst, der von seiner Arbeitskraft nicht zu trennen ist, zwangsläufig ebenfalls zur Ware.

In dieser vom Privateigentum am Kapital aus entwickelten Struktur wirtschaftlicher Produktion wird alles zur Ware, was in sie eingegliedert wird, auch das, was seiner Natur nach niemals Ware sein darf. Hier liegt die Wurzel des entwürdigenden Abhängigkeitsverhältnisses der Arbeitnehmer und ihrer damit verbundenen weitgehenden Ausbeutung, Verarmung und Verelendung weltweit. Sie ist einer der Kernpunkte der sozialen Frage, der als sozialer Explosionsstoff Not und Zerstörung erzeugend weiterschwelen wird, solange die ihm zugrunde liegende Ursache bestehen bleibt. Es ist eine ungeheuer sozial destruktiv wirkende Macht, die von dieser Form des Kapitaleigentums – bei aller positiven Leistung – auf das soziale Leben der Menschen ausgeht. Wenn das Eigentum an einer Sache solche gravierenden negativen Folgen hat, stimmt etwas nicht an seiner rechtlichen Konstruktion.

Zur Entwicklung des Eigentums

In der geschichtlichen Entwicklung bildete sich als eigentliche Aufgabe des Eigentums heraus, materielle Gegenstände, die sich der Mensch durch seine Arbeit für seinen existenziellen Bedarf und Verbrauch erwirbt, über die er deshalb auch ungehindert verfügen können muss, für andere unangreifbar zu machen. Dieses berechtigte Privateigentum unterstützt so die Entwicklung zur in sich geschlossenen, freien Persönlichkeit, die sich insofern von den anderen abschließt, behauptet und notwendig auf den eigenen Vorteil bedacht sein muss.

Das Eigentum am Grund und Boden, aus dem das Eigentum am Unternehmen herausgewachsen ist, stellt aber bereits einen negativen Exzess der positiven Entwicklung des Eigentums dar. Der Boden ist notwendige Lebensgrundlage für alle Menschen, der nicht wie bewegliche Sachen erzeugt und beliebig vermehrt werden kann. Das Eigentum verbindet hier Teile der Erde, die prinzipiell allen Menschen gleichermaßen zugänglich sein muss, mit der Persönlichkeit eines Einzelnen, dessen alleiniger Verfügungsgewalt es unterworfen wird. Der Boden wird gleichsam zum egoistischen Raub Einzelner. Er wird wegen seiner Begrenztheit und die damit verbundenen Preise für viele nicht mehr erwerbbar, die zu einem Eigentümer notwendig in Abhängigkeit kommen und ausgebeutet werden können.3

Im germanischen Recht gab es kein Privateigentum an Grund und Boden. Der Boden wurde vom Fürsten des Stammes, dem Repräsentanten der Gemeinschaft, als Lehen verteilt und fiel auch an ihn wieder zurück. Erst mit der Rezeption des römischen Rechts drang ab dem späten Mittelalter das Grundeigentum auch nach Mitteleuropa ein. Es ist bezeichnend, dass im Lateinischen dominium sowohl Eigentum als auch Herrschaft, und dominus zugleich Eigentümer und Herrscher bedeuten.4

Das frühe Rom gründete auf dem Ackerbau freier Bauern. Doch aus den vielen Kriegen, in denen sie den Pflug gegen das Schwert eintauschen mussten, kamen viele entweder nicht mehr zurück oder die Überlebenden hatten oft nicht das Kapital, ihre lange brach gelegenen Felder wieder zu bebauen. Sie verkauften ihr Land zu Schleuderpreisen an Adlige oder andere der Oberschicht, die es zu großen Landgütern (Latifundien) zusammenschlossen und mit Hilfe von Wanderarbeitern und insbesondere Sklaven bewirtschafteten. Diese Latifundien mit ihrem abhängigen Personal, das für den Eigentümer, den Herrn, den Gewinn erarbeitete, waren gewissermaßen die Vorläufer der heutigen Wirtschaftsunternehmen. Das Abhängigkeits-Verhältnis ist trotz abmildernder Arbeitsgesetze prinzipiell noch immer ähnlich. Es wird ja auch vielfach als Lohnsklaverei bezeichnet. Das ist das nach wie vor menschlich zutiefst Entwürdigende. „Auf dem Vorhandensein der Empfindung eines menschenunwürdigen Daseins beruhen in Wahrheit alle Erschütterungen im sozialen Organismus.“ 5

Eigentum in der Verfassung

Es geht auf den englischen Philosophen John Locke zurück, einen der Väter des politischen Liberalismus, dass viele Staaten das Eigentum als ein Naturrecht, das jeder staatlichen Gesetzgebung vorausgeht, in ihre Verfassung aufgenommen haben. Auch das deutsche Grundgesetz bestimmt als ein Grundrecht in Art. 14: „Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet.“ Doch hatten die Väter des Grundgesetzes die soziale Erfahrung und Empfindung, dass sich der egoistische Gebrauch des Eigentums auch zum Schaden anderer auswirken kann. So ließen sie den Satz folgen: „Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt. Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Ja, sie sahen diese Gefahr gerade bei Grund und Boden und Wirtschaftsunternehmen als groß an, so dass sie in Art. 15 die Möglichkeit aufnahmen: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.“

Sahra Wagenknecht macht in ihrem Buch auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1979 aufmerksam, die eigentlich für Rechtswissenschaft, Rechtsprechung und Politik bahnbrechend hätte sein müssen, aber folgenlos geblieben ist. In einem Verfahren über die Mitbestimmung in Unternehmen weise das Gericht ausdrücklich auf einen unterschiedlichen Grad an Schutzwürdigkeit hin, „je nachdem, ob es sich um persönliches Gebrauchseigentum oder um großes Wirtschaftseigentum handelt.“ Wörtlich führten die Richter aus:

„Soweit es um die Funktion des Eigentums als Element der Sicherung der persönlichen Freiheit des Einzelnen geht, genießt dieses einen besonderen Schutz. … Dagegen ist die Befugnis des Gesetzgebers zu Inhalts- und Schrankenbestimmungen umso weiter, je mehr das Eigentumsobjekt in einem sozialen Bezug und einer sozialen Funktion steht.“ 6

Und Sahra Wagenknecht schließt daran an: „Es gibt also einen Unterschied zwischen persönlichem Eigentum und dessen Schutz als individuellem Freiheitsrecht und Eigentumsobjekten in sozialen Bezügen, die die Freiheitsrechte sehr vieler Menschen berühren. Eigentum sollte verpflichten, es kann aber auch vernichten. In diesem Fall wäre laut Grundgesetz eigentlich der Staat angehalten, dem einen Riegel vorzuschieben.“ 7

Auf diesen gravierenden Unterschied habe ich bereits an anderer Stelle hingewiesen.8 Ein Wirtschaftsunternehmen ist keine Sache, die dem privaten, persönlichen Gebrauch des Eigentümers, sondern gemeinsam mit notwendigen Mitarbeitern der Bedürfnisbefriedigung vieler anderer Menschen und der gemeinsamen Einkommenssicherung dient. Die unbegrenzte Verfügungsbefugnis über Produktionsmittel, Finanzkapital und Gewinn oder gar der Verkauf des ganzen Unternehmens, die das Privateigentum gewährt, hat enorme soziale Auswirkungen für andere Menschen. Da die Arbeitnehmer eines Betriebes de facto Produktionsmittel sind, werden sie z. B. bei einer Veräußerung wie eine Sache gleichsam mitverkauft und je nach Verschlankung, Aufteilung, Fusion oder Zerschlagung des Unternehmens mitverschoben oder entsorgt. Sie sind mit ihrer wirtschaftlichen Existenz der Macht der Kapitaleigentümer weitgehend hilflos ausgeliefert.

Die rechtliche Möglichkeit, wirtschaftliche Machtbildung und Existenzvernichtung anderer zum allgemeinen Grundrecht zu erheben, ist eine schreiende Absurdität. Kapital als eine Sache mit hoher sozialer Relevanz darf nicht undifferenziert Gegenstand eines Privateigentums sein, über das ganz nach egoistischen persönlichen Interessen beliebig verfügt werden kann. Das Privateigentum als persönliches Freiheitsrecht verliert hier seinen eigentlichen Sinn und seine innere Berechtigung. Selbstverständlich ist auch das Staatseigentum keine Alternative.

Das unternehmerische Motiv

Eines der häufigsten Argumente für die Unersetzlichkeit des Privateigentums am Kapital verweist darauf, dass nur Eigentümer zu solchen unternehmerischen Leistungen motiviert würden, wie sie die Geschichte des Kapitalismus aufweise. Nur was einem selbst gehöre, was man zum persönlichen Vorteil mehren, auf eigenes Risiko mit Schulden belasten und seinen Kindern vererben könne, sporne zu gewissenhafter Sorgfalt und größtem Engagement an. Wer erfolgreiche Unternehmen wolle, dürfe privates Wirtschaftseigentum unter keinen Umständen infrage stellen.

Doch der persönlich haftende Eigentümerunternehmer ist gerade nicht der typische Repräsentant des Kapitalismus. Seine originäre eigentumsrechtliche Erfindung ist die Kapitalgesellschaft, in der Hauptsache die Aktiengesellschaft, die den Eigentümern zwar den vollen Zugriff auf alle Gewinne garantiert, sie aber für die eingegangenen Risiken nur in Höhe ihres anfänglich investierten Kapitals haften lässt. Haben sich dies die kapitalgebenden Eigentümer, die Aktionäre, einmal zurückgeholt, gibt es für sie im Grunde kein Risiko mehr. Zudem sind in den Aktiengesellschaften Eigentümer und Unternehmer nur noch selten identisch.

Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts registrierte Ernst Abbe von den Carl-Zeiss-Werken in Jena: „Es ist eine fast typische Erscheinung der neuen Wirtschaftsentwicklung geworden, dass Industrieunternehmen, wenn sie eine gewisse Größe überschritten haben, von den persönlichen Inhabern aufgegeben und … gewöhnlich in Aktiengesellschaften oder ähnliche Formen übergeleitet werden.“ 9  In den USA werden heute, so Sahra Wagenknecht, „fünfmal so hohe Umsätze in Kapitalgesellschaften erwirtschaftet wie in Unternehmen mit voller Haftung der Eigentümer.“ Auch in Deutschland übersteige die Wertschöpfung der Kapitalgesellschaften die der Personenunternehmen um ein Vielfaches.10 Die Trennung von Anleger und Unternehmer ist die dem Kapitalismus typische Form des Wirtschaftens.

Die Unternehmerfunktion übt der Vorstand der AG aus, also in der Regel Angestellte, deren Motive sich aus dem Interesse an einem hohen Einkommen und der Wahrnehmung der Kapital-Interessen nach hohem Profit zusammensetzen, von deren Erfolg ihre Stellung abhängt. „Auch die Vorstandsvorsitzenden der 80 größten deutschen Unternehmen …, die mehrheitlich einer Familie gehören, stammen bis auf drei Ausnahmen nicht aus dem familiären Kreis. Vielmehr halten sich gerade in großen Familienkonzernen die Eigentümer in der Regel aus dem unmittelbaren Management heraus.“ 11 Sie beschränken sich auf den laufenden Empfang der von anderen erarbeiteten üppigen Dividende, die ihnen ein sorgenfreies luxuriöses Leben ermöglichen.

Erfolgreiche Alternativen, z. B.: Carl-Zeiss-Werke Jena

Doch immer hat es auch einzelne Unternehmer mit sozialem Verantwortungsgefühl gegeben, die nicht nur ihre Mitarbeiter über gute Gehälter am Erfolg des Unternehmens beteiligt haben, sondern Wege gegangen sind, die persönlich-egoistische Verwendung des Eigentums am Unternehmenskapital überhaupt auszuschließen. Sahra Wagenknecht macht auf den bereits erwähnten Ernst Abbe aufmerksam, Teilhaber der Optischen Werke Carl Zeiss in Jena, der 1889 nach dem Tod von Carl Zeiss dessen Erben auszahlte und die Firma auf eine ganz neue Grundlage stellte.

„Abbe sah, dass im Erfolg eines Unternehmens die Arbeit vieler zusammenfließt, die aktueller und früherer Mitarbeiter, die Managementqualitäten leitender Angestellter und das technische Wissen und Können der Facharbeiter, schließlich die Ergebnisse universitärer Forschungsleistungen sowie gesellschaftlich angesammelte Kenntnisse und Erfahrungen aus vielen Jahrzehnten. Deshalb war er überzeugt, dass der Gewinn eines Unternehmens ´vor einem strengen Sittlichkeitsideen genügenden Eigentumsbegriff als ´´öffentliches Gut„ betrachtet und behandelt` werden sollte. Der Anspruch des Gründers und Unternehmenslenkers sollte sich auf ´das Maß des angemessenen Lohnes für die persönliche Tätigkeit` beschränken.
Die Unternehmenserträge stehen in Abbes Augen der Gesamtbelegschaft zu. Sie sollten darüber hinaus den naturwissenschaftlichen Fächern der Jenaer Universität zugutekommen, von deren Forschungen die optische Industrie profitierte.“ 12

Aus diesen Gründen und um externe Eigentümer wie bei einer Aktiengesellschaft, die die Zukunft „unter die Herrschaft des sich vermehrenden Geldes“ stelle, auszuschließen, entschied sich Abbe, das Unternehmen an eine von ihm gegründete Stiftung, die Carl-Zeiss-Stiftung, zu übertragen, also diese zur Eigentümerin des Unternehmens zu machen. Eine entsprechende Satzung sorgte dafür, dass sich die Stiftung an diese gemeinwohlorientierten Ziele hielt. Damit verloren die Erben von Carl Zeiss jeden Einfluss im Unternehmen und jeden Anspruch auf leistungslose Einkommen aus den Erträgen. Die Satzung bestimmte dann, dass der Kreis der Empfänger von Teilen des Gewinns noch um viele soziale Einrichtungen der Stadt erweitert wurde. „So finanzierte die Carl-Zeiss-Stiftung in Jena neben dem Neubau des Unigebäudes das Phyletische Museum, ein Anatomisches Institut, mehrere Kliniken und das Volkshaus mit großer öffentlicher Bibliothek.“

Abbe hielt in den Statuten programmatisch fest, dass es nicht einseitig um einen möglichst hohen Gewinn gehen könne, sondern um „die Steigerung des wirtschaftlichen Gesamtertrages, welchen diese Unternehmungen dem ganzen in ihnen vereinigten Personenkreis, die Stiftung als Unternehmer einbegriffen, mit Aussicht auf längeren Fortbestand noch zu gewähren vermögen.“ 13 Ihm war wesentlich, dass das Unternehmen langfristig zum Wohle der Gesellschaft und aller Mitarbeiter gedieh. Daher wurde es auf Reservebildung, daraus mögliche weitgehende Selbstfinanzierung und äußerst begrenzte Kreditaufnahme festgelegt. So waren die Ausschüttungen für gemeinnützige Zwecke im Verhältnis zum Gesamtgewinn deutlich niedriger als die normaler Aktiengesellschaften an ihre Aktionäre. Auf diese Weise konnten die Carl-Zeiss-Werke die Weltwirtschaftskrise relativ unbeschadet und mit kaum verringerter Belegschaft überstehen. „Interessant ist auch, dass das Statut die Vergütung der Führungskräfte auf das Zehnfache des durchschnittlichen Arbeitslohnes im Unternehmen beschränkte.“ 14

Bereits zu Abbes Lebzeiten funktionierte das Modell bestens. Hatte das Werk 1875 gerade 60 Mitarbeiter, waren es bei seinem Tode 1905 über 1.400, und in den folgenden Jahrzehnten wuchs es unaufhörlich weiter und entwickelte sich zu einem der weltweit führenden Unternehmen der optischen Industrie. Dass es weder externe private Eigentümer, noch solche als tätige Unternehmer mehr gab, in deren private Taschen die Gewinne flossen, behinderte oder vereitelte nicht den Unternehmenserfolg, ganz im Gegenteil.

Neue Eigentumsformen

Der Grundgedanke Ernst Abbes und seine mutige Verwirklichung sind wegweisend. Ein Unternehmen ist etwas grundsätzlich anderes als ein Anzug, Auto oder auch Eigenheim, die dem persönlichen Gebrauch dienen. „Unternehmen sind keine Sachen, sondern Organisationen, die dank der Arbeitsleistung und der Kenntnisse vieler Menschen wachsen und von deren Fortbestand das Schicksal dieser Menschen, eventuell sogar die Perspektive ganzer Regionen abhängt.“ 15 Ein Unternehmen ist, um mit Abbe zu reden, ein „öffentliches Gut“. Und es steht nicht isoliert da, sondern verdankt seine Existenz und Erfolge den wissenschaftlichen und technischen Fähigkeiten, die im allgemeinen Kultur-, speziell im Bildungsleben erworben werden. An das Geistesleben muss deshalb ein Teil des Gewinnes auch zurückfließen, da dieses selbst ja keine materiellen Erträge erzielt, sondern auf Gelder der wirtschaften Menschen angewiesen ist.

Ernst Abbe und auch noch andere16 haben gezeigt, dass es für die Gestaltung des Eigentums an Wirtschaftsunternehmen nicht nur die fruchtlose Alternative zwischen Privat- und Staatseigentum gibt, in die jede Diskussion immer schnell schablonenhaft verfällt. Doch auch eine entsprechend zugeschnittene Stiftung, kann nur eine Übergangslösung sein, da sie von der sozialen Einsicht und freien Tat Einzelner abhängig ist. Zur allgemeinen Gültigkeit muss das Eigentumsrecht eine differenzierende Weiterentwicklung erfahren, die gesetzlich verbindlich gemacht wird.

Sahra Wagenknecht schlägt in ihrem Buch vier Rechtsformen für Unternehmen vor, die als Grundtypen die Kapitalgesellschaften mit ihren externen Eigentümern ablösen sollen. Sie sieht sie auf unterschiedliche Branchen und Betriebsgrößen zugeschnitten. Zentral ist die Form der „Mitarbeitergesellschaft“, die sie für Unternehmen mittlerer Größe für besonders geeignet hält. Sie gehört der Gesamtheit ihrer Belegschaft, aber eben nicht als privates, persönliches Eigentum. Das Unternehmen „gehört sich selbst“, kann also von niemandem verkauft werden.17 Das Eigentum ist funktional an den Unternehmenszweck gebunden, und teilhaben daran kann nur, wer und solange er Mitarbeiter ist. Damit hört es auf, „Handels- und Übernahmeobjekt zu sein, das sich Finanzinvestoren oder Wettbewerber unter den Nagel reißen und filetieren könnten. Es gibt zweitens auch niemanden mehr, der aufgrund des Eigentumsrechts Anspruch auf die Unternehmenserträge erheben könnte.“  Der Gewinn gehöre dem Unternehmen. Zu operativen Leitern bestimme die Belegschaft, bzw. von ihr gewählte Vertreter Menschen mit entsprechenden Kenntnissen und Fähigkeiten, die auch von ihr kontrolliert werden.17

Für Großunternehmen, die Oligopolstellungen haben (wenig Anbieter u. viel Nachfrager) und dadurch über wirtschaftliche Macht verfügen, schlägt Wagenknecht die neue Form einer „Öffentlichen Gesellschaft“ vor. Die Mitarbeitergesellschaft eigne sich dafür nicht. Der Unterschied zu dieser bestehe darin, dass das Kontrollgremium jetzt Aufsichtsrat heiße, der nur noch zur Hälfte mit Mitarbeitervertretern besetzt sei, zur anderen Hälfte mit Vertretern der Öffentlichkeit. – Da sie aber wie die Mitarbeitergesellschaft keine externen Eigentümer hat, gehört sie doch ebenfalls der Gesamtheit der Belegschaft, ist also im Grunde auch eine Mitarbeitergesellschaft. Dass im Aufsichtsrat wegen des gesteigerten öffentlichen Interesses zur Hälfte Vertreter der Öffentlichkeit sitzen, ändert daran ja nichts.

Auf ihre für Kleinbetriebe vorgesehene Personengesellschaft, bei der sie inkonsequent beim Abhängigkeitsverhältnis der Mitarbeiter bleibt, und die wichtige „Gemeinwohlgesellschaft“ für gemeinnützige Dienste kann hier nicht eingegangen werden.

Lange vor Sahra Wagenknecht entwickelt bereits der Nationalökonom Folkert Wilken, der in Dresden und Freiburg lehrte und an die sozialwissenschaftlichen Ansätze Rudolf Steiners anknüpfte, neue Eigentumsformen für das Unternehmenskapital.18 Dabei machte er keinen Unterschied in Bezug auf die Größe des Unternehmens, unterschied aber für die drei Kapitalformen: Investitions-, Produktions- und Gewinnkapital drei verschiedene Eigentumsformen. Er konkretisierte das, was Sahra Wagenknecht die Mitarbeitergesellschaft nennt, in der Weise, dass jeder Mitarbeiter bei seinem Eintritt in das Unternehmen einen ideellen Eigentums-Anteil am Produktionskapital, den Produktionsmitteln erhält, an und mit denen direkt oder indirekt jeder arbeitet. Dieser Anteil ist unveräußerlich und an die Funktion des Betriebes gebunden und bleibt beim Austritt aus dem Unternehmen zurück.

Das Investitionskapital muss nach Wilken im alleinigen Eigentum des unternehmerisch Leitenden stehen, aber ebenfalls nicht als Privat- sondern als neues Verantwortungs- oder treuhänderisches Eigentum. Und das Gewinnkapital dürfe – nach Abzug der Einkommen für alle Mitarbeiter, der Investitionen und Rücklagen – nicht beim Unternehmen verbleiben, sondern müsse in das Eigentum eines von Wirtschaft und Staat unabhängigen Geisteslebens übergehen, dem es letztlich zu verdanken und das zur Finanzierung darauf angewiesen ist. Die Vorschläge Folkert Wilkens sind von mir bereits in Artikeln behandelt worden, zuletzt im Artikel vom 16.4.2015.  Siehe Anm.8

Die Vorschläge Sahra Wagenknechts zur Bestimmung und Kontrolle des unternehmerisch Leitenden übersehen, dass weder die Belegschaft, noch die Vertreter der Öffentlichkeit per se die fachliche Kompetenz haben, die Kenntnisse und Fähigkeiten des Betreffenden fachkundig zu beurteilen. Rudolf Steiner sah in einer Schrift von 1919 dafür allein Vertreter des Geisteslebens, also erfahrene Volks- und Betriebswirtschaftler in der Lage.19

Ausblick

Solche neuen sozialen Eigentumsformen des Kapitals würden den Weg in eine Ökonomie eröffnen, in der, wie Sahra Wagenknecht mit Recht schreibt, Privateigentum „tatsächlich nur noch durch eigene Arbeit entstehen kann und in der feudale Strukturen und leistungslose Einkommen der Vergangenheit angehören. Wir würden unser Wirtschaftsleben innovativer, flexibler und zugleich sozial gerechter gestalten. Niemand wäre mehr in der Lage, von fremder Arbeit und zulasten anderer reich zu werden.“ 20  Die Hauptquelle ungeheuren Reichtums und damit verbundener gesellschaftlicher Macht, die sich die Demokratie zum willfährigen Instrument gemacht hat, wäre beseitigt.
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1   Sahra Wagenknecht: Reichtum ohne Gier, Frankfurt/Main 2016, S. 17
2   Deutschlandfunk.de 19.5.2016
3   Grundlegend behandelt in: Soziale Auswirkungen des Eigentums an …
4   Vgl. Sahra Wagenknecht a.a.O., S. 244
5   Rudolf Steiner: Die Kernpunkte der sozialen Frage, Dornach 1961, S. 79
6   Zitiert nach Sahra Wagenknecht a.a.O. S. 249
7   a.a.O.
8   Die ungebändigte Macht des Kapitals
9   zitiert nach Sahra Wagenknecht a.a.O. S. 258
10   Sahra Wagenknecht a.a.O. S. 259
11   a.a.O. S. 260
12   a.a.O. S. 268 f.
13   zitiert nach S. Wagenknecht a.a.O. S. 270
14   S. Wagenknecht a.a.O.
15   a.a.O. S. 272
16   z. B. die Mahle-Stiftung in Stuttgart
17   S. Wagenknecht a.a.O. S. 275 u. f.
18   Folkert Wilken: Die Entmachtung des Kapitals durch
neue Eigentumsformen, Freiburg, 1959
19   Rudolf Steiner: Die Kernpunkte der sozialen Frage,
Kapitel: Kapitalismus und soziale Ideen
20   S. Wagenknecht a.a.O. S. 286

 

 

53 Kommentare zu „Die kalte Macht des Kapitals steigt aus dem Eigentumsrecht auf“

  1. Ich denke, das die jetzige weitere zivilisatorische „Entwicklung“ auf einen globalen Kollaps mit entsprechenden Verwerfungen hinausläuft. Umso wichtiger sind Gedanken, wie die im obigen Artikel dargelegten, um einen neuen gesellschaftlichen Zeitenlauf auf tragfähige Grundstrukturen möglich werden zu lassen.
    Die Frage ist natürlich wie entscheidend tief der Kollaps auch die globalen „Weltbesitzer“ treffen wird, unabhängig von ihrer Vorsorge das alte verderbte Spiel, durch einen von ihnen induzierten Abriß der globalen zivilisatorischen Ruine, weiterspielen zu wollen.
    Mögen die Götter in dem Abriß so wirken, das solche Gedanken in neuen Zeiten zu Grundlagen von Strukturen werden können. Darum bete ich!

  2. „Die kalte Macht des Kapitals steigt aus dem Eigentumsrecht auf.“

    Ist es denn wirklich die Macht, die aus dem Recht aufsteigt ?
    Oder ist es das Recht, das aus der Macht aufsteigt ?
    Recht ist doch immer das des Stärkeren, der den Schwächeren seinen Willen aufdrängt, indem er dies und jenes als „Recht“ festschreibt und all das, was dazu im Widerspruch steht, als „Unrecht“ brandmarkt und verfolgt.
    Folker Wilken knüpfte an die „sozialwissenschaftlichen Ansätze“ des „Rudolf Steiner “ an.
    Feine Sache. Nur irrte Steiner offenbar in puncto Macht, denn er sagte: “ Ob die Herren Herzl und Nordau wirklich daran glauben, dass das palästinensische Reich errichtet werden könne, vermag ich nicht zu entscheiden. Ich nehme zu Ehren ihrer Intelligenz hypothetisch an, dass sie nicht daran glauben.“ ( GA 31, S. 196 ff) Denken wir das einmal zusammen mit der späteren Balfour Declaration und der Gründung Israels. Da erkennen wir doch, dass Idealismus von den wirklich Mächtigen nur solange geduldet wird, wie er in deren Ziele reinpasst.
    Ein Idealismus, der an der Intelligenz und Macht vorbei denkt, schwebt im luftleeren Raum.

  3. @astroConsultant
    „Rudolf Steiner hat durch die dreistufige soziale Gliederung und durch die nachfolgende Initiative eines dreistufigen Gesetzgebungsverfahrens …“

    Rudolf Steiner meinte nicht drei Gesetzgebungen. Gesetzgebung kann es nur im Rechtsleben geben, wo sie ein vertikales Verhältnis für alle schafft. Im Wirtschafts- und im Geistesleben schließen die jeweiligen Vertreter für Teilbereiche Vereinbarungen, Verträge ab, die ein horizontales koordinierendes Verhältnis begründen.

  4. @Michaela Wolff
    „Ist es denn wirklich die Macht, die aus dem Recht aufsteigt ?
    Oder ist es das Recht, das aus der Macht aufsteigt ?
    Recht ist doch immer das des Stärkeren, der den Schwächeren seinen Willen aufdrängt, indem er dies und jenes als „Recht“ festschreibt und all das, was dazu im Widerspruch steht, als „Unrecht“ brandmarkt und verfolgt.

    Hallo, Frau Wolff,
    nur kurz aus dem Krankenhaus: Es ist natürlich beides. Das Recht kommt zunächst von der Macht, und das Recht des Eigentums verleiht hier eine ganz bestimmte Macht über den Eigentumsgegenstand und damit verbunden über andere Menschen.

  5. @ hwludwig: „Es ist natürlich beides.“ Erstmal Gute Besserung ! Sie werden gebraucht !
    Ja, was Sie dazu sagen hat Hand und Fuss, es ist beides.

    @ Peter Heek: “ Mögen die Götter in dem Abriss so wirken, das solche Gedanken in neuen Zeiten zu Grundlagen von Strukturen werden können.“

    Ja, Sie können, was gewisse Atheisten, Antitheisten und Materialisten längst nicht mehr können: Sie können Götter denken, welche mit-wirken. Ihr Verstand ist offenbar gross genug dafür, dass auch Götter mit rein passen. Durch die sogenannte „Aufklärung“ haben ja manche vergessen, dass der Verstand auch dehnbar sein kann.
    Welche Götter sind von Ihnen gemeint ? Namen ?

  6. Ein wichtiger und prima formulierter Artikel!

    Es macht Sinn zwischen Konsens-Eigentum und Dissens-Eigentum zu unterscheiden. Konsens-Eigentum ist diejenige Eigentumsart, das jeder haben kann ohne andere in irgend einer Weise zu behindern oder auszuschließen. Dissens-Eigentum ist dann dasjenige, das andere ausnützt, behindert oder ausschließt.

    Wenn Unternehmen einen Privateigentümer haben, die durch das Unternehmen zu Profite kommen, dann ist das Dissenseigentum. Wenn aber Unternehmen sich selbst gehören ist es wieder Konsenseigentum.

    Wie befremdlich wäre es heute, wenn eine Stadt einen Eigentümer hätte, der alleiniges Verfügungsrecht besitzt und dieses Gemeinwesen an andere “Investoren” mit Mann und Maus verkaufen könnte?

    Irgend wann, so ist zu hoffen, werden die Menschen es einmal genauso befremdlich finden, dass früher die Unternehmen einen privaten Eigentümer hatten.

    Unternehmen sollten niemandem gehören, auch nicht den Mitarbeitern! Da fragt sich natürlich aber auch, wer dann die Kontrolle über das Unternehmen haben darf. Der Unternehmer! Es sollen Unternehmer sein, die Unternehmen gründen und diese leiten. In persönlicher Verantwortung, so lange sie wollen. Auch sollten die Unternehmer freie Entscheidung über ihre Nachfolge haben, unabhängig vom Erbrecht.

    Sinnvoll wäre es dabei, die Größe der Unternehmen zu limitieren und dafür mehr Kooperationen zwischen Unternehmen stattfinden zu lassen.

    Alle Gehälter, auch das des Unternehmers müssen vorfinanziert und nicht durch die Gewinne realisiert werden. Ebenso muss die ganze Produktion vorfinanziert werden. Und dazu müssen noch die Kosten für die Rücklagenbildung und die (Ausrüstungs-)Darlehenstilgraten durch den Produktionskredit vorfinanziert werden. Wenn dann am Ende ein Gewinn übrig bleibt, dann kann dieser gar nicht das Eigentum des Unternehmens sein, denn dieser Gewinn war nur möglich, indem mehr als die vorausgegangenen Kosten eingenommen wurde. Gewinne sind dann ungerechtfertigte Aneignung, die an anderer stelle fehlen. Deshalb müssen Gewinne stets und vollständig verschenkt werden. Hauptsächlich an das freie Geistesleben. Vor allem dürfen Gewinne nicht wieder zur Bezahlung der Gehälter wiederverwendet werden. Hier hat R. Steiner die Begriffe “Junges Geld” und “Altes Geld” verwendet und darauf hingewiesen, wie damit umzugehen ist.

    Man kann aber auch noch einen Schritt weiter gehen, und Gewinne ganz abschaffen. Die weiterhin notwendigen Schenkungen an das Geisteswesen können dann zu den vorfinazierten Produktionskosten hinzugezählt werden um diese so an die Preise weitergeben zu können.

    Dies wäre auch einen Schritt hin zur Abschaffung von Steuern und Ersetzung dieser archaischen Zwangseinrichtung durch freie Schenkungen in größerem Rahmen.

    LG, enrico

  7. Die Lösung erinnert mich sehr an das jugoslawische Selbstverwaltungsmodell. Es könnte vielleicht ein Übergangsmodell sein. Allein die Tatsache, dass man über Gewinnkapital (also eine fiktive Bilanzgröße) schreibt, verweist darauf, dass es auch ein Verlustkapital geben muss. Wer trägt den Verlust? Warum trennt man sich nicht von Gewinn und Verlust, wenn das Gemeinwesen der Profiteur sein soll? Die gesellschaftliche Produktion behält also ihren Ware-Geld-Charakter.
    Ein Kernproblem bleibt ebenfalls bestehen: wie misst man den Wert eines Menschenlebens. Genau darauf gibt die Ökonomie keine Antwort.

  8. @ enrico: „Junges Geld“ und „Altes Geld“

    Hätte das Geld ein Verfallsdatum, würde es sehr rasch im Umlauf zirkulieren. Wie Blut im Kreislaufsystem des Menschen zirkuliert, wenn es nicht irgendwo durch Abschnürungen o.ä. festgehalten und dem Kreislaufsystem dadurch entzogen wird, würde das Geld fliessen..Es würde dahin fliessen, wo es gebraucht wird.
    Nur liegt eben offenbar doch im Interesse sehr, sehr superreicher Kreise, das Geld, was eigentlich im Umlauf zirkulieren sollte, diesem Umlauf zeitweise zu entziehen. Es für sich selber aufzustauen, wie man Wassermassen für sich selbst aufstaut, indem man einen Staudamm erbaut.
    Das ist natürlich nur dadurch überhaupt möglich, dass diese Kreise gigantisch grosse Vermögen und riesige Behältnisse haben.
    Es ist ja wie beim Getreide. Wenn Sie z.B. riesige Kornspeicher haben, die bis zum Rand gefüllt sind, und Sie wollten durch Verkauf die eigenen Gewinne maximieren, müssten Sie das Getreide zunächst dem Markt entziehen, damit die Preise steigen. Wenn Sie dann nur kleine Mengen nacheinander in der Zeit verkaufen, erzielen Sie mehr Gewinne, als wenn Sie alles Getreide auf einmal auf den Markt werfen würden. Denn was rar, selten ist, ist teuer.
    Diese „Abschnürungen“ gigantischer Geldmengen, die dem Umlauf entzogen werden, sind wie grosse Blutegel, die an einem kleinen Fisch sich festsaugen, um diesem sein Blut zu entziehen.
    Die kleinen Fische sind mittlerweile die Staaten, die sich selber immer wieder neue Blutegel ansetzen, indem sie bei Bankherren um Kredite betteln.

    Braucht es da nicht ein „Junges Denken“, welches „Altes Denken“ überwindet , um diese unwürdigen Verhältnisse zu ändern ?
    Es gibt Gruppierungen, welche sich dem „Alten Denken“ verpflichtet fühlen, und diese sind es auch, welche sich selbst allgemein (!!!) – es gibt immer auch Ausnahmen – als Gruppierung über alle anderen Gruppierungen erhaben fühlen.
    Solchen Menschen die „Gleichheit“ anzubieten, beleidigt sie, weil sie alle anderen Menschen, die mehr am Neuen Testament und weniger am Talmud sich orientieren, als „Gojim“ und „Vieh“ betrachten. Wer will schon gleich einem Vieh sein ?

    Glaube, da ist eine Polarität zwischen „Geld“ und materiellem Gold. Denn wer wollte z.B. den Krugerrand-Goldmünzen ein Verfallsdatum aufprägen ? Oder Maple Leaf ?
    Wenn Geld da wäre, dessen Verfallsdatum überschritten wäre, könnte kein Mensch in Krisenzeiten damit beim Bauern Lebensmittel kaufen. Ganz anders bei Goldmünzen. Selbst wenn man denen ein Verfallsdatum aufprägte, wäre es dem Bauern „wurscht“, weil Gold eine Qualität an sich ist.
    Wenn das virtuelle „Geld“ eingeführt wird, dann dürften wir nur noch über ein virtuelles Verfallsdatum nachdenken, oder wie sehen Sie das ?

  9. @Michaela Wolff
    Unsere derzeitige, hochkomplexe Wirtschaft beruht nicht darauf, dass Geld “umläuft” sondern indem mit Hilfe von Geldbuchungen Kreditschulden weiter gegeben werden. Meistens verschwindet dabei das Geld sogar im gleichen Moment in dem es entstanden ist. Mit umlaufendem Geld so wie es sich Silvio Gesell vorgestellt hat, kann man nur das kaufen und verkaufen, was bereits fertiggestellt wurde. Es würde höchstenfalls für eine schlichte Bazarökonomie reichen. Die Begriffe “altes Geld / Junges Geld” beziehen sich auf etwas anderes, das im Zusammenhang von Gewinngeld steht. Trotzdem haben Sie natürlich recht, das übermässige Sparen oder gar Horten à la “Schwäbische Hausfrau” behindert die Wirtschaft ungemein.

    Diesbezüglich ein link zu einer aufgeschriebenen Vortragsreihe von Rudolf Steiner vor fast hundert Jahren.

    Klicke, um auf 340.pdf zuzugreifen

    Gruss, enrico

  10. Interessanter Artikel, der einen Teil der Probleme, die zu den globalen Verwerfungen geführt haben, aufzeigt. Aber eben nur einen Teil.

    Das Eigentumsrecht, das in der Tat aus dem römischen Recht abgeleitet ist, teilte vor 2000 Jahren erstmals Besitz und Eigentum in 2 getrennte Anschauungen. Stichwort z.B. das Recht des römischen Bürgers auf Eigentum, während z.B. Nichtrömer nur Besitz erwerben konnten.

    Zusammen mit dem Schuld – Geldsystem stellte es die ideale Basis zum Erhalt einer ehemals mittels Gewalt erreichten Macht dar. Heute muss man zu diesen beiden Mitteln die Patentrechte hinzufügen.

    Diese 3 Komponenten bilden die Machtbasis bis heute,. ungeachtet der Tatsache, dass sich die Herrschaftssysteme veränderten. Das Eigentumsrecht alleine ist also nicht für die Ungleichheit, vor allem aber für die Wahrnehmung als „Faktor Arbeit“ im wichtigsten Lebensbereich – dem Wirtschaften – verantwortlich.

    Eine Heilung könnte es also nur nach umfassender Neugestaltung aller 3 Lebensgrundlagen:

    Geld- und Wirtschaftssystem,
    Eigentumsrecht,
    Patent- Urheber- Medienrecht

    geben.

    Das ist nur in einer Revolution und/oder durch einen evolutorischen Sprung der Menschheit denkbar. Realistisch betrachtet wäre zumindest eine sofortige Rückkehr zum Glass Steagall Act denkbar, der wenigstens die bisherigen historischen Ergebnisse, nämlich umfassende Sachkapitalzerstörung mittels Krieg, verhindern könnte. Im aktuellen Szenario sind wir aber soweit voran geschritten, dass uns nur noch ein Wunder helfen kann, die Liquiditätsfalle bzw. Kreditkontraktion auf lange Sicht zu verhindern. Das Pulver ist jedenfalls verschossen.

  11. @Michaela Wolff – Zeitgeist und die Seinen, Volksgeister der Länder( für D Widar) und die Ihren und andere mit der Wiederkunft Christi verbundene Engel und Götter (wobei ich unter Götter Engelwesen in der Hierarchie über den Angeloi meine).
    Auch wenn die Wiederkunft schon ein wenig über 100 Jahre alt ist, erwarte ich noch die Entsprechung der drei lokalen palästinensischen Jahre, als drei globale Jahre in naher Zeit, als einschneidendes globales Zäsurerlebnis. Entwicklung vollzieht sich in Sprüngen.
    Möchte aber Herrn Ludwigs Absicht mit diesem Forum nicht strapazieren.

  12. @ Peter Heek
    „Möchte aber Herrn Ludwigs Absicht mit diesem Forum nicht strapazieren.“

    Danke, ganz recht! Also bitte beim Thema des Artikels bleiben.

  13. @ enrico: Thema „Kreditschulden“

    Danke für den Link ! Will den mal weiter lesen. Zunächst zu: „Kreditschulden“. „Meistens verschwindet dabei das Geld sogar im gleichen Moment in dem es entstanden ist.“
    Wenn das keine Zauberei ist ? Ob sich das dann – schwuppdiwupp hastenichtgesehn – in pures Gold verwandelt, welches dann in geheimen Kellern physisch gelagert wird ?
    Angeblich sind wir hierzulande allesamt pro Kopf mit ich weiss nicht genau wieviel zigtausend Euro „verschuldet“. Passt zusammen mit dem Begriff des „Schuldgeldes“ und mit der deutschen „Schuldkultur.“ Habe persönlich gar keine Schulden und will höchstens selber jemand was leihen oder schenken. Mit wieviel bin ich trotzdem „verschuldet“ ? Bei wem ? Bei Bettlern ?.

    Mein Bild von den „Blutegeln“ meinte nicht die „Schwäbische Hausfrau“, deren Sparen die Wirtschaft behindert. Sondern gemeint von mir ist genau dasjenige, worauf Steiner in obigem Link hinwies: Er beschreibt ja, wie ein Minister des Königs zu Rothschild kam, um den anzupumpen.
    Ein Lederhändler war bei Rothschild, und der Minister des Königs musste warten.
    Das passte dem gar nicht, dass ein Lederhändler vor ihm drankam.
    Warum muss denn der König überhaupt jemand anpumpen ?
    Das ist doch kein König mehr im wahren Sinne ! Das ist ein Bettler.
    Und solcher Minister, der im Auftrag dieses Betllers zum Kaufmann gehen muss, um den anzupumpen, was ist der denn selber ? Sendling eines Bettlers.

    Und ähnliche Bettler sind heute die Staaten, die Regierungen, die man sich ja scheut, noch als „Rechtsleben“ zu bezeichnen. Die sind in die Schuldenfalle getappt. Bei wem wohl ?
    Die sind ja selber hoch verschuldet und betrachten das Volk als ihr „Pfand“.
    Und die müssen immer wieder zu Rothschild & Konsorten um neue Kredite betteln gehen, weil sie frisches Geld brauchen, um die Zinsen und Zinseszinsen zu bezahlen.
    Die lassen sich freiwillig immer neue „Blutegel“ ansetzen, anstatt ihre eigene, durch meinetwegen Weizen oder Gold oder Land gedeckte Währung rauszubringen und den Trickbetrügern von der ganz alten Schule zu zeigen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat.
    Habe gar nichts gegen Bettler, aber bitteschön soll die Regierung nicht aus einem Bettler-Bankett bestehen, das so tut, als ei es ein Königshof mit eigener Schatzkammer voller Diamanten, Rubinen und Feingold. Gruss: Ela

  14. @enrico:

    So wie gefällige Kunst den Schutz der Kunstfreiheit nicht braucht, so braucht auch Konsens-Eigentum kein Recht auf Eigentum. Sollte also tatsächlich jemand die magische Macht haben, um sowohl Dissens-Eigentum (und damit das Recht auf Eigentum) und sogar Gewinne abzuschaffen, warum dann nicht gleich diese magische Macht auf produktive Weise verwenden und Verluste und am besten gleich noch die Armut insgesamt abzuschaffen? Wäre das nicht sinnvoller als dein Modell, in dem nichtmal Löhne bezahlt werden können, weil sämtliche dafür möglichen Quellen abgeschafft sind?
    Ranma

  15. @Ranma
    Sehen wir “Konsens-Eigentum” als der durch die Gemeinschaft geschützter Besitz an, der andere Menschen nicht behindert. Und Dissens-Eigentum als der durch die Herrschaft geschützte Besitz, der andere Menschen einengt und damit zum Ausbeutungswerkzeug genutzt werden kann.

    Wäre das nicht sinnvoller als dein Modell, in dem nichtmal Löhne bezahlt werden können, weil sämtliche dafür möglichen Quellen abgeschafft sind?

    Es ist schon ein bisschen frustrierend für mich, das zu lesen. Es ist Unsinn, die Gehälter mit den Gewinnen bezahlen zu wollen. Schon alleine deshalb, weil die Gewinne erst nach der Produktion erzielt werden. Die Gehälter müssen natürlich mittels Produktionskredite bezahlt werden!

    Die Vorstellung, die Unternehmen könnten in ihrer volkswirtschaftlichen Gesamtheit die Löhne mittels der Gewinne bezahlen ist einfach Schrott! Ein Ergebnis jahrelanger Gehirnwäsche.

    Genauso unsinnig ist es zu behaupten, Unternehmen müssten Geld-Gewinne “erwirtschaften”. Auch ein Ergebnis jahrelanger Gehirnwäsche.
    Ohne Wirtschaftswachstum sind für die Unternehmen in ihrer Gesamtheit, Gewinne ja gar nicht möglich! Ohne Wachstum sind die Gewinne der einen Unternehmen, die Verluste der anderen.
    Schafft man die (Geld-)Gewinne ab, schafft man auch die dadurch entstandenen Verluste ab und braucht folglich auch kein ständiges Wachstum. Das setzt aber voraus, dass folgende Kosten per Produktionskredit vorfinanziert wird:
    1. Gehälter der Beschäftigten
    2. Einkommen der Unternehmer
    3. Vormaterialien und Verbrauchsstoffe
    4. Raten zur Rücklagenbildung
    5. Raten zur Tilgung von Ausrüstungs-Krediten

    Die vermeintlich magische Kraft, ist gar nicht so magisch. Man nennt sie auch “rationales Denken, Erkennen, Vorstellen und Handeln”.

    LG, enrico

  16. @Michaela Wolff
    Weil wir hier im irdischen Leben stehen, haben wir alle ständig Aufgaben zu erfüllen. Manche Aufgaben müssen noch erfüllt werden, manche sind erfüllt worden und manche sind mehr als erfüllt worden worden. Der scheußliche Begriff “Schulden” bedeutet nichts anderes als Aufgaben, die noch zu erfüllen sind. Damit kann man auch ableiten, dass Geld nichts anderes als Aufgaben sind, die mehr als erfüllt sind. Physikalisch gesehen gibt es keine Kälte und nur verschiedene Wärmezustände. Genauso ist das auch mit Geld: Saldenmechanisch richtig betrachtet gibt es gar kein Geld, sondern nur verschieden erfüllte Aufgaben.

    Um wieder ein bisschen zum Thema zurück zu kommen:
    Mit den Gewinnen der Unternehmen wird vorgetäuscht, die Unternehmen hätten mehr als notwendig Aufgaben erfüllt. Das stimmt aber nicht, sie haben nur mehr Geld eingenommen, das ihnen eigentlich gar nicht zusteht. So gesehen sind die Geldgewinne der Unternehmen eindeutig Dissens-Eigentum.

  17. @ Peter Heek: Zum Thema: “ Zwar ist heute der allgemeine Wohlstand ungleich höher als im Absolutismus, aber die Verarmung der abhängigen Menschen nimmt kontinuierlich zu.“
    Und; “ Sie“ – die Lohnabhängigen – “ sind in seiner“ – des Eigentümers an Produltionsmitteln-„Sicht ebenfalls Produktionsmittel..“ Dann auch : “ Damit wird die Arbeitskraft des Menschen, d.h. aber der Mensch selbst, der von seiner Arbeitskraft nicht zu trennen ist, zwangsläufig ebenfalls zur Ware.“

    Meine, dass eben letztes Zitat das Grundproblem genau aufzeigt: Das Menschenbild, welches heutzutage allgemein vorherrscht. Um es mal sehr krass in eine Imagination, in ein Bild zu bringen:
    Der Mensch wie ein Pfund Wurst im Supermarktregal. Mensch als Ware.
    Das Beispiel „Pfund Wurst“ hinkt, weil Wurst kein „Produktionsmittel“ ist, aber „Ware“ ist eben auch ein Pfund Wurst.
    Meiner Auffassung nach sind da drei Dinge zuerst Voraussetzung für die allgemeine Akzeptanz solcher Verhältnisse: Erstens die Entgötterung, Entgeistigung, Enstspiritualisierung des allgemeinen Bewusstseins. Zweitens : Ein allgemein vorherrschendes Duckmäusertum der Lohnabhängigen selber, welche befürchten, ohne dieses Duckmäusertum irgendwann kein Pfund Wurst mehr kaufen zu können. Drittens eine ungeheuerliche Arroganz seitens dieser „Eigentümer von Produktionsmitteln“, die denen vielleicht gar nicht ins Bewusstsein kommt.

    Da stehe ich vor der Frage, wie solche Arroganz in Devotion verwandelbar ist.
    Wie solches Duckmäusertum in Mut zur Sanftheit umkehrbar ist.
    Wie dieses völlig „maschinenhafte“ Menschenbild in ein lebendiges Menschenbild umkehrbar ist,.

    Ich empfinde, dass wenn wir im o.g. Sinne und auch im Sinne der Steiner`schen Dreigliederung des sozialen Organismus (Link von enrico) ganz neue Verhältnisse ins Leben bringen wollen, wir gar nicht umhin kommen, unser Denken in dem Sinne zu spiritualisieren, dass wir beginnen, einmal den Begriff „Gleichheit“ mit dem Begriff des „Esau-Segen“ und mit dem Paulus -Wort: „Lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen“ zusammen zu denken.
    Das berührt dann auch all das, was mit „Widar“ – dem schweigenden Gott, dem Lederstreifen vom Schuhwerkt geopfert wurden (), in Zusammenhang steht.

  18. sorry, habe noch zwei wichtige Punkte vergessen, die auch noch mit dem Produktionskredit vorfinanziert werden müssen:

    6.Schenkungen an das freie Geistesleben
    7. Schenkungen an das Rechtswesen

  19. @ enrico an Ranma: “ Die Gehälter müssen natürlich mittels Produktionskredite bezahlt werden.“

    Bei wem dann diese Kredite aufnehmen? Beim Lederhändler ? Oder bei Rothschild ?
    Es muss doch da ein Kreditgeber da sein. Wenn Geld – wie Sie schrieben- „nichts anderes als Aufgaben“ ist, die „mehr als erfüllt“ sind, woher nimmt der Kreditgeber das Geld ?
    Und wer hat diese „Aufgaben“ dann „mehr als erfüllt“, bevor überhaupt mit der Produktion begonnen werden kann ?
    Mag ja sein, dass es „Geld“, so wie wir heute den Begriff denken, saldentechnisch betrachtet gar nicht gibt. Stichwort Giralgeld usw.etc.usf. Das halte ich für eine Gehirnakrobatik, Gehirndenkerei, die nur davon ablenkt, was die realen Werte der irdischen Welt de facto sind: Leder z.B, ist solcher Wert. Saffianleder. Ziegenleder. Rindsleder usw. Um diese Werte überhaupt produzieren zu können, braucht es ein Stück Land, von dem keiner einen vetreiben kann. Auch das ist ein realer Wert ! Was derzeit in Palästina geschieht, beweist es.Dafür braucht es nun mal reale Macht. Oder sehen Sie das selber anders ?
    Wenn aber das Land keinem mehr gehören darf, wer soll dafür sich verantwortlich fühlen ?
    Umherschweifende Nomaden ? Heute hier, morgen da und übermorgen in Amerika ?
    Wer bestimmt dann, wer als Mensch für ein konkretes Stück Erde verantwortlich ist ?
    Dieser Punkt ist mir in dem Ganzen noch unklar, weil mir der Punkt der Macht da im Nebulösen zu verschwimmen scheint. Aber ich kann auch irren. Man lernt nicht jemals aus, und vielleicht haben Sie die Antworten ?

  20. wie schrieb K.M. aus Trier (der Mann der in meiner Heimatstadt seine Doktorarbeit schrieb und verteidigte)?: „Expropriation der Expropriateure“ – ja, darin liegt der Grundschlüssel für eine, eventuell gerechte, gleichberechtigte Gesellschaft, für die echte Anerkennung von Arbeit – und nicht das tägliche „Hamsterrad“ in welchem der Kapitalismus, die „freie Marktwitschaft“ oder wie auch immer genannt die einfachen Menschen, die Lohnsklaven oder „den Arbeitsmann“ rotieren lässt bis er „Blut und kleine Knöchelchen“ von sich gibt – oder, weil etwas widerstandswiliger ist – „ausgesondert“ wird!
    Pfui Deibel auf dieses System, welches dem Mensch ein Wolf und den Mensch zum Wolf werden lässt! ;-(((

    vG Ralf

  21. @Michaela Wolff
    Bei wem dann diese Kredite aufnehmen?

    Bei der örtlichen Genossenschaftsbank Ihres Vertrauens. 🙂

    Wenn Geld – wie Sie schrieben- „nichts anderes als Aufgaben“ ist, die „mehr als erfüllt“ sind, woher nimmt der Kreditgeber das Geld ?

    Das Geld entsteht bei der Überweisung der Gehälter durch Kreditgeldschöpfung = Bilanzverlängerung der Genossenschaftsbank mit dem folgenden Buchungssatz:
    Forderung (Kreditnehmer) an Verbindlichkeit (Kreditnehmer): Kreditbetrag
    Richtig zu Geld wird es aber erst dann, wenn es die Beschäftigten erreicht hat.

    Und wer hat diese „Aufgaben“ dann „mehr als erfüllt“, bevor überhaupt mit der Produktion begonnen werden kann ?

    Die Produktion hat bereits begonnen als das geschah. Und die Aufgaben “mehr als erfüllt” haben natürlich die Beschäftigten (Lieferung von Arbeitsergebnissen), was durch das dann erhaltene Geld-Gehalt sichtbar wird.

    Um diese Werte überhaupt produzieren zu können, braucht es ein Stück Land, von dem keiner einen vertreiben kann.

    Ja sicher, das heißt aber nicht, dass deswegen das Land verkäuflich sein muss. Ein Stück Land, das von einem ortsansässigen landwirtschaftlichen Unternehmen gebraucht wird, ist Konsensbesitz. Diesen Besitz kann es von der Gemeinde sehr langfristig pachten. Über Generationen hinweg. Eine sichere Sache. Und die Pachten können stabil und sehr günstig ausfallen.

    Wer bestimmt dann, wer als Mensch für ein konkretes Stück Erde verantwortlich ist ?
    Das ist der am schwierigsten zu beantwortende Teil. Am besten sollen da die Gemeinden eine jeweils für sie optimale Regelung finden. Am fairsten halte ich die Verlosung der zu verpachtenden Flächen.

    Wie gesagt, es geht vor allem darum, dass kein Eigentum so wirkt, dass andere deshalb verdrängt oder ausgenützt werden können.

    Grüße, enrico

  22. @enrico:

    Im Prinzip hast du schon Recht. Bei konstanter Geldmenge müssen die Gewinne der einen die Verluste der anderen sein. Die wenigen Reichen sind schuld an der Armut der vielen Armen. Alles in der Volkswirtschaft und innerhalb der Unternehmen muß vorfinanziert werden. Das geht durch Kredit. Ab da wird es aber schräg.

    Wenn du Kredite aufnimmst, dann wirst du sie auch zurückzahlen müssen. Dazu werden dann auch noch Zinsen oder eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig. Wie soll das ohne Gewinne gehen? Sobald wir eine Kreditwirtschaft haben, in der Kreditgeber die Kreditnehmer ausbeuten dürfen, sind die Kreditnehmer gezwungen, den Druck weiterzugeben und andere auszubeuten. Wie soll es überhaupt Kreditgeber geben, falls nicht schon eine gewaltige Ungleichverteilung der Vermögen oder der Machtpositionen besteht?

    Irgendwie scheint mir deine Lösung der Probleme des vorhandenen Systems daraus zu bestehen, daß du genau das einführen willst, was bereits als System vorhanden ist und die Probleme verursacht.
    Ranma

  23. @ enrico:Thema „Vertrauen in Banken“

    Meine langjährigen Erfahrungen mit diversen Banken lehrten mich, dass es am Besten ist, wenn man von Banken so unabhängig wie nur möglich ist. Deswegen transferierte ich Teile meines Vermögens in Immobilienbesitz und physisches Gold.( Zwischen 2009 und 2011 hatten sich die Goldpreise mehr als verdoppelt) Warum mein Vertrauen in die Banken nicht mehr allzu gross ist, hat folgende Gründe. Wenn man Gold ankauft und verkauft, kommen einem manchmal Münzen dubios vor. Z.B. enthalten manche Double Eagle aus Amerika einen Wolframkern.
    Als ich zwei solcher Münzen bei einer Bank prüfen lassen wollte, verlangten die dafür 40,00 Euro und behaupteten, sie müssten die Münzen erst „einschicken“.
    Beim privaten Goldhändler meines Vertrauens ☺ war die Prüfung kostenlos und dauerte vielleicht 30 Sekunden. Der Mann balancierte die Münzen auf dem Zeigfinger, schlug mit einem Metallstab dran, hielt sich die klingende Münze ans Ohr und sagte sofort: „Echt“.

    Es sind auch oft zertifizierte Sachverständige für Immobilienbewertung bei Banken beschäftigt.
    Hört sich schön an: Zertifizierter Sachverständiger. Aber das sind Makler. Die inspizieren Ihre Immobilie vom Dachboden bis zu den Kellertrakten. Für die Garage und Begehung des Gartens reicht die Zeit nicht.
    Und dann nennen die eine Summe, die der angebliche Verkehrswert sein soll. Und wenn Sie dann unabhängig von dessen Einschätzung ein seriöses Verkehrswertgutachten in Auftrag geben, dessen Bewertung um eine 5 stellige Summe abweicht von der dieses Maklers der Bank, kommen Sie ins Nachdenken.
    Wenn Sie dann noch erleben, dass am Samstag Abend die Mitarbeiterin einer anderen Bank bei Ihnen anruft, um Ihnen ein „Tagesgeldkonto“ aufzuschwatzen, ist Ihr Vertrauen vielleicht auch nicht mehr so riesengross, und Sie fragen sich etwa, ob Zypern erst ein Anfang von etwas gewesen ist.

    Sie erwähnen Verpachtung von Land durch „Gemeinden“ und so weiter. De facto haben wir längst solche Verhältnisse, weil wir – wenn wir Land besitzen – Grundsteuer bezahlen müssen.
    All diese Ideen, die Sie da äussern, halte ich grundsätzlich für sogar notwendig, umgesetzt zu werden, nur erleben wir eine Zeit, in der die Verhältnisse – nicht nur die politischen sondern gesamt die Machtstrukturen, die Politik ist mächtig – ohnmächtig – das nicht hergeben.
    Dreigliederung ist verhindert worden. Deutschland schafft sich ab. Es ist ein besetztes Land ohne klar definierten Wirkungsbereich des GG, das ja auch schon ausser Kraft gesetzt wurde.
    Thema: „Neue Eigentumsformen“: Leuchtet mir alles ein, nur braucht solche Gestaltung meiner Meinung nach einen souveränen Rechtsstaat, der nicht nur verlängerter Arm einer Besatzungsmacht ist.

  24. @ Michaela Wolff – Herr Archiati hat mal den schönen Satz gesprochen: Die Begabungen der Menschheit entsprechen den Bedürfnissen der Menschheit.
    Heute wandern wir durch ein finsteres Tal und so mancher lebt eher eingeschränkt seine Begabungen und weiß auch nur eingeschränkt von seinen Bedürfnissen.
    Das mag sogar sinnvoll sein, wie Michael Endes Beppo Straßenkehrer, Schritt für Schritt seine Arbeit zu tun und nicht im Dauerzustand das Ziel im Auge, zu ersehnen.
    Gleichwohl mag im Inneren, der durch das finstere Tal Schreitenden, das Ziel aus der Vorgeburtlichkeit eingeboren, schlafend harren, das auf der Wanderung an bestimmten Punkten zum Wacherlebnis wird.
    Andere müssen das Ziel vor Augen, die ungeheure Diskrepanz ertragen, weil sie ein -weshalb auch immer- aufgewachterer Menschenschlag sind und als „Freie“, trotz äußerem Joch: systemischen Zwangsveranstaltungen, akademisch gedrilltem Proletariat, Blockwartbütteln,“Nachfahren der Jakobiner“, … Zukunft bewegen.
    Heidegger – Nur ein Gott kann uns retten – ist wohl war; meine Arbeitshypothese nun :doch ermöglicht „er“ das nicht von Außen, sondern durch uns selber von Innen, als epochal scheidendes Gewissenserlebnis, wobei der Mensch die Bewußtwerdung dieses Vorgangs „verweigernd verschlafen- Bewußtsein verlöschend“ ablehnen kann .(Ähnlich dem Erlebnis zwischen Nachtodlichkeit und Vorgeburtlichkeit)

    Dieses scheidende Erlebnis steht global noch aus und kann dann die Grundlage dafür werden, daß durch „soziale Kunst“ ein gekonntes Weben zwischen den Bedürfnissen und den Begabungen der Menschheit lebt, wozu auch das Vertrauen in gesellschaftliche Vereinbarungen gehört, das Jemandem „Verantwortungseigentum“ nicht einfach so weg genommen wird, sondern dieser auch entscheidet, wem er es einst nach getanem Lebenswerk übergibt.
    Vertrauen zu geben und anzunehmen ist eine Begabung und solche Verhältnisse befrieden das Bedürfnis nach Sicherheit.

  25. @Ranma
    ””Wenn du Kredite aufnimmst, dann wirst du sie auch zurückzahlen müssen. Dazu werden dann auch noch Zinsen oder eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig. Wie soll das ohne Gewinne gehen? Sobald wir eine Kreditwirtschaft haben, in der Kreditgeber die Kreditnehmer ausbeuten dürfen, sind die Kreditnehmer gezwungen, den Druck weiterzugeben und andere auszubeuten. Wie soll es überhaupt Kreditgeber geben, falls nicht schon eine gewaltige Ungleichverteilung der Vermögen oder der Machtpositionen besteht?””

    Das Tilgen der Kredite seitens der Unternehmen ist volkswirtschaftlich gesehen kein Problem, denn durch diese Kredite ist ja auch das Geld zur Tilgung geschöpft worden. Im Idealfall wären diese Produktionskredite natürlich nicht verzinst. Und eine Vorfälligkeitsenschädigung fällt bei Kontokorrentkrediten, um die es sich ja handelt eh nicht an. Wären diese Kredite aber verzinst, dann können diese Zinsen nicht durch die Kontokorrentkredite selbst finanziert werden. Das Geld würde also dafür fehlen. Da aber die Banken für sich selbst, zinsfrei Geld schöpfen können (und dies auch tun) um ihre eigenen Kosten zu bezahlen, gibt/gäbe es dieses Geld für die Zinszahlung.
    Dazu ein link:

    Die kreditgebenden Institute können auch Genossenschaftsbanken sein, bei denen alle Unternehmen und privaten Haushalte beteiligte Genossen sind. Dann kann auch keine Ausbeutung mehr stattfinden. Es lohnt sich in diesem Zusammenhang einmal die Ideen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu verstehen.

    Irgendwie scheint mir deine Lösung der Probleme des vorhandenen Systems daraus zu bestehen, daß du genau das einführen willst, was bereits als System vorhanden ist und die Probleme verursacht.
    Die Lösung war:
    1.Geld-Gewinne der Unternehmen abschaffen.
    2. (Glanzbergmodell) Die Übertragbarkeit des Geldes abschaffen.
    Ich will also genau das abschaffen, was die Probleme verursacht.
    Grüße, enrico

  26. @enrico:

    Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Produktionskrediten und Kontokorrentkrediten. Kontokorrentkredite sind diejenigen mit den höchsten Zinssätzen. Die hohen Extrasummen bei den Zinsen stecken die Banken genau deswegen ein, weil es bei den Kontokorrentkrediten weder Fälligkeitstermine noch die Hinterlegung von Sicherheiten gibt, genau gegenteilig zu den Produktionskrediten.

    Im Prinzip könnten die Banken auf das Erheben von Zinsen verzichten, aber warum sollten sie? Sie sind erstens in der Machtposition dazu, zweitens sind die eigentlich zum Zweck der Finanzierung der Banken erlaubt und drittens willst du die Machtposition der Banken nicht abschaffen, sondern eher stärken. Wie könnte das also jemals zum Verzicht auf Zinsen führen? Da gibt es keine Chance!

    Wie soll ich mir außerdem nichtübertragbares Geld vorstellen? Der einzige Zweck des Geldes besteht darin, übertragen zu werden. Wenn es nicht mehr übertragbar ist, dann ist es überflüssig geworden. Man könnte höchstens noch diskutieren, ob es statt überflüssig eventuell kein Geld mehr ist oder ganz verschwindet.
    Ranma

  27. @Ranma
    Wie soll ich mir außerdem nichtübertragbares Geld vorstellen?

    erst muss Du es dir verstehen wollen! dann kannste ja mal das PDF „Glanzberg“ lesen. Du hast dieses Dokument. Hast es aber nicht nötig gehabt, es zu lesen und fragst mich jetzt, wie Du dir nicht-übertragbares Geld vorstellen sollst.
    Lese es und dann schaffst Du es vielleicht auch, es dir vorstellen zu können.
    Mach es! Jetzt! Du schaffst das!

    LG, enrico

  28. @ hwludwig: „..Das Unternehmen „gehört sich selbst“, kann also von niemand verkauft werden.“
    (Sarah Wagenknecht)

    Aber hat das nicht auch mit nicht verkaufbarem Land zu tun ? Ein Unternehmen braucht einen Standort. Müssten wir nicht – um solche Rechtsverhältnisse real durchsetzen zu können, welche dem Unternehmen Rechtssicherheit ermöglichen – erstmal Machtverhältnisse ändern ? Denn derzeit ist Grund & Boden ja ein Spekulationsobjekt, was die derzeitige Rechtslage ermöglicht.
    Spiegeln nicht die Rechtsverhältnisse wieder, was als Machtverhältnis da ist ?

    @ Ranma: an enrico: “ Wie soll ich mir nichtübertragbares Geld vorstellen ?“
    Genau das ist ja der Punkt, weil enrico ja ein „Geld“ beschreibt, das im „Moment“ seiner Entstehung schon wieder „verschwindet“. Wie das vorstellen bzw, in ein Bild bringen ?
    Vielleicht taugt das Bild: “ Tot geborenes Kind“ ? Oder ein „Bild“ aus dem subatomaren Bereich: Eben war`s noch „Teilchen“. Doch schon ist es „Welle“ ! ?

    @ Peter Heek: “ …nun doch ermöglicht „er“ das nicht von aussen, sondern durch uns selber von innen, als epochal scheidendes Gewissenserlebnis..“

    Ja, auf dieses „Gewissenserlebnis“ kommt es an, aber er kann sowohl von aussen bzw. von oben als auch von innen her Sich aussprechen. Bedenken wir Seine Wiederkunft „auf den Wolken“.

  29. Um am Thema zu bleiben:
    Im obigen Artikel wurde dargelegt, dass es ein großer kultureller Fortschritt wäre, wenn die Unternehmen keine (privaten) Eigentümer hätten. So sehe ich das auch. Was dabei vielleicht nicht genügend hervorgehoben wurde, ist dass dann die UnternehmeR, die den Betrieb organisieren müssen auch auch keinerlei persönliche Haftung übernehmen sollen. Mir ist das Argument bekannt, dass dann aber die Unternehmer vielleicht nicht mehr die notwendige Disziplin aufbringen würden, dafür zu sorgen, die Kreditverträge wie vereinbart, zu erfüllen. Dem ist aber nicht so. Ein Unternehmer macht das, weil er von seiner Idee überzeugt ist und weil er Freude an der Verwirklichung der Idee hat.
    Das Problem liegt daher weniger beim Unternehmen und eher bei der Unternehmensberatung, die mit der Kreditvergabe einhergehen muss.

    Jetzt aber dennoch noch kurze Antworten:
    @Michaela Wolff
    Das Verschwinden des Geldes in statu nascendi hat nichts mit meiner Idee, die Übertragbarkeit von Geld als Aktiva abzuschaffen. Es geschieht unzählige male jeden Tag in unserer Wirtschaft entlang den Produktionsketten: Wenn ein Unternehmen von einem anderen Unternehmen Vormaterialien kauft und dafür sein Kontokorrentkonto überzieht und das Kontokorrentkonto des verkaufenden Unternehmen auch bereits überzogen ist, weil die Produktion des Vorproduktes damit finanziert wurde, dann vergeht das überwiesene Geld im Moment, wo es das andere, überzogene Konto erreicht. Das Ergebnis ist, dass de facto nur Soll (“Schulden”) weiter gegeben wurden. Das Geld war hier also nichts anderes als ein Schuldenübertragungsmittel.

    @Ranma
    Produktionskredite können auch Kontokorrentkredite sein, sie können also auch ein und das selbe sein. Es sollten sogar immer Kontokorrentkredite sein. Die Tatsache, dass heute Kontokorrentkredite viel, viel höher verzinst werden ist volkswirtschaftlich gesehen eindeutig Unsinn. Wohl nicht der einzige Unsinn des derzeitigen Bankenwesens. Übrigens, auch Kontokorrentkredite werden abgesichert.

    @immobiles Geld
    Im Glanzbergmodell wird statt Geld (wie man es bisher kennt) das Gegenteil von Geld übertragen. Sozusagen negatives Geld. Im obigen Beispiel mit den überzogenen Konten geschieht genau das im Endeffekt – statt Geld wurde der Soll übertragen. Zu kompliziert?

    LG, enrico

  30. Habe ich das Dokument? Hattest du das mal irgendwo verlinkt? Vielleicht ist es wirklich nur auf meiner Prioritätenliste auf einen angemessenen Platz gerutscht. Also auf den untersten. Es kann schließlich nicht besonders hilfreich sein, wenn du trotz dessen Lektüre nichtmal die Definition eines einzigen Begriffes daraus in ein bis zwei Sätzen zusammenfassen kannst.
    Ranma

  31. Totgeborenes Kind, genauso wird man sich etwas vorstellen müssen, das im Moment des Entstehens schon wieder verschwindet. Bei manchen Ratenkrediten im heutigen System behalten die Kreditgeber gleich die erste Rate ein. Tatsächlich also nur eine rechnerische Verschleierung höherer als angegebener Zinsen. Ein ziemlicher Betrug.
    Ranma

  32. Du willst also sagen, daß statt den Geldguthaben nur Schulden übertragen werden. Aber auch, daß das heute schon geschieht. Woraus natürlich wieder folgt, daß das vorgeschlagene Modell sich vom heutigen nicht unterscheidet. Das hat immerhin die angenehme Konsequenz, daß sich der Wechsel vom einen System zum anderen ziemlich problemlos gestaltet, weil man dafür nichts weiter zu tun braucht als die Hände in den Schoß zu legen.
    Ranma

  33. Es ist anstrengend diesen Argumentationsketten, dieser Argumentationsakrobatik zu folgen . Ich kann mir vorstellen, dass diese Vorstellungen, die Schaffung neuer Begrifflichkeiten, gar Handlungsweisen hilfreich beeinflussen könnten und nicht im Meer der endlosen Diskussionen untergehen. Andererseits scheinen die alten Begrifflichkeiten voller Grenzen zu sein oder das gesellschaftliche Ungleichgewicht voranzutreiben.

    Nun füge ich noch einen Salto dazu.
    Der Mensch ist nicht nur Herrscher des Geldes. Das Geld beeinflusst den Menschen, dirigiert ihn in eine bestimmte Richtung. Es verändert seinen Blick auf die Welt , sich selbst und sein Leben, ohne dass er es merkt. Dieser, dem Geld innewohnenden Kraft, können wir uns nicht entziehen. Geld macht alles zur Ware. Das ist das Wesen des Geldes.
    Geld erschafft sich seine Materialisten.

    Es ist ein nützliches Tauschobjekt, verdirbt aber nebenbei den Charakter und die Gesellschaft. Es unterstützt die Gier und den Egoismus. Es fördert die Individualisierung und untergräbt das Gemeinschaftsgefühl. Die kalte Macht des Kapitals findet ihre Diener und bezahlt sie gut.

    Larry Fink, Christy Walton, Buffet, Glencore – Im Westen sind sie die Heiligen der Forbesliste, im Osten sind es die bösen Oligarchen. Sie halten ein Netz am Leben, dass sich über die Erde spannt, von Machtzentrum zu Machtzentrum, von Steueroase zu Steueroase.

    Nicht anders verhält es sich mit der Sprache. Die Sprache hat den Menschen fest im Griff. Sie prägt seine Sichtweise auf die Welt und erzeugt Probleme, die wir ohne sie nicht hätten. Sprache macht alles zum Objekt. Sprache muss analysieren, teilen und herrschen. Der Mensch benutzt die Sprache und die Sprache benutzt ihn. Aus diesem Zirkel kommen wir nicht raus.

    Sprache und Geld könnten auch anders. Aber das ist wider ihre Natur und ihre Schwerkraft.
    Goethe sagt; Worte verletzen eher, als das sie helfen. Auch wenn das Verhältnis 51 zu 49 wäre, wäre es ein Ungleichgewicht, dass sich über die Generationen hinweg summieren würde.

    Selbst Regierung und Gesetz unterliegen diesem Doppelspiel. Die Bürger schaffen sich ihre Regierungen und Gesetze. Und Regierungen und Gesetze erschaffen sich die dazu passenden Bürger und das Geld mischt im Hintergrund kräftig mit.

  34. @ Ranma: „Ein ziemlicher Betrug“ Schon die Idee, dass „Geld“ entsteht, indem jemand „Schulden“ macht, erscheint mir ebenso dubios wie ein „Brennholz-Verleih“.
    Geld hat doch nur dadurch einen realen Wert, dass Menschen da sind, die diesen Wert erarbeiten. Nicht dadurch, dass Menschen sich verschulden !

  35. Hi Enrico, ich vermisse in dem System die Inovationskraft. Wo generiert sich diese und aufgrund welchen umstandes?
    Gruss…..

  36. Hola @DasLebenDesBrian

    ””Hi Enrico, ich vermisse in dem System die Inovationskraft. Wo generiert sich diese und aufgrund welchen umstandes?””

    Woher kommen gute Ideen? Durch freies, anschauendes Denken. Durch die Freude am Problemlösen. Durch die Freude am Tüfteln, Grübeln und Ausprobieren. Das ist am fruchtbarsten, wenn die Menschen frei gebildet sind und ihr Gedankenhorizont nicht durch Zwangsverschulung eingeschränkt bleibt.

    Wenn ich es richtig verstanden haben, beziehen Sie sich auf das Modell des Artikels, wo Unternehmen keine (privaten) Eigentümer haben. Was die Frage impliziert, ob diese neue Eigentumsform der Unternehmen verhindert, dass sich neue, gute Ideen verwirklichen lassen. Was sich da ändern wird ist vielleicht weniger die Quantität der Innovationen und mehr die Qualität. Die Quelle der guten Ideen wird deshalb nicht versiegen. Es geht aber um die Möglichkeit diese guten Ideen zu realisieren. Und damit sind wir wieder bei der Zuteilung von Mittels, also Kredite oder Schenkungen. Wer entscheidet darüber? Heute haben “Innovationsprojekte” wie die “Modernisierung” von Atomwaffen offensichtlich viel weniger Probleme zu Mitteln zu kommen als viele wirklich sinnvolle Projekte und Vorhaben.

    Es ist also eine bessere Konsensarbeit bei der Vergabe von Produktionskrediten notwendig. Mehr Transparenz ist notwendig. Bereits tätige Unternehmer und auch potentielle Unternehmer sollten öffentlich ihre neuen Ideen vorstellen können um zu sehen ob das innovative überhaupt Produkt erwünscht ist oder nicht. Dazu ist aber eine funktionierende Kommunikation zwischen Produzenten und Konsumenten wichtig. Alles läuft also darauf hinaus, dass eine Befreiung der Unternehmen von Privateigentum auch eine assoziativ-kooperative Wirtschaft erforderlich macht.

    Eine Änderung in diese befreiende Richtung kann deshalb leider auch kaum auf politischem Wege erreicht werden, sondern fast nur durch persönliche Initiative fähiger Pioniere, in zunächst kleinen aber immer mehr Assoziationen, die untereinander zusammen arbeiten. Kern solcher Wirtschaftsassoziationen sind gemeinschaftlich organisierte Finanzinstitutionen, deren “Publikum” eine eigenständige kleine Volkswirtschaft bilden. Dies ist im Grunde heute schon möglich.

    Die GLS Banken wären eine ideale Ausgangsbasis, eine kleine assoziative Volkswirtschaft zu organisieren. Wenn das Publikum einer solchen Genossenschaftsbank sich einigt, dass man möglichst von internen Anbietern kauft und Import und Export stets in ausgeglichenem Rahmen hält. Und sich darüber hinaus einigt, dass die dort finanzierten Unternehmen sich selbst gehören müssen. Mit letzterem werden nur wenige einverstanden sein. Aber man könnte dann eine Bank innerhalb der Bank gründen, die diese Regel als bindend annimmt.

    Grüße, enrico

  37. @Uwe Zöller:

    „Es ist anstrengend diesen Argumentationsketten, dieser Argumentationsakrobatik zu folgen .“

    Hast du enricos Modell auch so verstanden, daß er das vorhandene System durch ein neues System ersetzen will, das dem vorhandenen System gleicht? Falls nicht, wie stellst du dir jenes neue System vor?

    „Geld erschafft sich seine Materialisten.

    Es ist ein nützliches Tauschobjekt, verdirbt aber nebenbei den Charakter und die Gesellschaft. Es unterstützt die Gier und den Egoismus. Es fördert die Individualisierung und untergräbt das Gemeinschaftsgefühl. Die kalte Macht des Kapitals findet ihre Diener und bezahlt sie gut.“

    Das ist der wahre Zweck des Geldes! Naturvölker kommen prima ohne Geld aus. Sämtliche psychopathischen Abweichungen, die unsere Gesellschaft hervorbringt, sind den Naturvölkern darum unbekannt. Das Hervorbringen von Charakterschweinen ist kein unvorhergesehener oder auch nur unerwünschter Nebeneffekt des Geldes, sondern war immer seine Bestimmung. Nur deshalb gilt es seit jeher als Dämon, laut Papst Franziskus ist es die Scheiße des Teufels, laut Jesus Christus können sich Reiche das Himmelreich abschminken. Viel verlangt hat er eigentlich nie, außer von denen, die problemlos Vieles bezahlen können.
    Ranma

  38. @Michaela Wolff:

    „Geld hat doch nur dadurch einen realen Wert, dass Menschen da sind, die diesen Wert erarbeiten. Nicht dadurch, dass Menschen sich verschulden !“

    Geld hat keinen realen Wert. Man kann nichts weiter damit machen als es auszugeben. Also Schulden begleichen. Egal ob man sie selbst eingegangen ist oder ob sie einem aufgezwungen wurden. Was soll das bitte mit der Arbeit der Menschen zu tun haben? Diejenigen Menschen, die am wenigsten Geld haben, arbeiten am meisten und die diejenigen, die am meisten Geld haben, arbeiten am wenigsten. Keiner erarbeitet einen Wert.
    Ranma

  39. „Vor allem dürfen Gewinne nicht wieder zur Bezahlung der Gehälter wiederverwendet werden.“

    Interessante Diskussion muss ich schon sagen. Leider von Utopisten geführt, und nicht von Menschen die wenigstens einen blassen Schimmer von den Wirkungsmechanismen einer jeden Wirtschaft haben. Also von absoluten Layen, die obendrein noch kommunistische Spielarten aller Coleur ventilieren und an ihre nachhaltige Verwirklichungsmöglichkeit glauben. Was natürlich wieder auf Unkenntnis der elemtarsten Rechtsgrundsätze aufbaut und auf der Geringschätzung von Freiheit und Vertragsfreiheit.

    Obiger Satz zeigt das symptomatisch auf.
    Gewinne Können nämlich gar nicht für die Bezahlung von Löhnen verwendet werden. Sie sind Bestandteil der Kosten, und diese wirken sich, wenn schon, gewinnmindernd bzw. Verluststeigernd aus. Wer darüber auch nur einen Gedanken verliert, weiss gar nicht was Kosten sind bzw. Auch nicht was eine vernünftige Kostenrechnung ist.

    Reichtum für alle ist eine reine und unverwirklichbare Utopie, ausser in kurzen Zeitabständen, wo vielleicht von der Substanz oder durch Umverteilung bzw. Auf Kosten anderer gelebt wird.
    Reichtum für alle ist langfristig gleichbedeutend mit Armut für alle. Der Kommunismus hat es uns exemplarisch vorexerziert. Ein utopischer Glaube, dass Reichtum ohne Anstrengung und vernünftigem Wirtschaften möglich sei.
    Jede Art von Sozialismus hemmt die Initiative des Individuums und somit jede Art von komplexer arbeitsteiliger Gesamtwirtschaft, wäre bestenfalls auf einem Niveau primitiver Subsistenzwirtschaft möglich, wo man ohne Gewinne auskommt.
    In jeder Art von sozialismus wird zwangsweise solange umverteilt, besteuert und gestohlen, bis es nichts mehr umzuverteilen gibt und das System implodiert. Es wird praktisch von der Substanz gelebt. Die Geschichte hat es bewiesen.

  40. @ Ranma: “ Was soll das bitte mit der Arbeit der Menschen zu tun haben ?“

    Na ja, wenn Du Brot kaufst, ist das Brot doch zuvor durch Arbeit des Bäckers entstanden.
    Und das Korn, das gemahlen wurde, wurde vom Bauern angebaut und geerntet. Auch das ist Arbeit. Ob man Schmuck, Autos oder Häuser kauft, es steckt Arbeit im Produkt drin, und diese Arbeit ist doch der Wert, ohne den Du mit Geld kaum etwas kaufen könntest.

  41. @Rudolf
    ””Obiger Satz zeigt das symptomatisch auf.
    Gewinne Können nämlich gar nicht für die Bezahlung von Löhnen verwendet werden. Sie sind Bestandteil der Kosten, und diese wirken sich, wenn schon, gewinnmindernd bzw. Verluststeigernd aus. Wer darüber auch nur einen Gedanken verliert, weiss gar nicht was Kosten sind bzw. Auch nicht was eine vernünftige Kostenrechnung ist.””

    Richtig. Wenn man den Satz von seinem Kontext isoliert, wird er zum Widerspruch. Also, was war damit gemeint?

    Wenn Unternehmen sämtliche Produktionskosten, also einschließlich Gehälter, Unternehmereinkommen, Rücklagenbildung und…und…und.. mittels Produktionskredite vorfinanzieren und nach dem Verkauf ein Surplus-Geldbetrag übrig bleibt, dann sollte dieser Surplus-Betrag nicht wieder dafür verwendet werden um erneut damit Gehälter (Einkommen der privaten Haushalte) zu bezahlen. Das wollte ich damit sagen.

    Dieser Surplus-Betrag hat ja eine Gegenbuchung, nämlich Schulden an anderer Stelle. Wenn also ein Unternehmen einen solchen Surplus-Betrag erzielt dann bedeutet das nichts anderes als dass es mehr Schulden weitergegeben hat, wie es vorher für die Produktion Schulden aufgenommen hat. Da aber alle Beteiligten bereits ihr Einkommen aus der jeweiligen Produktionsperiode erhalten haben und auch das Unternehmen seine Sparguthaben aufbauen konnte, ist dieser Surplus, diese Mehr-Verschuldung anderer nicht gerechtfertigt.

    ”””Reichtum für alle ist eine reine und unverwirklichbare Utopie, ausser in kurzen Zeitabständen, wo vielleicht von der Substanz oder durch Umverteilung bzw. Auf Kosten anderer gelebt wird.”””

    Reichtum für alle ist NIE möglich! Jedoch aber Wohlstand für alle!

    ””Ein utopischer Glaube, dass Reichtum ohne Anstrengung und vernünftigem Wirtschaften möglich sei.””

    Oh doch, Sie müssen halt nur erben, viel erben. Wenn Sie aber damit “Reichtum für alle” meinen, dann ist das natürlich nicht möglich. Behauptet ja auch keiner.

    Es zwingt Sie ja niemand sich kooperativ zu verhalten. Sie können ja weiterhin als rivalistisches Wirtschaftssubjekt unter Gleichgesinnten agieren. Nur sollten diejenigen, die so denken, andere, die es vorziehen gemeinschaftlich zu leben nicht behindern. Aber genau das macht der Wirtschafts-Rivalismus, er behindert Gemeinschaftlichkeit und neuerdings im großen Stil auch Volksgemeinschaften.

    ”””In jeder Art von sozialismus wird zwangsweise solange umverteilt, besteuert und gestohlen, bis es nichts mehr umzuverteilen gibt und das System implodiert.”””

    Ist das beim Kapitalismus etwa anders?

    Ein “demokratischer” Staat der Steuern erhebt, kann kein demokratischer Staat sein. Wenn es nämlich ein demokratischer Staat wäre, dann würde das Rechtswesen, das Kulturwesen, die öffentliche Infrastruktur nur durch Schenkungen versorgt werden. Jeder kann dann für sich entscheiden, was er gerne unterstützen will. Gut, für obrigkeitsverliebte Deutsche ist das natürlich nichts. Deshalb findet die Mehrheit der Deutschen ja auch eine staatliche Mafia-Finanzierung à la GEZ für völlig richtig.

    “Sozialismus” und “Kommunismus” sind verseuchte Begriffe mit denen fälschlicherweise nichts anderes als diktatorischer Staatsfeudalismus gemeint ist.

    LG, enrico

  42. @ Enrico,

    Gewinne und Kosten muss man immer auseinanderhalten. Gewinn ist der Unternehmergewinn, welcher dem Unternehmer bleibt, wenn er mehr als die aufgewendeten Kosten beim Verkauf der Produkte und Diensleistungen einnimmt. Das ist mit Sicherheit nichts Negatives.
    Gehälter und Löhne sind per definitionem Bestandteil des Aufwandes oder auch Produktionskosten, welche als solche in der Kostenrechnung verbucht werden müssen. Ob die Produktionskosten durch Kredite (Fremdkapital) oder durch Eigenkapital finanziert werden, ist eine völlig andere, im Grunde genommen nebensächliche Angelegenheit. Bei der Vorfinanzierung durch Kredite müssten halt auch noch die Zinsen in die Produktionskosten eingerechnet werden.
    Es ist aber sinnlos darüber nachzudenken, ob Löhne durch Gewinne bezahlt werden können oder dürfen. Wenn schon, können Gewinne in Eigenkapital umgewandelt werden, und zur Abdeckung der Kosten einer ausgeweiteten Produktion verwendet werden, wobei es nicht treffend sein kann zu sagen, der Einsatz dieses Eigenkapitals erfolgt für die Begleichung von Gehältern. Wenn scho, müsste man sagen, für Produktionskosten im Allgemeinen.

    Auch ist es unrichtig beim Kapitaleinsatz von Einem Hin- und Herschieben von Schulden zu sprechen. Geld ist immer positives Kapital, ganz egal welcher Natur es ist. Entscheidend ist das Vertrauen das ein bestimmtes Geld geniesst. Wenn die Regierung ein gewisses Geld vorschreibt, dann ist das Vertrauen in die Möglichkeit seines Weiterreichens gegeben, auch wenn es in sich absolut keinen Wert trägt.
    Richtig ist, dass aufgrund staaltlichen Zwanges unser Geld nichts anderes als durch Schulden gedecktes Kreditgeld ist und per Gesetz zum alleinigen gesetzlichen Zahlungsmittel erhoben wurde.
    Es könnte genausogut ein anderes einigermassen knappes und einigermassen schwer reproduzierbares Gut sein, dem per Gesetz eine Geldfunktion übertragen würde. Für die kapitalistische Produktion ist es aber egal, ob Kreditgeld oder in sich werthaltiges Geld (z.B. Gold) verwendet wird.

    Warum soll Mehr- Verschuldung nicht gerechtfertigt sein? Das würde gegen die Vertragsfreiheit verstossen. Wenn schon, müsste festgestellt werden, dass das private Monopol der Geldschöpfung aus dem Nichts und mithin die Generierung von Zinsen mit einem aus dem Nichts erzeugten (Schein)-Gut nicht gerechtfertigt ist. Denn dieses Recht hätte ich auch gerne.
    Genauso natürlich Recht mich zu verschulden, wenn ich es für notwendig halte. Warum sollte das eingeschränkt werden? Es sollte nur freigestellt sein, dass eine Verschuldung in jedem x-beliebigen Gut möglich sein sollte, dass beide Vertragsparteien frei bestimmen können.
    Das wäre wirkliche Demokratie und wirkliche Vertragsfreiheit. Das beste, sicherste und ehrlichste Geld würde sich dann von ganz alleine am Markt durchsetzen.

    Man sollte die Art der Geldschöpfung und das Wirtschaftssystem säuberlich auseinanderhalten, es sind zwei Paar Schuhe.

  43. @Michaela Wolff:

    Auch diejenigen Gesellschaften, die kein Geld in unserem Sinne verwenden, stellen Nahrung und andere Produkte her.

    Wer Geld hat, der kann es für Spekulationen, Glücksspiel oder zum bezahlen von Erpressern ausgeben. Durch Arbeit hergestellte Produkte müssen dafür nicht gekauft werden.

    Geld und Realgüter sind also voneinander unabhängig.
    Ranma

  44. @Rudolf

    ”””Gewinn ist der Unternehmergewinn, welcher dem Unternehmer bleibt, wenn er mehr als die aufgewendeten Kosten beim Verkauf der Produkte und Dienstleistungen einnimmt. Das ist mit Sicherheit nichts Negatives.”””

    Sagen wir es mal so: es ist nichts schuldhaft Negatives. Aber es beruht auf einem falschen Verständnis. Makroökonomisch gesehen ist das bei Nicht-Wachstum für die Gesamtheit der Unternehmen gar nicht möglich. Wir haben es somit nicht mit einem ideologischen oder gar moralischem Problem zu tun, sondern mit einem logistischen.

    Die Gegenthese ist nun die, dass es aber aufgehen würde, wenn die Unternehmer/n vor Verkauf der Produkte ihre Einkommen, die ja durchaus auch üppig ausfallen können, mittels geldschöpfenden Kredite vorfinanzierten. Das bedeutet, dass dann die Unternehmen über die Tilgung ihrer Produktionskredite hinaus KEIN Geld mehr einnehmen dürfen. Nachdem die genannten Kredite getilgt sind, stehen den Unternehmer-Einkünften dann ja auch keine Schulden mehr gegenüber. Es bleibt also am Ende etwas für die Unternehmen und für die Unternehmer übrig. Und das Entscheidende dabei ist: Dies ist in der Gesamtheit dann auch für alle Unternehmen/r möglich!

    Im Grunde ist das völlig trivial, aber anscheinend ist es so trivial, dass weder Marx noch Keynes noch viele andere dahinter gekommen sind. Dieses Nicht-Sehen ist um so erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass genau wegen diesem Mehr-Geld-Einnehmen-Können und dem deswegen Nicht-Tigen-Können erst die Krisen entstehen. Es ist eine positive Rückkoppelung, die wie ein “Klassischer Iterator” mit zwei möglichen Attraktoren wirkt und entweder zu Inflation oder zu Deflation führt. Das System wird selbstverstärkend immer chaotischer. Durch das genannte Ignorieren des tatsächlichen Sachverhalts kommt es erst dazu, dass die Unternehmen untereinander in einen Vernichtungskampf geraten. Wenn zwei sich streiten freut sich der Dritte, sagt man und ich vermute, dass es da tatsächlich eine Vorteilsnahme von Dritten gibt, die diesen meist unbekannten Systemfehler bewusst ausnützen.

    ””Auch ist es unrichtig beim Kapitaleinsatz von Einem Hin- und Herschieben von Schulden zu sprechen. “””

    Das ist nur die herrschende Schulansicht.

    Vor der kopernikanischen Wende hat man die Planetenbewegungen geozentrisch betrachtet und es war verboten die Sache gedanklich von der Sonne anzusehen. Dabei ist die geozentrische Sicht zwar nicht unbedingt falsch, aber unnötigerweise sehr viel komplizierter als das Ganze von der Sonne aus anzusehen.

    Wenn man also Geld als eine besondere Art von Debet (Vulgo:”Schulden”) ansieht, nämlich dass Geld nichts anderes als negatives Debet ist, dann wird die Sache viel eindeutiger. Dann sieht man auch, dass da nichts hin und her geschoben wird, sondern dass da nur weiter gegeben wird. Es entstehen Schulden, die weiter gegeben werden, bis sie wieder am Ausgangsort angekommen sind, wo sie dann auch wieder verschwinden. Das Geld als übertragbares Aktiva ist dabei eigentlich nur eine gedankliche Hilfskonstruktion. Und diese Hilfskonstruktion verdrehte uns unsere Sinne über hunderte von Generationen hinweg.

    ””Es [Geld] könnte genausogut ein anderes einigermassen knappes und einigermassen schwer reproduzierbares Gut sein, dem per Gesetz eine Geldfunktion übertragen würde.““

    Klar, das kann man machen. Nur handelt man sich damit auch unnötige Probleme mit der “Geldmengen”-Regulierung ein. Es gibt sicher elegantere und einfachere Wege. Zudem ist auch “Netto-Geld” nichts anderes als ein Schuldenübertragungsmittel. Nettogeld geben heisst Debet aufnehmen, Nottogeld nehmen heisst Debet abgeben. Wenn aber die gedankliche Hilfskonstruktion zum Glauben wird, dann kann man das nicht mehr sehen.

    ”””Wenn schon, müsste festgestellt werden, dass das private Monopol der Geldschöpfung aus dem Nichts und mithin die Generierung von Zinsen mit einem aus dem Nichts erzeugten (Schein)-Gut nicht gerechtfertigt ist.”””

    Sehe ich auch so. Das globale, private Bankenwesen ist heute eine nicht zu rechtfertigende Herrschaft mit sehr grossem, undemokratischen, politischen Einfluss. Es gibt aber heute schon eine Alternative: Genossenschaftsbanken, die dem Bankenpublikum gehören. Diese sind also nicht staatlich aber dennoch gemeinschaftlich organisiert. Wir haben die Freiheit danach zu handeln.

    “””Denn dieses Recht hätte ich auch gerne.”””

    Im Glanzberg-Modell ist das sogar der Fall. Dort findet die Geldschöpfung immer nur bei den einzelnen Menschen statt. Nur wird dabei nicht das Geld weitergegeben, sondern der entsprechende Soll. Hier kann also jeder Mensch Geld schöpfen indem er Soll an Unternehmen oder andere private Haushalte überträgt. Das Geld bleibt aber immer immobil. Und umgekehrt, wenn er etwas Kauft, nimmt er wieder Soll auf, worauf das Geld zusammen mit dem empfangenen Soll vernichtet wird.

    Im Glanzberg-Modell entsteht das Geld, das immer nur bei den privaten Haushalten bleibt, durch das laufende Einkommen der jeweiligen Menschen. Also auch das der UnternehmeR.
    Falls Sie Interesse haben, könnte ich Ihnen eine überarbeitete Rohfassung des Glanzberg-Modells zusenden. Wenn Sie mir eine mail schicken, werde ich das so bald wie möglich tun (gilt auch für andere Kommentatoren Kritik willkommen!):

    georg_schmid[ät]freenet(punkt)de

    ””Man sollte die Art der Geldschöpfung und das Wirtschaftssystem säuberlich auseinanderhalten, es sind zwei Paar Schuhe.””

    Da denke ich anders. Die Geldschöpfung, oder besser gesagt das Geldsystem (Kreditsystem mit allen seinen Ebenen) bildet die grundlegenden Spielregeln der Wirtschaft. Ist dieses System fehlerhaft, dann funktioniert auch die Wirtschaft entsprechend fehlerhaft.

    Grüsse, enrico

  45. @ Rudolf: „Denn dieses Recht hätte ich auch gerne.“

    Geht mir genauso. Wir würden wahrscheinlich erstmal schöpfen, schöpfen und schöpfen.
    Aber bin der Meinung, dass dieses Schuldgeldsystem auf weiter nichts als Betrug basiert und umgewandelt gehört, was eine Frage der geistigen und auch äusseren Macht ist.
    Mein Vertrauen in Papierwährungen oder schlimmer noch: virtuelles „Geld“ ist nicht kaum noch vorhanden. Aber wenn man ins Gold geht, ist das komplett unberechenbar und ist reine Gefühlssache. Aehnlich bei Immobilien. Wenn die Politik nicht mehr anders kann, als Zwangshypotheken drauf zu „geben“, könnte die Herstellung von Zelten ihren Boom erleben.
    Wir Deutschen mutieren dann zu „Indianern“..
    Bloss wird`s dann heissen: „Zelten verboten“. Bin derzeit froh, eigenes Grundstück und Haus zu haben, wo wir selber bestimmen, wie der Hase läuft. Nur ist Sicherheit eine Illusion.
    Denn es sind andere Leute, die diese „Gelddruckmaschine“ für „Schuldgeld“ haben, und die kaufen mit diesem Schuldgeld überall Sachwerte wie Immobilien, Getreidefelder und Gold auf.
    Money for nothin`and the earth for free.

  46. @ Ranma,

    Nahrung kann vielleicht hergestellt werden. Aber ohne Geld wäre eine hochkomplexe arbeitsteilige Industriegesellschaft und auch ein über einen schwerfälligen Tauschhandel hinausgehender heutiger weltweiter Handel gar nicht möglich. Eine primitive Selbstversorgungswirtschaft kleinerer Gemeinschaften wäre möglich, ja.

    Aber wollen wir wirklich das, was unsere komplexe Wirtschaft ermöglicht hat, rückgängig machen, d.h. wollen wir wirklich in die Steinzeit zurück nur um einige negative Aspekte, zu deren Verhinderung das Rechtsleben zuständig ist, zu verhindern?

  47. @ Rudolf an Ranma: “ …wollen wir wirklich in die Steinzeit zurück nur um einige negative Aspekte, zu deren Verhinderung das Rechtsleben zuständig ist, zu verhindern ?“

    Diese Frage berührt direkt dasjenige, was oben unter „Ausblick“ zusammengefasst wurde. Zitat:
    „Die Hauptquelle ungeheuren Reichtums und damit verbundener gesellschaftlicher Macht, die sich die Demokratie zum willfährigen Instrument gemacht hat, wäre beseitigt.“

    Es steht da geschrieben: „wäre“. Und was ist ein „Rechtsleben“ ? Ist es die Politik ? Sind es die Verfassungsrichter ? Politik macht Gesetze, an die sie sich allerdings selbst nicht hält. Und dann wird die Politik durch Verfassungsjuristen dafür kritisiert. Aber all das bleibt ohne Wirkung.
    Di Fabio erklärte die Merkelpolitik als illegal. Aber das kümmert die Merkelpolitik gar nicht.
    Daraus meine ich, schlussfolgern zu müssen, dass ein „zuständiges Rechtsleben“ gar nicht existiert. Aehnlich bei George W. Bush, dem jemand drohte, ihn wegen des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen Irak “ in Den Haag vor Gericht zu stellen“, woraufhin Bush nur grinste und erwiderte, dann würde er „Den Haag bombardieren“.

    Politik stellt Forderungen gegen andere Menschen, nur nicht gegen sich selbst.
    Und wir könnten noch so viel diskutieren über die Zuständigkeit eines Rechtslebens, über neue Eigentumsformen, über diese und jene Formen von Geld, nur bleibt das alles im luftleeren Raum, solange wir nicht über Macht nachdenken. Denn wie auch immer wir das betrachten, müssen wir doch sehen, dass ein wirkliches Rechtsleben die reale Macht braucht, um gesprochenes Recht auch durchsetzen zu können. Ohne solche Macht wär`s ein Popanz, ein Kasperltheater.
    Das erforderte eine Entflechtung zwischen Politik und Hochfinanz, zwischen Geistesleben und Politik und zwischen Wirtschaftsleben und Politik und Geistesleben.
    Das zu entflechten wird nicht ohne irgendeine – vielleicht sanfte – Machtausübung realisiert werden können. Ich halte mittlerweile für eine Illusion, zu glauben, dass man nur irgendwelche Systemparteien wählen brauchte, um diese Verhältnisse im für uns alle positiven Sinne zu erneuern. Man kann sich ja sonstwas ausfantasieren, aber solange man nicht einen Weg aufzeigt, wie man das realisieren will, bleibt es eine Luftnummer.
    Die Kommunisten betrieben Bauernfängerei, indem sie den Bauern, die das Land für die Grossgrundbesitzer bearbeiteten, sagten: „Wenn wir an der Macht sind gehört euch das Land.“
    Aber als die dann an der Macht waren, gehörte das Land der Klasse (!) des Parteibeamtentumes.

  48. Ich meinte allerdings im Grunde genommen etwas anderes. Nämlich, dass ohne Geld – egal welches – eine komplexe Wirtschaft nicht funktionieren kann. Natürlich wäre es mir lieber, wenn die Geldschöpfung auch demokratisiert (das heißt wohlgemerkt keinesfalls verstaatlicht) werden könnte. Oder einfach nur durch Konkurrenz sich das beste Warengeld (u.a. eventuell Gold) oder eben eine Vielzahl von Geldarten sich am Markt durchsetzen könnten.
    Wenn das Geld bzw. die Geldart nicht gesetzlich vorgeschrieben wäre, dann könnten sich auch mehrere, theoretisch unendlich viele Warengelder etablieren, womit beispielweise das Gespenst der Deflation und der zwangsläufig folgenden wirtschaftshemmenden Geldhortung beseitigt werden könnte, was alles eintreten würde, wenn etwa statt des derzeitigen Luftgeldes wieder eine Goldwährung eingeführt und gesetzlich vorgeschrieben würde.

  49. Bin auch der Auffassung, dass ohne Geld eine komplexe Wirtschaft nicht funktionieren kann.
    Aber das Zinssystem bewirkt, dass z.B. die „BRD“ jährlich 56 Milliarden Euro allein an Zinsen bezahlt. Stünde dieses Geld für Soziales zur Verfügung, etwa für Kindergeld, für Familien, sähe es hierzulande anders aus. Genauer betrachtet werden wir durch Banken regiert, welche die Politik von sich abhängig gemacht haben. Nur verschwimmt die Grenze zwischen Hochfinanz und Regierungen, was am Beispiel Woodrow Wilson deutlich erkennbar wurde. Der war einerseits Sendling der Hochfinanz und Freimaurer, und andererseits war der amerikanischer Präsident.
    Der hat 1913 die Weichen für das Dilemma gestellt, das wir heutzutage im Globalen erleben.

  50. @ Michaela,

    ja, dringend notwendig wäre eine Entflechtung der verschiedenen Säulen der heutigen Macht. Eine wirkliche Unabhängigkeit der verschiedenen Machtinstitutionen voneinander, vielleicht wäre der Weg der Dreigliederung Rudolf Steiners ein möglicher Ansatz, wenn auch sicher nicht der einzige.
    Es stimmt schon, dass selbst in angeblich noch so demokratischen Staaten heute kein wirklich unabhängiges Rechtsleben existiert, das diesen Namen verdient und welches die Umsetzung des Rechts garantiert sowie die Freiheitsrechte der Bürger zu schützen auch nur entfernt in der Lage wäre.

    Stichwort „Bauernfängerei“:

    Geistige Bauernfängerei wird auch von den Apologeten der heutigen (verdeckten) Spielart des Sozialismus nicht minder betrieben, welche von schöngeistig verbrämter und als Universallösungen ausgegebener neuartiger (neusozialistischer) Versprechungen (natürlich im Gegenzug der Akzeptanz weiterer Unfreiheiten) ebenfalls nicht lassen kann.
    Beispielweise auch von jenen, die behaupten Unterdrückung und Ausbeutung wurzle ausschließlich im Schuldgeldsystem.
    Nein, wenn schon, wurzeln diese in der Einschränkung der Freiheitsrechte, einem Übermaß an Gesetzen, Regeln und Vorschriften welche die Eigeninitiative der Menschen einschränken. Dem Bürger wird es so quasi verboten sich selbst zu helfen, er soll immer und überall und auf ewig vom Staat abhängig sein. Diese Regeln würden nicht zwangsläufig , so wie oft behauptet, durch eine gesetzlich vorgeschriebene alleinige Goldwährung – oder noch extremer – eine Schwundgeldwährung (Silvio Gesell, der zusätzlich noch einen weiteren absurden Enteignungsmechanismus ins Geld einbauen wollte) außer Kraft gesetzt.
    Das wäre jetzt ein Beispiel für die heutige Bauernfängerei, also die Behauptung so etwas wäre die Lösung aller Probleme. Gold ist lediglich langfristig ein sichereres Tesaurierungsmittel als z.B. Sparguthaben und Finanzprodukte, mehr aber auch nicht!

    Nein, einzig und allein das uneingeschränkte Eintreten für die Freiheitsrechte des Einzelnen würde eine wahre und nachhaltige Gesundung des Wirtschaftssystems garantieren, natürlich mit einem Minimum an Sozialstaat, aber niemals in der heutigen aufgeblähten Form.

    Denken wir an ein besonders wichtiges Freiheitsrecht, das „Recht auf Arbeit“:
    Heute versteht der „gehirngewaschene“ Mensch am ehesten darunter noch, dass der Staat – nach sozialistischer Manier – jedem Bürger eine Arbeit zuweisen sollte! Das ist absurd und grundfalsch.

    Die Gründerväter der USA beispielsweise verstanden diesen verfassungsmäßigen Grundsatz noch in dem Sinn, dass der Staat niemandem eine Arbeit verbieten dürfe. Das ist der richtige Ansatz!
    Gerade dieses „indirekte Verbot“ findet in unseren heutigen überreglementierten sozialistischen Systemen aber statt, durch einen undurchdringlichen Wust an für die Ausübung einer freien Tätigkeit notwendigen Genehmigungen, Lizenzen und Konzessionen, steuerrechtlichen, sicherheitstechnischen, versicherungstechnischen und und und und und ….-technischen Auflagen, welche die unternehmerische Tätigkeit und damit die Freiheit des einzelnen einschränken und geradezu verkümmern lassen.
    Das perfekte Sklavensystem!
    Das Geld – egal welches – wird’s nicht richten, sondern nur das Bekenntnis zur Freiheit!

  51. „Bekenntnis zur Freiheit!“ Wunderbar, wie Sie das formulieren ! Freiheit ist ein Grundwert, den es zu verteidigen gilt. Ohne Freiheit keine Moral, keine Eigenverantwortlichkeit. Und Freiheit hat auch mit Liebe zu tun. Denn wer Menschen liebt, will sie erkennen, und wer irgendjemand erkennen will, der muss ihn freilassen. Weil nur dann erkennbar wird, was der Mensch selber aus sich heraus bereit ist, zu tun und zu unterlassen.

    Krasses Beispiel zur Verdeutlichung des von mir Gemeinten: Wenn man selber ausser Haus arbeitet und eine Putzhilfe einstellt, ist das Vertrauenssache, der den Hausschlüssel zu geben. Aber um erkennen zu können, wie die drauf ist, muss man sie freilassen. Wenn man dann mal vor der Zeit nach Hause kommt und sie hält alles in Ordnung, erkennt man ihre Moral.
    Aber wenn man dann bemerkt, dass die sich am Weinregal vergriffen hat und sturzbetrunken im eigenen Bett ihren Rausch ausschläft, erkennt man eine andere Moral.
    Will sagen: Freilassen ist eine Methode, um Menschen zu erkennen. Wer andere Menschen zwingt, etwas zu tun oder zu unterlassen, der hat gar nicht den guten Willen, sie zu erkennen, deren Motivation zu hinterfragen. Für so jemand zählt nur die eigene egoistische Motivation, und die entstammt nicht der allgemeinen Menschenliebe.

    Silvio Gesell ist mir leider ziemlich unbekannt. Aber „Recht auf Arbeit“ ist eine Phrase. Denn was wäre von solchem „Recht“ noch übrig ohne die Arbeit selber ? Automatisierung schreitet voran, und Automaten haben weder „Recht“ noch „Unrecht“, sondern sie machen menschliche Arbeit überflüssig. Maschinen haben keine Moral. Ohne die Freiheit, dieses Recht durchsetzen zu können, bleibt das eine hohle Worthülse. Genauso wie „Recht auf Freiheit“.
    Ohne die Freiheit selber, dieses Recht durchsetzen zu können, ist solches „Recht“ eine Phrase.
    „Recht auf Leben“ genauso. Es gab schon Justizirrtümer. Man hat Menschen hingerichtet, doch nachher stellte sich heraus, dass die unschuldig waren. Die hatten zwar das „Recht auf Leben“ gehabt, aber ohne das Leben selber ist solches „Recht“ nichts wert.
    Leider fallen Massen von Gleichmachern auf diese Phrasen herein.
    Das Geld – egal welches – wird`s nicht richten. Stimmt ! Bekenne, dass mir die Freiheit heilig ist !
    Wem verdankt wer welche Freiheit ? Man kann ja in eine Stimmung der Devotion – das Gegenteil der Ueberheblichkeit – kommen, wenn man das bis zuende durchdenkt.

  52. @ Michaela,

    die Freiheit verdanken wir niemandem, sie existiert, d.h. sie müsste gar nicht erst eingefordert werden. Sie ist, wenn schon, ein ohne menschliches Zutun existierendes Naturrecht, welches durch den Menschen selbst so wenig wie nur irgend möglich eingeschränkt werden sollte. Sie ist also gewissermaßen gar kein Recht im eigentlichen Sinne, denn das würde schon das Prinzip der Unterordnung unter eine von Menschen ausgeübte Macht implizieren. Sie existiert genauso wie das Leben existiert, auf derselben Ebene. Das Infragestellen bzw. die Einschränkung oder auch der Kampf gegen das Leben wie auch gegen die Freiheit, ist ein durch Menschen hervorgerufenes und zu verantwortendes schwerwiegendes Unrecht.

    Vorsicht aber bei der kritischen Betrachtung der Automatisierung!
    Es stimmt nicht, dass diese generell Arbeit überflüssig macht. Wenn schon verhindert sie, aber eben gesamtgesellschaftlich betrachtet, die durch den technologischen Fortschritt überflüssig gemachte Arbeit, oder sie erleichtert und beschleunigt unangenehme Arbeiten grundlegend. Das ist niemals negativ zu bewerten!
    Die dadurch frei werdende Arbeitskraft kann in (theoretisch unbegrenzten) weiteren noch zu erschließenden Arbeitsfeldern zum Einsatz kommen, d.h. außer in der Entwicklung, Wartung und Instandhaltung der Automatisierungstechnologien selbst, vor allem im Dienstleistungsbereich oder in der Kunst. Also in Richtung von wahrem gesamtgesellschaftlichen Fortschritt. Automatisierung ist also in jedem Fall ein gesamtgesellschaftlicher Fortschritt.

    Das sehen nur die ewigen Träumer perverser weil endlos übertriebener Sozialstaatsphantasien anders. So wie zum Beispiel die Befürworter der geradezu abartigen „Maschinensteuer“, welche die fortschreitende Automatisierung als Vorwand nehmen, wegen der angeblichen Vernichtung von Arbeitsplätzen, neue Steuern und Umverteilungen zu fordern und einzuführen, mit welchen sie dann wieder – ach wie großzügig – neue Sozialleistungen zu finanzieren gedenken, mit dem offensichtlichen und einzigen Zweck bei politischen Wahlen wiederum neue Stimmen zu erkaufen.

    Von „Freilassung“ ist also auch hier wieder wieder keine Spur. Es handelt sich wieder um eine neue Variante der Bauernfängerei, mit Maßnahmen und Versprechungen die nichts anderes als neue Abhängigkeiten von einem immer weiter an die Spitze getriebenem Sozialstaat fördern, anstatt dem längst überfälligen Abbau von den die menschliche Phantasie und Freiheit einschränkenden Normen Vorschub zu leisten.

  53. @ Rudolf: „Die Freiheit verdanken wir niemandem.“

    Meine Geistesfreiheit verdanke ich dem Christus. Und die Freiheit, die es bedeutet, als lebendiger Mensch hier auf Erden dasein zu dürfen, die verdanke ich zwei Eltern. Das Leben ist eine Freiheit, die kein Mensch sich selbst verdankt.
    Automatisierung ist ein Fortschritt in Richtung Freiheit. Hätten wir hier weder Waschmaschine noch Spülmaschine, hätt`ich kaum Zeit, zu kommentieren, was ohne PC unmöglich wäre.
    Technik befreit uns vom lästigen Arbeitszwang. Nicht „generell“, doch sie befreit auch.
    Aber es gibt eben massenhaft Anhänger politischer Zwangsveranstaltungen.
    Wenn ganze Belegschaften wegrationalisiert werden, weil Maschinen billiger arbeiten, nennt man das „Freistellungen“. Die Verlogenheit liegt dann darin, dass diese „Freigestellten“ nicht etwa in Freiheit kommen. Sondern sie landen beim Jobcenter und werden wie eine Ware an Leihfirmen „verliehen“. Oder man zwingt die in „Schulungs-Massnahmen“.
    Kenne eine Frau, die 14 Semester Kunst studierte. Als die später erwerbslos wurde, steckte das Jobcenter sie in eine „Schulungs-Massnahme“ am Sektor Kunst. Das war Zwangsverkunstung.
    Die musste da irgendwelche Objekte basteln, die am Ende des „Kurses“ in der Mülltonne entsorgt wurden. Die durfte die Objekte nichtmal verkaufen.
    Ideal solcher Politik ist, selber als Oberlehrer daher zu kommen. Und „das Volk“ soll bitteschön von der Kinderzeit bis zur Bahre mit dem Schulranzen auf dem Rücken herumkaspern.

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