Die wachsende Not traumatisierter Kinder weltweit – Interview mit dem Notfall- und Trauma-Pädagogen Bernd Ruf

Die Zahlen traumatisierter Kinder in den Konflikt-, Kriegs- und Katastrophengebieten der Welt wachsen mit diesen. Existenzbedrohende Erlebnisse lösen schwere, tiefgehende Schocks aus, denen die Kinder ohnmächtig ausgeliefert sind und die sie nicht verarbeiten und bewältigen können. Gegenwärtig erleben wir, wie schwere Traumatisierungen auch bei uns durch bedrohlich aufgebaute Pandemien erzeugt werden. Der Waldorf- und Sonderpädagoge Bernd Ruf hat sich seit 17 Jahren der seelischen Not dieser Kinder angenommen und eine spezielle Notfall- und Trauma-Pädagogik entwickelt, die in aller Welt zum Einsatz kommt. Ich habe mit ihm ein schriftliches Interview geführt, dessen erster Teil nachfolgend veröffentlicht wird. Ein zweiter Teil über die Traumatisierungen in der Corona-Krise wird folgen.

bernd-ruf.de

Bernd Ruf, geb. am 6.1.1954 in Karlsruhe, studierte nach dem Abitur an der Freien Waldorfschule in Pforzheim von 1974–1980 Geschichte und Germanistik an der Universität Mannheim, wo er 1980 und 1982 beide Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ablegte. Ab 1983 unterrichtete er dann 20 Jahre mit vollem bzw. Teildeputat als Oberstufenlehrer an der Freien Waldorfschule Karlsruhe, die er 1977 mitbegründet hatte.

1987 wurde Bernd Ruf zum geschäftsführenden Vorstand des gemeinnützigen Vereins „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ gewählt. Seither leitete er mit Nana Göbel den Verein und breitete mit den Jahren seine Aktivitäten weltweit aus. 1993 gründete er die Abteilung der Freiwilligendienste in Karlsruhe. Der Verein wuchs und begann sich international zu vernetzen. In Zusammenarbeit mit dem BMFSFJ und BMZ entsenden die „Freunde“ inzwischen jährlich etwa 1600 Freiwillige in Entwicklungsländer und begleiten diese pädagogisch. Nach 35 Jahren ist er nun seit Mai 2023 nicht mehr für die „Freunde“ tätig.

Ab 1999 war Bernd Ruf führend an der Gründung einer Parzival- Sonderschule in Karlsruhe beteiligt, die sich zu einem „Parzival-Zentrum“ mit mehreren Schulen für Kinder unterschiedlicher Behinderungen  und Lernstörungen auswuchs. Dafür bildete er sich weiter und absolvierte ein Aufbaustudium der Sonderpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg/Reutlingen, das er 2002 mit dem Staatsexamen für das Lehramt an Sonderschulen abschloss. Seit 2003 ist er Schulleiter und Klassenlehrer am Parzival-Zentrum Karlsruhe.

Angeregt durch Begegnungen mit gestörten und traumatisierten Kindern in Flüchtlingslagern in Beirut, entwickelte er aus der Waldorfpädagogik ein Konzept der Notfall- und Traumapädagogik. Seither helfen er und seine Mitarbeiter weltweit Kindern und Jugendlichen in Kriegsgebieten und von Naturkatastrophen heimgesuchten Gegenden, in China, Indonesien, Japan, Lateinamerika, Gaza, Kirgisien, Kurdistan- Irak, Nepal, Libanon, Kenia, Ecuador, Philippinen, Kolumbien, aber auch Brüssel, Paris und in Deutschland. Die Anfragen, weitere Mitarbeiter in der Notfallpädagogik auszubilden, und die Kriseninterventionen wurden mehr, das Aufgabengebiet wuchs, sodass Bernd Ruf 2010 das Kompetenzzentrum für notfallpädagogische Krisenintervention am Parzival-Zentrum in Karlsruhe gründete und dieses bis heute leitet.

Seit 2009 hält B. Ruf Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer öffentlicher Schulen in Schweden, Portugal, Spanien, Chile, Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Kenia, Japan, Philippinen, China, Gaza-Streifen, Nordirak und in den USA. Mittlerweile wurde eine qualifizierte Weiterbildung im In- und Ausland etabliert, die Modulfortbildung Notfallpädagogik. Im Oktober 2016 gründete er mit Mitarbeitern aus der Notfallpädagogik und anthroposophischen Ärzten das Freie Internationale Institut für Notfall- und Traumapädagogik (IINTP) in Karlsruhe. Seit Mai 2017 findet dort jährlich eine Weiterbildung in der Traumapädagogik statt.

Um neue Strukturen für die Arbeitsbereiche der Notfallpädagogik zu schaffen, wurde der Verein „Notfallpädagogik ohne Grenzen“ gegründet.
(Siehe: Zur Person – Bernd Ruf (bernd-ruf.de))


Das Interview (Teil 1)

Frage: Herr Ruf, Sie haben auf der Grundlage der Waldorfpädagogik eine Notfall- und Trauma-Pädagogik entwickelt, die Sie u. a. zu vielen Auslandseinsätzen geführt hat. Wie ist es bei Ihnen dazu gekommen?

Bernd Ruf:
Eigentlich begann alles im Sommer 2006 bei der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Die Stadt Stuttgart war eine der Austragungsorte der Spiele und ihr Oberbürgermeister veranstaltete als Kulturbegleitprogramm ein UNESCO-Friedensfestival, zu dem er 2006 Jugendliche aus aller Welt eingeladen hatte. Das Oberhaupt der Landeshauptstadt Baden-Württembergs wusste, dass aus der Schwabenmetropole nicht nur bedeutende Industrie- und Wirtschaftsprodukte, wie die Fahrzeugmodelle von Porsche und Mercedes-Benz, die Kolbentechnik von Mahle oder elektronische Erzeugnisse von Bosch, die Welt beglückten, sondern auch, dass von der Stuttgarter Uhlandshöhe aus ein pädagogisches Modell ausstrahlte, das inzwischen weltweit in über 80 Ländern Schule macht: die Waldorfschulbewegung. Deshalb lud die Stadt auch 300 Waldorfschüler aus 16 Nationen zum Kulturbegleitprogramm der Fußballweltmeisterschaft nach Stuttgart ein. Ich wurde mit der Koordination und Betreuung der jugendlichen Waldorfschüler aus aller Welt beauftragt.

Mitten in das internationale friedenspädagogische Event hinein platzte dann der israelisch-libanesische Krieg. Die Infrastruktur des Libanons wurde durch israelische Luftangriffe schwer beschädigt, Flughäfen, Brücken und Hauptverkehrsstraßen wurden größtenteils zerstört und der Süden des Landes vorrübergehend von israelischen Truppen besetzt. Die 21 Schüler der Waldorfschule in Beirut, der einzigen Gruppe von Jugendlichen mit Behinderung des Stuttgarter UNESCO-Friedensfestivals, war die Rückreisemöglichkeit in ihre Heimat verunmöglicht.

Die libanesische Jugendgruppe fand in der Stuttgarter Karl Schuberth Schule gastfreundschaftliche Herberge, und die Stadt Stuttgart scheute weder Mühen noch Kosten, um den unfreiwilligen Besuchern mit einem Non-Stopp-Programm ihren Aufenthalt erträglich zu gestalten. Die deutschen Organisatoren waren beruhigt und glücklich, die libanesischen Jugendlichen außerhalb des Kriegsgebietes geborgen zu wissen und wähnten sich sicher, dass die übrige Welt es genau so sehen würde.

Mitnichten! Die libanesischen Partner drängten immer mehr zur Heimkehr. Die Familien der Jugendlichen bedrängten die fassungslosen deutschen Partner, auf eine baldige Heimreise der Gruppe hinzuarbeiten. Die Jugendlichen reagierten auf die angespannte Lage mit immer stärkeren, ihren individuellen Störungsbildern entsprechenden Symptombildungen. Die Gesamtsituation wurde zunehmend instabiler. Den Hintergrund des Konflikts bildeten unterschiedliche kulturelle Werte und Traditionen: Im Libanon rückt die Familie in einer existentiellen Bedrohungslage zusammen: man versammelt sich, um ggf. gemeinsam zu sterben.

Schließlich entschlossen sich die Verantwortlichen der Stadt Stuttgart dem Drängen nachzukommen und die Gruppe nach Beirut, und das hieß in den Krieg, zurückzuführen. Ausgerüstet mit einem Schutzbrief der UNESCO und nach detaillierten Absprachen mit den libanesischen Behörden und der israelischen Militärführung konnte die Jugendlichen nach einer zweitägigen Reise auf abenteuerlichen Pfaden über Syrien und den Norden Libanons unversehrt ihren glücklichen Eltern in Beirut übergeben werden. Die deutschen Begleiter wurden anschließend vom libanesischen Staatspräsidenten empfangen und ausgezeichnet. Die Rückführungsaktion fand in den Medien Süddeutschlands und des Libanons starke Resonanz.

Was in den Medien aber nicht berichtet wurde: Die deutschen Helfer erlebten im Libanon etwas, was sie bisher nur aus dem Fernsehen kannten – Krieg hautnah. Und sie trafen in den Flüchtlingslagern auf die menschlichen Opfer, die Kollateralschäden politischer Interessen: traumatisierte Kinder – verstört, bleich, apathisch, mit mattem, leerem Blick, ihrer Kindheit beraubt. Jeder Heil- und Sonderpädagoge weiß, wie verhältnismäßig einfach und nachhaltig es ist, diesen Kindern im Anfangsstadium der Traumatisierung bei der Verarbeitung ihrer Erlebnisse zu helfen und wie beschwerlich sich nachhaltige Hilfe zu einem späteren Zeitpunkt, an dem sich traumabedingte Symptome und Reaktionsbildungen bereits chronifiziert haben, gestalten wird. Wer traumatisierten Kindern mit pädagogisch-therapeutischen Blick in die Augen sieht, weiß, was zu tun ist.

Zurück in Deutschland stellte ich Teams pädagogischer und medizinisch-therapeutischer Fachkräfte zusammen, die immer wieder in die Flüchtlingszentren des Libanon reisten, um dort mittels pädagogischer Methoden, Kindern und Jugendlichen bei der Verarbeitung Ihrer traumatisierenden Erlebnisse beizustehen. Damals entstanden die ersten Konzepte einer pädagogischen Krisenintervention, die wir „Notfallpädagogik“ nannten.

Seit 2006 habe ich inzwischen 130 notfallpädagogische Einsätze in Kriegen und Bürgerkriegen, nach Terroranschlägen sowie nach Zivil- und Naturkatastrophen weltweit geleitet. In 30 Ländern konnten notfallpädagogische Einsatzteams aufgebaut werden, die sich zu einem Verbund „Notfallpädagogik ohne Grenzen“ zusammengeschlossen haben. Über 1000 Menschen nehmen gegenwärtig weltweit das modulare Fortbildungsangebot der Akademie von Notfallpädagogik ohne Grenzen wahr (www.nfp-og.org).


Was ist ein Trauma? Wie kommt es bei Kindern zu einem Trauma und woran erkennt man es?

Bernd Ruf:
Ein Trauma ist eine schockartige Erstarrung (freeze) angesichts überwältigender Hilflosigkeits- und Ohnmachtsgefühle, die von einem Ereignis ausgelöst werden, das existenzbedrohend wirkt und nicht bewältigt werden kann. Solange sich die Trauma-bedingte Schockstarre nicht löst, kann die verursachte seelische Wunde nicht heilen. Leidvolle psychische und psychosomatische Reaktionen sind dann oftmals die Folge. Sie leiden an ihren schrecklichen Erinnerungen, die sie zwanghaft überfallen und immer wieder Todesängste auslösen (Flahback). Sie können nicht vergessen. Für andere sind die Erlebnisse so unerträglich, dass sie das Geschehen ins Unterbewusstsein abdrängen und überhaupt nicht mehr erinnern können (Amnesie).

Rhythmusstörungen wie im Verhältnis Erinnern-Vergessen können nach Traumatisierungen häufig auftreten und zeigen sich in Form von Schlafstörungen, Essstörungen, Bewegungsstörungen und Verdauungsstörungen. Hinzu kommen Konzentrationsstörungen, begleitet von Nervosität und Übererregung. Viele Kinder sind nach traumatischen Erfahrungen traurig, depressiv und wie gelähmt. Andere sind wütig, aggressiv und geben sich hyperaktiv. Wieder andere sind gefühllos oder fühlen sich innerlich leer. Man kann verstehen, dass Kinder mit furchtbaren Erlebnissen alles zu vermeiden versuchen, was Erinnerungen an das traumatische Geschehen auslösen könnte (Trigger). Das können Orte, Personen, Gerüche, Gegenstände, Farben, Geräusche u.v.a. sein. Die Strategie des Vermeidungsverhaltens und irrationale Schuldgefühle beeinträchtigen schließlich das Alltagsleben und belasten die sozialen Beziehungen.

Ein Trauma ist zunächst eine Verletzung und keine Krankheit. Verletzungen heilen meist von alleine, sofern unsere Resilienz (Widerstandskraft, hl) für den Wundheilungsprozess ausreicht. Wunden können aber auch infizieren und dann zu schweren Krankheitsverläufen führen. In den ersten Wochen und Monaten nach einer Traumatisierung entscheidet sich erst, ob das traumatische Erlebnis verarbeitet und in die Biografie integriert werden kann oder ob das schmerzvolle Erleben unverarbeitet verdrängt wird und so oft lebenslange leidvolle Trauma-Folgestörungen entstehen werden. Chronifizierte (chronisch, dauerhaft gewordene, hl) Traumata können das Leben schließlich völlig aus der Bahn werfen. Schwere Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Panikattacken, aggressive oder autoaggressive Impulse, Gewaltkriminalität sowie suizidales Verhalten hervorrufen und letztendlich sogar zu einem Biographiebruch führen.

Traumatische Erstarrungen behindern die weitere physische, psychosomatische und mentale Entwicklung. Ganze Gehirnareale können blockiert werden und sich danach nicht mehr weiterentwickeln. Dabei ist das Lebensalter, in dem das Trauma eintritt, entscheidend. Es ist ein großer Unterschied, ob ein ausgebildeter Organismus traumatisiert wird, oder ob sich der Organismus erst in Entwicklung befindet. Je jünger das Kind im Moment der Traumatisierung ist, desto höher ist also das Risiko für die Entwicklung schwerwiegender Trauma-Folgestörungen.

Traumata fixieren die Opfer in der Vergangenheit und haben das Potential, Zukunft zu verhindern, weil die Entwicklung möglicherweise zum Stillstand kommt und Neues überhaupt nicht mehr aufgenommen werden kann. Hier können ggf. auch die Ursachen für komplexe Lern- und Sozialstörungen im schulischen Kontext zu finden sein. Traumatisierungen verändern das Leben meist nachhaltig!


Wie groß schätzen Sie nach Ihren Erfahrungen das Ausmaß traumatisierter Kinder in der Welt ein?

Bernd Ruf: Immer wieder müssen Kinder und Jugendliche Unfassbares erleiden. Sie erleben den Verlust von Bezugspersonen, werden in schwere Unfälle verwickelt oder müssen sich krankheitsbedingt medizinischen Eingriffen unterziehen. Sie werden Opfer von Naturkatastrophen, Kriegen, Folter und Vertreibung oder werden von ihren Bezugspersonen vernachlässigt, sexuell missbraucht und misshandelt. Wenn das Unbegreifliche eintritt, wird das Leben dieser Kinder und Jugendlichen nachhaltig verändert. Dabei sind die Folgen der Erlebnisse umso gravierender, je jünger das Kind ist und je enger die Beziehung zur verursachenden Person ist. Das Gehirn eines Kindes ist bei seiner Geburt etwa zu 25 Prozent entwickelt. Die meisten neuronalen Vernetzungen entstehen erst später. Nach dem jetzigen Forschungstand sind die Prägungen der ersten beiden Lebensjahre trotz der unglaublichen Plastizität des Gehirns irreversibel.

Krisen, Kriege und Katastrophen haben in den letzten Jahren weltweit massiv zugenommen. Damit kann auch, zumindest zum Teil, die explosionsartige Steigerung der Traumatisierungen erklärt werden. Weltweit hat sich die Anzahl der Naturkatastrophen innerhalb der letzten 40 Jahre mehr als vervierfacht. Millionen Kinder und Jugendliche sind jährlich von Naturkatastrophen betroffen. Gerade für Kinder und Jugendliche stellen Katastrophen hohe Stressanforderungen. Viele sind nicht in der Lage, ihre traumatisierenden Erlebnisse angemessen zu verarbeiten.

Die Zahl der Kinder, die in Kriegen leiden müssen, war noch nie so hoch wie heute. Etwa 420 Millionen Kinder unter 18 Jahren leben nach Auskunft der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. weltweit in einem Konfliktgebiet. Fast jedes fünfte Kind ist von Krieg oder Konflikten betroffen. Hunderttausende Kinder sterben infolge bewaffneter Konflikte, Millionen werden traumatisiert.

Immer häufiger werden Kinder und Jugendliche mediale Zeugen von Amok-Situationen, School-Shootings und Terroranschlägen.
Dies erschüttert wie alle traumatischen Extremstress-Erfahrungen die basalen Grundannahmen der Betroffenen über Selbst und Welt. Diese Grundannahmen beinhalten die Themenbereiche: Gutartigkeit und Sinnhaftigkeit der Welt sowie den Selbstwert.
Alle Bereiche, die auch mit unserem Sicherheitserleben zusammenhängen, werden durch schwere Traumatisierungen massiv geschädigt. Mittel- und langfristig können sich daraus massive Trauma-Folgestörungen ergeben und als Depressionen, Suchtmittelmissbrauch oder suizidales Verhalten äußern.

Nach Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe sind gegenwärtig über 100 Millionen Menschen auf der Flucht. Etwa 50 Prozent von ihnen sind unter 18 Jahre, also Kinder. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie auf der Flucht machen, hinterlassen oft tiefe seelische Verletzungen. Ängste, Depressionen, Schlafstörungen und langanhaltende psychosomatische Erkrankungen beeinträchtigen dann ihre Entwicklung nachhaltig.

Laut einer Studie der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) vom Januar 2018 über die psychische Gesundheit von Migranten in Deutschland sind 600 000 Flüchtlinge, also jeder Dritte, traumatisiert. 58% dieser Menschen sogar mehrfach: bei 60% der Betroffenen handelt es sich um persönliche Kriegserlebnisse, mehr als 40% wurden direkt von Bewaffneten angegriffen, jeder Dritte erlebte die Verschleppung oder Ermordung von nahestehenden Personen, jeder Fünfte musste Folter erdulden. Etwa 50 Prozent dieser traumatisierten Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche, wobei die Unbegleiteten minderjährigen Ausländer, die ohne Bezugspersonen fliehen müssen, die vulnerabelste Gruppe darstellen.

Nicht immer müssen bei Kindern belastende Erlebnisse in so extremer Form auftreten, um anhaltende leidvolle Symptome hervorzurufen. Weltweit berichten Eltern und pädagogische Fachkräfte seit Jahren von auffallenden Veränderungen, die sie an den Kindern beobachten. Die Kinder scheinen feinfühliger, sensibler, dünnhäutiger und gleichzeitig weniger belastbar, verletzlicher und krankheitsanfälliger zu werden. In dieser beschriebenen Vulnerabilität könnte eine weitere Ursache für die offensichtlich zunehmend höhere Trauma-Anfälligkeit von Kindern und Jugendlichen zu suchen sein. Diese Kinder erleben und bewerten Erlebnisse anders als Erwachsene. So können auch der Tod eines Haustieres, Trennungserfahrungen oder ein Umzug traumatisch wirken.
Besonders Medienkonsum kann Kinder traumatisieren. Und wenn ein Trauma eintritt, ist dann nichts mehr, wie es vorher war!

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Teil 2 des Interviews über die traumatischen Folgen der staatlichen Corona-Maßnahmen wird demnächst veröffentlicht.

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Autor: hwludwig

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