Für wen darf ich, bitteschön, sterben

Unter diesem Titel hat Privatdozent Dr. Josef Thoma in seinem neuesten Video einen trefflichen Kommentar zur Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland verfasst. Es geht um die Macht weniger über Leben und Tod der Menschen. „Müssen die Menschen es sich immer und immer wieder gefallen lassen, zum ewigen politischen Ruhm eines jeden kriegsgeilen Schnösels und Sandkastenfeldherrn zu Verstümmelung, Invalidität und Tod befohlen zu werden?“ Wir bringen nachfolgend das Transkript dieses zum gründlichen Nachdenken auffordernden Videos Dr. Thomas. (hl)

1. Weltkrieg (Deutsches Historisches Museum) – Die Zerstörungskraft ist ja heute noch in unvorstellbarer Weise gewachsen

Für wen darf ich bitteschön sterben?

Ein Kommentar zur Wiedereinführung der Wehrpflicht

von Dr. Josef Thoma

Kriegsminister Pistorius will im Indopazifik, Sprachgenie Baerbock in Gaza, Feldmarschall in Spe  Kiesewetter in der Tiefe Russlands endlich für Ordnung sorgen, und der Sargnagel der FDP, Strack- Zimmermann, weiß auch schon, wo man das nötige Kanonenfutter dafür zusammenkratzt. Schon der nach eigener Einschätzung größte Feldherr aller Zeiten hatte es leidvoll erfahren müssen:
Wenn man gegen den Rest der Welt Krieg führt, braucht man genug Menschenmaterial.

Deswegen sollen nun zunächst an 900.000 wehrfähige Personen Musterungsbögen verschickt werden, und jeder Reservist muss nun Auskunft geben, ob er sich für den Krieg, fürs Töten und fürs Getötet-werden eignet.

Die meisten derjenigen, die so wacker über Kriegstüchtigkeit und über Krieg schwadronieren, wissen offensichtlich nicht, was Krieg bedeutet, so seltsam das klingen mag. Aber aus den Rohren der Feldhaubitzen kommen nun mal keine Negerküsse, Jagdbomber feuern keine Wärmepumpen, und bei der Flucht vor der Feuerwalze eines Nahpalmangriffs reduziert sich die Frage, ob man nicht wieder einmal sein Geschlecht wechseln könnte, auf ein Problem von eher untergeordneter Bedeutung.

Wenn Sie wirklich wissen wollen, was Krieg in seiner unappetitlichen Grausamkeit bedeutet, dann hören Sie die Berichte amerikanischer Helikopterpiloten, die in den Jahren 1964 bis 1973 verwundete Soldaten aus dem vietnamesischen Dschungel herausholten. Da lagen sie auf- und nebeneinander auf dem Boden des Laderaums des Hubschraubers mit heraushängenden Gedärmen, Blut spritzte aus den Stümpfen weggeschossener Gliedmaßen bis an die Decke, und die, die noch lebten, riefen nach ihrer Mutter. Nach der Landung wurden die Überreste aus dem Flieger getragen. Und dann kamen die mit den Wasserschläuchen, um die Ladeflächen von Blut zu säubern für den nächsten Einsatz.

Und wofür und auf wessen Befehl sind sie gestorben? Auf die Schlachtbank wurden sie getrieben von Politikern, deren Hauptanliegen es war, den Preis für einen Waffenstillstand in die Höhe zu treiben, den kommenden Wahlkampf nicht zu gefährden, dem politischen Gegner eins auszuwischen, sich als tatkräftige Helden in Szene zu setzen und ihre ganz persönlichen kruden Fantasien von Gott und der Welt zu verwirklichen. Gestorben für nichts und wieder nichts.

Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollten, vielleicht weil Sie zu viel Siegesparaden oder Werbefilme des Militärs gesehen haben:
Jeder Soldat ist in letzter Konsequenz auch zum Sterben da.

Der Schriftsteller Joachim Fernau hat einmal geschrieben: „Sterben ist schwer, für etwas sterben, ist leicht.“ Na ja, so ganz sicher bin ich mir da nicht. Fragen Sie mal die Hinterbliebenen. Und die Zerfetzten, Verbrannten, Verstümmelten würden dazu vielleicht auch gerne noch etwas sagen. Aber dazu ist es zu spät. Wenigstens haben sie nicht den Schuss, der sie tötete, gehört.

Nun stellt sich für jede Armee, jedes Militär seit Menschengedenken die immer und immer wieder gestellte und ebenso oft ängstlich vermiedene Frage, für wen Soldaten töten und sich töten lassen müssen, und wer mit welchem Recht Ihnen hierfür den Befehl geben darf.

Oder wenn Ihnen das nicht deutlich genug ist:
Müssen die Menschen es sich immer und immer wieder gefallen lassen, zum ewigen politischen Ruhm eines jeden kriegsgeilen Schnösels und Sandkastenfeldherrn zu Verstümmelung, Invalidität und Tod befohlen zu werden, nur weil es die auf der Partei- und sonstigen Karriereleiter nach oben geschafft haben und dort möglichst lange verbleiben wollen?

Ich bin kein realitätsferner Träumer. Sich und vor allem diejenigen, die einem lieb und teuer sind, bei einem direkten Angriff zu verteidigen, ist in meinen Augen eine Selbstverständlichkeit. Von daher waren der Spruch der vereinigten deutschen Linken „Lieber rot als tot“ und die Wehrdienst-Verweigerungen eines nicht geringen Teils unserer derzeit regierenden Klasse für mich nie etwas anderes als ein Ausdruck persönlicher Feigheit.

Aber weder in der Ukraine, noch in Indochina, noch in Gaza und auch nicht am Hindukusch, um diesem schwachsinnigen Spruch endlich die letzte Ehre zu geben, wurde Deutschland angegriffen. Ganz im Gegenteil, im Falle der Ukraine hatte man Verträge gebrochen, sich Friedensverhandlungen verweigert, die Gegenseite provoziert, wo immer sich Gelegenheit dazu bot, um dann Zeter und Mordio zu schreien, als der Provozierte genau das machte, was man von ihm erwartet hatte.

Im Deutschland unserer Tage ist das aber alles noch nicht irre genug. Da wurde vor dem Landgericht in Halle in einem der bescheuertsten Prozesse der Nachkriegszeit ein Politiker unter dem Gejohle der Altparteien für den Spruch „Alles für Deutschland“ abgestraft. Auf der anderen Seite kann es denselben Politkrakeelern nicht schnell genug gehen, das Volk endlich wieder kriegstüchtig zu machen, was de facto ja nichts anderes heißt, im Bedarfsfall Gesundheit und Leben, also alles für Deutschland hinzugeben.

Apropos: Deutschland hört sich in Deutschland inzwischen so an (wird eingeblendet, min. 6:40):

„Ich wollte, dass Frankreich bis zur Elbe reicht und Polen direkt an Frankreich grenzt“, Sieglinde Frieß, Die Grünen, Rede im Deutschen Bundestag.

„Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen. Und ich weiß es bis heute nicht“, Robert Habeck, Die Grünen.

Und jetzt frage ich Sie noch einmal:
Für wen sollen wir, unsere Kinder und Enkelkinder bitteschön sterben?

Ihrer Antwort entgegensehend

mit freundlichen Grüßen
Ihr Josef Thoma

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Video: